Jesuiten 2013-4

Der Weg der Versöhnung ist der Königsweg zum Heil. Versöhnung „Lasst euch mit Gott versöhnen.“ Diese Bitte an alle Menschen heranzutragen, ist christlicher Grundauftrag (2 Kor 5,20). Christen sollten das selbst vorleben. Wie geht das? Indem ich „Ja“ sage zu mir selbst, „Ja“ zu meinen Mitmenschen und „Ja“ zu Gott. Aus dem Glauben an Gott kommt die Kraft der Bejahung, erwächst Versöhnungsbereitschaft. Der Gott Jesu Christi ist einer, der zu allem Geschaffenen in seinem Sohn das große „Ja“ gesprochen hat (2 Kor 1,19). Für diesen Abba der einladenden, offenen Arme ist Jesus eingetreten. Mit dieser Gottesvision wollte er alle in Israel sammeln. Das ist nicht gelungen. Er selbst wurde zum Außenseiter. Er provozierte Gegenkräfte und lieferte sich der blinden Unversöhntheit aus. Seine offenwehrlose Haltung am Kreuz zeigt es. Doch er blieb sich selbst und seinem Gott treu bis zum bitteren Sterben. Einmal hatte er den ungeheuren Satz gesagt: „Alle Sünden und alle Lästerungen – werden vergeben.“ (Mk 3,28) Jesus spricht hier von den Verfehlungen, die Menschen einander antun, und von den Verfehlungen gegenüber Gott. Eine solch grenzenlose Vergebungsbereitschaft ist unglaublich – aber wahr. Jesus ging für diese Vision in den Tod und wurde in der Auferstehung von Gott bestätigt. Für uns Christen ist Jesus von Nazareth der Gottmensch. An seiner Lebensart sehen wir, wie Gott wirklich ist. Jesus, die Ikone Gottes, lässt sich mit Sündern ein, wie den Zöllnern. Er isst mit ihnen, pflegt Gemeinschaft, und das ärgert die Frommen. Wie kann einer sich mit denen gemein machen? Um sich zu rechtfertigen, erzählt er die Geschichte vom Barmherzigen Vater (Lk 15,1f.11-32). Die beiden Söhne verkörpern zwei Menschentypen. Der Jüngere will das Leben in vollen Zügen genießen. Er geht weg aus der Enge des Vaterhauses. Mit der vorzeitigen Auszahlung sagt er: „Alter, du bist für mich wie tot“, denn das Erbe kriegt man erst nach dem Ableben des Vaters. Der ältere Bruder ist genauso befangen. Er sitzt in einem Käfig aus Pflicht und Korrektheit. Das lebendige Mitgefühl ist verkümmert. Der Vater, ganz anders: Der Jüngere kommt zurück, und er rennt ihm entgegen, umarmt ihn, macht keinerlei Vorwürfe. Er setzt ihn völlig unerwartet in seine alte Würde ein. Das ist mehr als Versöhnung. Der Vater feiert ein Fest für und mit dem Verlorenen, was der Ältere nicht akzeptieren kann. 14 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

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