Jesuiten 2014-1

Anschaulich sich vorstellen, wie Christus unser Herr gegenwärtig und ans Kreuz geheftet ist, und ein Zwiegespräch beginnen. Wie er als Schöpfer gekommen ist, um sich zum Menschen zu machen, vom ewigen Leben zum zeitlichen Tod und so für meine Sünden zu sterben. Ebenso dann den Blick auf mich selber richten: was ich für Christus getan habe, was ich für Christus tue, was ich für Christus tun soll; und indem ich ihn derartig schaue und so ans Kreuz geheftet, überdenke ich das, was sich gerade anbietet. Das Zwiegespräch vollzieht sich durch eigentliches Sprechen, so wie ein Freund zum andern spricht oder ein Diener zu seinem Herrn, bald um irgendeine Gnade zu erbitten, dann sich wegen eines begangenen Fehlers anzuklagen und schließlich seine Anliegen mitzuteilen und für sie Rat zu erbitten. Und ein Vaterunser beten. (Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, 53-54) Lass uns reden, Jesus Ignatius erwartete in seinen Gesprächen mit Gott vieles: Rat, Bestätigung, Verzeihung, einen Ort zu haben für seine Bitten und Alltagssorgen, Erkenntnis und die Erfahrung von Barmherzigkeit. Wie Gott ihm antwortete, können wir aus seinen Tagebüchern erahnen. Ignatius beschreibt eine Art inneren Klang, der ihn zu Tränen rührt und ihm durch ein Wachsen an Glauben, Hoffen und Lieben in seinem Tun Richtung gab. Trost nannte er das. Und wenn er das Gegenteil verspürte, sprach er von Trostlosigkeit. In diesen inneren Erfahrungen sieht er die Antwort Gottes auf unser Sprechen und Beten. Für mich war das lange eine trockene und sehr rationale Angelegenheit. Besser spät als nie: Irgendwie war mir bis zu einem Mediationsgang durch die Hitze der australischen Sonne in der Halbzeit der Großen Exerzitien eine kleine Anweisung im Exerzitienbuch entgangen. Zu Beginn einer Gebetseinheit empfiehlt Ignatius: „Lass für die Dauer eines Vaterunsers für dich zur Wirklichkeit werden, dass Gott bei dir ist, dich ansieht. Nimm wahr, wie du vor Gott stehst und was in diesem Blick liegt.“ Vielleicht galt für mich, wie für Zachäus, dass ein distanzierter Platz besser passt, solange man die versteckte Angst in sich trägt, dass man Gott aus verschiedensten Gründen nicht zu nah unter die Augen kommen sollte. Die Sonne brannte, und ich war durstig. Ich hatte mich im Weg und in der Zeit verschätzt. Keine gute Idee! Vieles trieb mich um und buchstäblich in diese Halbwüste. Bis mir im roten Staub im Schatten eines Eukalyptusbaumes plötzlich ein Licht aufging. „Es ist gut, in seinem Blick zu sein. Er ist da. Er hält mich. Es ist wirklich wahr, dass ich sein darf, wie ich bin.“ Und plötzlich war so vieles anders. Jesus begleitete mich anders. Und die Fragen des Begleiters öffneten neue Wege: „Wie hört Gott dir zu?“, „Wie ist Gott konkret dabei für dich präsent?“, „Wie fühlt Gott zu der Sache?“ oder „Was würde Jesus dir dazu sagen?“ 19 Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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