Jesuiten 2014-1

200 Jahre Wiedererrichtung des Jesuitenordens (1814-2014) Vom Vatikanum I zum Vatikanum II Jesuiten als Konzilsbegleiter Konzilien sind Sternstunden der Kirche und der Theologen. Und an beiden Vatikanischen Konzilien haben deutsche Jesuiten führend mitgewirkt. Beim 1. Vatikanum (1869/1870) stand nicht gleich zu Beginn die Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes auf dem Programm. Durch eine Verkettung bewusster Strategie einer kleinen Gruppe auf dem Konzil (bei der Jesuiten führend mitspielten) mit den Mechanismen außerkonziliarer Polarisierung der öffentlichen Meinung kam es jedoch dazu. Und speziell deutsche Jesuiten haben hier sowohl als Theologen wie als Meinungsmacher in der Öffentlichkeit eine führende Rolle gespielt, und zwar samt und sonders als Verteidiger der päpstlichen Unfehlbarkeit. Aber der Kampf wurde nicht nur in der Konzilsaula ausgefochten. Während vor allem der Münchner Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger die deutsche akademische Öffentlichkeit gegen die päpstliche Unfehlbarkeit mobilisierte, kämpften die Jesuiten aus Maria Laach in einer eigenen Schriftenreihe für das Konzil, den Papst und seine Unfehlbarkeit. Die damaligen Jesuiten lebten, schon weil sie selbst immer wieder angegriffen und verfolgt wurden, aus einer Mentalität, in der das Zusammenstehen gegen eine feindliche Welt, und dies in vorbehaltloser Solidarität mit dem Heiligen Vater, alles war. Am Vorabend des 2. Vatikanums (19621965) bestand eine völlig veränderte Situation. Gerade deutsche Jesuiten waren in den vielen Bereichen zu Trägern einer grundlegenden Erneuerung geworden. Zu nennen ist hier vor allem Augustin Bea. Zusammen mit ihm waren weitere deutsche Jesuiten beim Konzil als Berater von Bischöfen, später auch als offizielle Konzilstheologen („Periti“) beteiligt. Karl Rahner, Otto Semmelroth und Alois Grillmeier haben einen wichtigen Anteil an den Konzilskonstitutionen „Lumen Gentium“ über die Kirche sowie „Dei Verbum“ über die Offenbarung. Aber Jesuiten standen im 2. Vatikanum nicht nur auf der „progressiven“, sondern auch auf der „konservativen“ Seite. Und so ist auch an der umstrittenen „Nota explicativa praevia“ der Kirchenkonstitution, die noch einmal die souveräne Vollmacht des Papstes betont, ein deutscher Jesuit mit beteiligt: Wilhelm Bertrams, Kirchenrechtler an der Gregoriana. Was Jesuiten im 2. Vatikanum wirken konnten, ist der nachfolgenden Generation nicht mehr gegeben. Aber was die Texte, an denen sie mitwirkten, geschaffen haben, bleibt als Geschenk und Grundlage für die kommenden Generationen. Klaus Schatz SJ Der Beitrag steht ungekürzt als App unter www.facebook.com/jesuiten. 24 Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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