Jesuiten 2013-3

Ligeti an der Kölner Kunst-Station Sankt Peter Im 20. Jahrhundert wird in der Architektur der Raum neu gedacht. Statt Ornamentik und Skulptur treten Kontur und Öffnung in den Mittelpunkt. In der Musik ist eine ähnliche Veränderung zu beobachten. Die Gestaltung wirkt wie ein freier Raum, der sich von Verzierungen und Bindungen löst, der quasi in den Weltraum eintritt. Als 1962 György Ligeti mit „Volumina“, Mauricio Kagel mit „Improvisation ajoutée“ und Bengt Hambraeus mit „Interferenzen“ die Orgel quasi zum Werkzeug ihrer Musik umdeuteten, sprengten sie damit eine noch vom Nationalsozialismus geprägte, neobarocke Stilistik und legten ein Instrument frei, das völlig neue Räume eröffnet. Der Regisseur Stanley Kubrick hat in seinem 1968 entstandenen Film „2001: Odyssee im Weltraum“ die Musik Ligetis ausgiebig verwendet, unter anderem das Zwillingswerk zu „Volumina“, „Atmosphères“ für Orchester. Dass der Film im Weltraum spielt, ist wohl kein Zufall. Der von Peter Bares konzipierten Orgel für Neue Musik in Köln ist es zu verdanken, dass ich die Musik Ligetis mit neuem Zugriff interpretieren konnte. Ligeti hat 1968 im Vortrag der Walcker-Stiftung „Was erwartet der Komponist der Gegenwart von der Orgel?“ gefordert, das Teiltonspektrum der Orgel zu erweitern, glocken-, metall- und sprachähnliche Klänge zu integrieren sowie die Windzufuhr zu flexibilisieren. Diese Möglichkeiten verwirklicht Bares 2004 in Köln. Die CD erscheint beim Label Wergo und ist im Fachhandel erhältlich. Dominik Susteck Neue Musik an der Orgel von Sankt Peter Spiegelungen. Improvisationen. Kunst-Station 2008. Karlheinz Stockhausen: Tierkreis. Wergo 67362. Wolfgang Rihm: Orgelwerke. Wergo 67512. Jörg Herchet: Komposition 1, VIII. Querstand VKJK 1233. Adriana Hölszky: Wie ein gläsernes Meer. Orgelwerke. Wergo 67892. György Ligeti: Volumina. Orgelwerke. Wergo 67572. Medien CD 29 Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt

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