Jesuiten 2013-4

Im Grunde verstehen beide Söhne nicht, was sie an ihrem Vater haben. Der Jüngere sagt: Mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Ich gehöre nicht mehr zur Familie, weil ich Recht und Ordnung verletzt habe. Der Vater sieht das völlig anders. Er bekundet: Es gibt einen Neuanfang. Ich bereite dir ein Fest aus Freude, weil du wieder da und mit mir verbunden bist. Der Ältere grollt, er kommt aus seinen eingefahrenen Mustern nicht heraus: Hier ist gut, da schlecht, und ich gehöre zu den Guten. Der Schuldige muss gefälligst büßen. Der Vater bittet: Komm doch rein zum Fest. Jesus appelliert mit dieser Geschichte an die verhärteten Frommen. Seine Geschichte endet offen. Sie ist ein Appell – bis heute: Wer an den Gott Jesu Christi glaubt, der soll sich mit anderen versöhnen und das große „Ja“ zu allem Geschaffenen leben. Klar, Unrecht bleibt Unrecht. Das muss benannt, notfalls bekämpft und durchlitten werden. In all dem bleibt jedoch die Hand der Versöhnung ausgestreckt. Das lebt Jesus vor bis zum Kreuz, bis zur Bitte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Er bittet uns: Richtet euch aus an meinem Abba. Lasst euch mit ihm versöhnen. Ihr werdet merken: Der Weg der Versöhnung ist der Königsweg zum Heil. Das ist auf dieser heillosen Erde nie leicht und einfach, doch das Wagnis der Versöhnung lohnt sich. Ihr werdet erfahren: Gott ist grenzenlose Güte, Barmherzigkeit, und am Ende, beim Fest der Versöhnung, wird er alles in allem sein. Bittet täglich: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Aus dieser Grundhaltung könnt ihr jetzt schon mit dem ewigen Freudenfest beginnen. Karl Kern SJ 15 Jesuiten n November 2013 n Glauben Der verlorene Sohn

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