Jesuiten 2013-4

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der Kirche reden wir viel über Organisation und über Rituale, über Ämter und über Geld. Das braucht es durchaus, und am korrekten Umgang mit diesen realen Dingen bewährt sich, ob wir den Glauben leben. Dennoch: Immer wieder müssen wir zurückgehen auf den Glauben selbst. Über ihn zu sprechen, ist nicht leicht. Wir sollten es immer wieder einüben, denn nur ein ins Wort gefasster Glaube regt uns und andere an und wird zum Zeugnis. Papst Franziskus, der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri, macht es uns vor: Mit einfachen Worten spricht er über den Glauben. Man versteht den Papst, wenn er spricht, und weil sein Handeln mit seinem Reden übereinstimmt, hören die Menschen auf ihn, ja sie glauben ihm. Franziskus redet von der Barmherzigkeit, von der Zuwendung zu den Armen, vom Gang an die Grenzen, ja von der Hoffnung und von der Auferstehung. Das sind Themen unserer jesuitischen Berufung, aber viel tiefer noch sind es Themen unseres christlichen Glaubens. Der Schwerpunkt dieser von Johann Spermann SJ verantworteten Ausgabe bringt einige Grundworte des Glaubens zur Sprache: Menschsein; Glaube, Hoffnung und Liebe; Leiden und Tod; Freiheit und Auferstehung. Die Autoren schreiben persönlich, sie wollen bezeugen, was sie empfangen und erfahren haben. Sie wollen anregen, dass Sie, die Lesenden, Ihren eigenen Glauben zur Sprache bringen, ihn verlebendigen und anderen mitteilen. Glaube ist kein abgehobenes Schweben, sondern wird lebendig im Sprechen und Handeln und Vollziehen. Ohne Gott und den Glauben an ihn wüsste ich nicht, worin mein Leben seinen Sinn hat, wohin es gehen und wem ich danken sollte. Für mich ist der Glaube immer wieder – in allen Kämpfen des Alltags – jenes Fundament meines Daseins, das mir Hoffnung gibt und mich führt, das mich stärkt und tröstet und frei macht. Zum wahren Menschsein gehört der Glaube dazu. Wirkliches Menschsein verdankt sich Gott, richtet sich auf Gott hin aus, vollendet sich in Gott. Gott selbst hat uns vorgemacht, wie Menschsein geht, indem er selbst Mensch wurde: im Kind in der Krippe. Was wir an Weihnachten betrachten, ist unser vielleicht tiefstes Glaubensgeheimnis. Wir sollten es wie Gott machen: Mensch sein und immer tiefer – glaubend und hoffend und liebend – Mensch werden. Von Herzen wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedvolles, im Glauben erfülltes Jahr 2014. Stefan Kiechle SJ Provinzial 1 Jesuiten n November 2013 n Glauben

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