Jesuiten 2014-1

Der Schauplatz Schon mit 17 verließ Mary ihr Elternhaus in Westafrika, weil die neue Frau ihres Vaters sie misshandelte und ihr Vater zu seiner Frau stand. Sie war verzweifelt und geriet in die Hände von Menschenhändlern, die sie aber erst als solche erkannte, als es schon zu spät war. Zusammen mit anderen Mädchen wurde sie in ein Nachbarland verkauft und musste mit Männern schlafen. Sie war eingesperrt auf sehr engem Raum, hatte kaum zu essen. Ihr einziger Trost war das Singen christlicher Lieder, wenn gerade keine Kunden da waren. Später wurde sie nach Osteuropa verkauft und zur Prostitution gezwungen. Man erwischte sie bei ihrer illegalen Arbeit und schob sie zurück nach Afrika, wo sie erneut in die Fänge der Menschenhändler geriet, die sie kurze Zeit später in ein westeuropäisches Land verkauften. Und wieder Prostitution, Erniedrigung, Ausbeutung. Sie durch- „Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt.“ (Lukas 19,1) Zur Zeit Jesu war das Gebiet Palästinas von römischen Machthabern besetzt. Viele Juden standen im Widerstand gegen die fremden Besatzer, die mit den Annehmlichkeiten einer neuen Stadtkultur und eines anderen Lebensstils auch fremde Philosophien und Götter mitbrachten. Fromme jüdische Gruppen grenzten sich mit Beharrlichkeit durch immer striktere religiöse Regeln von einer übermächtigen Zivilisation ab und versuchten so, ihre religiösen Wurzeln und ihre kulturelle Heimat zu bewahren. Verschiedenste politische und religiöse Gruppierungen bildeten sich in dieser Zeit heraus. Neben politischen Spannungen zeigten sich auch religiöse Hoffnungen. Viele religiöse Menschen erwarteten einen Messias, der wieder die alten Ordnungen und den vergangenen Glanz herstellen sollte. In diese Erwartungen und Auseinandersetzungen kommt Jesus nach Jericho, die Stadt, die in der Geschichte des Volkes eng mit dem Einzug ins Gelobte Land verbunden ist. Voll Spannung werden Jesus und seine Botschaft erwartet auf dem Weg nach Jerusalem. Was wird passieren? Was sind seine Worte angesichts dieser Situation? Bezieht er Stellung? Fragen über Fragen angesichts einer für viele ungerechten und doch hoffnungsschwangeren Lage. Ihr einziger Trost war das Singen christlicher Lieder. 2 Schwerpunkt Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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