Jesuiten 2013-4

Leiden und Tod haben nicht das letzte Wort. Leiden und Tod Das Leiden und der Tod stellen die größten und bedrängendsten Anfragen an den christlichen Glauben dar. Wie kann ein gütiger Gott eine solche Welt erschaffen, in der Leiden, Kampf, Verletzung, Qual, Niedergang, Verfall und Tod natürlich und allgegenwärtig sind? „Wie kann man nach Auschwitz noch beten?“ Eine Antwort lautet: „Weil Menschen in Auschwitz gebetet haben.“ In den tiefsten Abgründen menschlicher Existenz hallt immer noch ein Ruf nach Gott. Die Existenz des Leidens zerstört dem menschlichen Herz also nicht die Hoffnung auf göttliche Nähe und Trost. Selbst Hiob, der so viel erdulden musste, bleibt Gott treu. Die Hoffnung, dass Tod und Leiden nicht das allerletzte Wort haben, ist ein Fundament religiöser Existenz. In dem Film „Adams Äpfel“ (2005) schlägt der Wind dem Neonazi Adam immer wieder die Bibel auf den Seiten des Buches Hiob auf. Und das will sagen: Ihr Gewalttäter seid nicht die Herren der Geschichte, der geschundene Mensch erfährt letztlich Gerechtigkeit, weil der gerechte und gütige Gott ihn nicht fallen lässt, auch wenn es manchmal im Leben genauso aussieht, als wäre Gott vollkommen abwesend. So ist das Leiden an Übel und Bösem einerseits die größte Anfrage an Gott, aber Gott ist auch die größte Antwort auf die Frage des Leidenden. Nur Gott allein hat die Kraft, dem Schrei der gequälten Kreatur einen Hoffnungsschimmer entgegenzusetzen, dessen Licht sogar den Tod verglühen lässt. Und wäre es einem gütigen Gott überhaupt möglich, eine endliche Welt zu schaffen, in der es kein Leiden gibt? Auch ein allmächtiger Gott kann keine zeitliche, materielle Welt schaffen, in der die ständige Veränderung nicht auch Leiden hervorruft. Man muss nicht gleich unsere Welt für die beste aller möglichen Welten halten, aber manches Leiden ergibt sich sozusagen aus der Natur der Endlichkeit, es ist unvermeidlich. Auch das moralisch Böse ist nicht unmittelbar durch Gott zu verantworten. Es stammt aus den freien Entscheidungen der Geschöpfe. Wären wir unfreie, von Gott manipulierte Marionetten, dann könnte er böse Taten wirksam verhindern. Wenn er aber wirkliche Freiheit will, dann muss er in Kauf nehmen, dass Menschen sich immer wieder für das Böse entscheiden. Diesen Gedanken kann man auf die ganze Schöpfung ausdehnen. Warum gibt es in der 13 Milliarden Jahre währenden Geschichte des Kosmos eine Evolution des Lebens auf unserem Planeten von mehr als 18 Schwerpunkt Jesuiten n November 2013 n Glauben

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