Jesuiten 2014-1

Variation 3 Die Beine fühlen sich wacklig an, als Zachäus am nächsten Morgen aufsteht. Mit dem Aufwachen bekommt er schlagartig Angst vor der eigenen Courage gestern. In seinem Bauch fühlt er sie noch, diese Leichtigkeit und diesen Frieden, die in ihm eingekehrt waren in dem Moment, als er unter dem Blick Jesu zugegeben hatte: Ja, mein bisheriges Leben war Mist. Ich habe immer so getan, als wäre alles in Ordnung, als wäre es das Normalste der Welt, anderen das Geld abzunehmen, als träfen mich die Flüche und Verwünschungen der Reisenden nicht. Die Verachtung meiner Mitmenschen habe ich unter Neid verbucht und so getan, als ginge mich das nichts an. Alles Lüge! Ich war blind für mich selbst. Und jedes Jahr hat es mich mehr Kraft gekostet, diese Lüge zu leben. Und jetzt? Plötzlich spüre ich die Blicke aller auf mir, als stünde das allzu lang Verborgene wie eine Schrift auf meiner Stirn. Zurück will ich nicht mehr. Aber wie weiter machen? Vielleicht erst einmal den Schlüssel zum Zollhäuschen dem Verpächter zurückgeben. Und dann? Dann vielleicht heim in das Dorf meiner Eltern, meine Wurzeln suchen, da nochmal anfangen, wo mein Leben den falschen Abzweig genommen hat? Tobias Zimmermann SJ Und Deine Variation? 18 Schwerpunkt Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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