Jesuiten 2013-4

3 Milliarden Jahren? Das ist ein mühsames Werden und Vergehen. Arten entstehen und verschwinden wieder, jedes einzelne Wesen muss um die Existenz kämpfen und scheitert oft kläglich. Aber: Wenn Gott einen „freien“ Kosmos will, der sich, mit eigenen schöpferischen Kräften ausgestattet, vom Urknall her selbst entwickelt, dann ist dieser lange Weg des mühsamen Suchens vermutlich die einzige Möglichkeit. Alles andere wäre wieder göttliches Marionettentheater. Auch der einzelne Mensch entwickelt sich, reift und wächst am Leiden. Hand aufs Herz: Wenn Sie aus Ihrem gesamten Leben die leidvollen und schmerzhaften Erfahrungen streichen würden, was für ein Mensch wären sie dann? Vielleicht äußerlich erfolgreich, aber dennoch innerlich flach und farblos? Wären Sie dann zu wirklicher Liebe und zu Mitleid fähig? Im Leben der Heiligen erfahren wir oft, dass es vernichtende Schicksalsschläge waren, die ihnen verhalfen, ihre wahre Berufung zu entdecken und dadurch viel Gutes zu bewirken. Wäre der Hl. Ignatius ohne seine schwere Kriegsverletzung nicht ein langweiliger, eingebildeter Ritter geblieben? Sogar wenn das Leid zum Tode führt, kann daraus Gutes erwachsen. Wie vielen Menschen ist das Sterben von Sophie Scholl oder Maximilian Kolbe bis heute eine Quelle der Hoffnung, der Stärkung und der Zuversicht? Es gibt also keine glasklare theoretische Antwort auf die Frage nach Leiden und Tod. Aber die Fülle der menschlichen Erfahrung deutet an, dass irdisches Leiden und göttliche Liebe kein letzter Widerspruch sind. Godehard Brüntrup SJ 19 Jesuiten n November 2013 n Glauben Heilung des Gelähmten

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