Jesuiten 2013-3

Neue Priester braucht das Land Jesuiten und Priesterausbildung „Bildung ändert alles.“ Mit diesem Slogan wirbt ein Hilfswerk derzeit um Spenden. Das Motto beschreibt eine Grunderfahrung des Jesuitenordens. Der Gründer Ignatius hatte im Prozess seiner Bekehrung Gott selbst als seinen Lehrer erfahren. Dieses Bildungserlebnis änderte bei ihm alles: Aus dem erfolgsfixierten Edelmann wurde ein einfacher Pilger in der Schule Gottes. Langsam lernte er, in allem Gott zu suchen und zu finden. Fortan brannte Ignatius darauf, diese Lernerfahrung weiterzugeben. In den Geistlichen Übungen der Exerzitien entwickelte er so etwas wie einen Lehrplan innerer Bildung: Lernziel ist der freie Mensch, der die größere Ehre Gottes im Dienst für andere findet. Diese Bildungserfahrung der besonderen Art wollen Jesuiten weitergeben. Der sich zu Beginn der Moderne formende Orden will durch geistige und geistliche Bildung die Welt verändern. Deshalb engagierten sich Jesuiten fortan in Sachen Jugend und Bildung. Immer geht es um eine (Herzens-)Bildung, die Gott an keiner Stelle ausschließt. In den verschiedensten Kontexten gestalten sie deshalb Schule und erkennen darin ihren Beitrag, Kirche und Gesellschaft zu erneuern. Jugendliche sollen schrittweise und ganzheitlich lernen, sich im Einsatz aus Glauben für die Gerechtigkeit als „Menschen für andere“ zu begreifen. Um diese fromme und gleichzeitig weltliche Bildungsvision mitten in der Kirche zu verorten, wollte schon Ignatius Priester als Multiplikatoren gewinnen. So kamen Priesterseminare als ideale Lernorte in den Blick. Weil gute Bildung auch in der Kirche alles ändern kann, engagieren sich Jesuiten in der Ausbildung von Priestern und Seelsorgern. Option für den Primat der Seelsorge: Den Menschen helfen Die Motivation des Ignatius ist durch und durch pastoral. Sein Ideal, „den Seelen helfen“, bezeichnet den Kern jesuitischer Identität. Der Primat der Seelsorge, nicht als klerikal-priesterliche Standespflicht, sondern als ein antwortender Dienst ist das Markenzeichen des Ordens in seinen so unterschiedlichen Aktivitäten. Im Zentrum steht Jesus und die authentische Weitergabe des Glaubens an sein Handeln in der Gegenwart. Dafür sollen Priester glaubhaft und glaubwürdig einstehen können. Die Exerzitien haben die Kirche im Sinne einer Option für die Seelsorge verändert. Von den 25 Priesterseminaren in Deutschland haben 17 jesuitische Vorgängerinstitutionen. Heute trägt die Gesellschaft Jesu im deutschen Sprachraum die Verantwortung für drei Priesterseminare: An erster Stelle steht das noch von Ignatius gegründete Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom, das Collegium Canisianum in Innsbruck und das Priesterseminar Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Dazu arbeiten zwölf Jesuiten als Spirituale in der Seminarausbildung künftiger Priester (derzeit in Brixen, Er- 30 Vorgestellt Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt

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