Jesuiten 2014-1

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Gottes „Wort“, das sind weder Buchstaben eines Buches, noch gesprochenes Wort. Gottes Wort scheint auf in der Geschichte der Menschheit, im Besonderen in der Geschichte des jüdischen Volkes, von der uns die Bibel erzählt, und in der christlichen Gemeinschaft. Gottes Wort ist vor allem aber Fleisch geworden in Jesus, der sein Leben ganz aus dem Hören und dem Vertrauen auf Gott gestaltet. Jesu Vertrautheit mit dem Abba, seinem geliebten Vater, ist so innig, dass sie zur Vollmacht wird, mit der Jesus die Kranken heilt und die Sünder dazu bringt, ihre Sichtweise und ihr Leben zu ändern. Er ist so erfüllt vom Vertrauen auf die Liebe Gottes, der uns – ein Lieblingsbild Jesu für Gott – liebt wie Vater und Mutter, dass es buchstäblich ansteckend ist. Viele Menschen folgen dem Beispiel Jesu, beeindruckt von seiner inneren Freiheit und seiner gelebten Wertschätzung aller Menschen als gleiche Geschwister. Das stellt die Machtverhältnisse nachhaltig in Frage, so dass die Mächtigen sich nur noch durch einen Justizmord zu helfen wissen. Das Vaterunser, das Jesus uns lehrt, ist eine Einladung, einzutreten in diese Vertrautheit Jesu mit Gott. Aber können wir dieses „Wort Gottes“, das durch die Lebensgeschichten der Menschen aus der Zeit Jesu zu uns spricht, auf unser Leben und unsere Zeit hin lesen? Der heilige Ignatius lädt uns zu Übungen ein, in denen dies geschehen kann: Zunächst sollen wir die biblischen Geschich- ten verkosten und vor unserem inneren Auge lebendig werden lassen in ihrer Zeit. Wie von alleine beginnt sich dann der Blick zu wenden, und wir beginnen mit den Perspektiven der Bibel und der wohltuenden Distanz der inneren Freiheit Jesu auf unsere Zeit und unser Leben zu schauen. Da erkennen wir in den biblischen Geschichten eigene Verhaltensweisen und Lebensgefühle wieder. Und plötzlich kann geschehen, dass Jesus, der eben noch mit Zachäus sprach, mich, uns, unsere Kultur meint. Wir wollen Sie in diesem Heft einladen zu einer gemeinsamen Betrachtung der Geschichte von der Begegnung Jesu mit dem Kollaborateur Zachäus. Sie beleuchtet schlaglichtartig Facetten unserer Zeit, unserer Kultur und unseres Lebens. Jedes Kind kennt die Zachäusgeschichte. Deshalb wenden wir uns in diesem Heft mit den Illustrationen von Birgit Botz auch besonders an Euch, liebe Kinder aus dem Kreis unserer Freunde. Und wie das so ist: Wenn den Kindern eine Geschichte erzählt wird, hören wir Erwachsene manchmal besonders gerne zu. Manchmal gehen uns dann die Augen und die Herzen auf. Und dann kann unser Herz anfangen, mit seinem Schöpfer zu sprechen oder mit Jesus am Kreuz, der gestorben ist, damit wir frei sind und leben. Claus Pfuff SJ Tobias Zimmermann SJ 1 Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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