Jesuiten 2014-1

lief noch zwei weitere ähnliche Stationen in Europa, bevor sie hochschwanger in Deutschland ankam und kurze Zeit später ihr Kind zur Welt brachte. Geschenk Gottes nennt sie es. Sie stellt einen Asylantrag, aber da sie große Angst hat, von ihrer Odyssee in der Prostitution zu erzählen, wird dieser als unbegründet abgelehnt. Und wieder droht ihr die Abschiebung. Abschiebung in ein Land, das für sie mit Angst und Schrecken verbunden ist. Sie beantragt einen Aufenthalt aus humanitären Gründen, weil ihr Kind krank ist, und erhält eine Duldung. Diese wird immer wieder verlängert. Seit fast fünf Jahren. Obwohl auch sie krank ist, gibt sie nicht auf. Sie weiß, dass es sich lohnt zu kämpfen. Wir haben sie dabei unterstützt, Deutsch zu lernen, und jetzt macht sie einen Nähkurs und freut sich über jedes Stück Stoff, das in ihren Händen zu einem Kleidungsstück für ihr Kind wird. Sie hat große Träume. Sie möchte in ihrem Land ein Waisenhaus errichten oder eine Stelle wie SOLWODI, die für sie zur Familie geworden ist, zum Ort der Zuflucht, um armen Frauen und ihren Kindern zu helfen. Eines Tages wird sie das verwirklichen. Davon möchte sie erzählen. Aber die Behörden interessiert das nicht. Die fragen immer wieder nach der Vergangenheit. Doch Mary spürt, dass das Leben vor ihr liegt. Sie möchte ihrem Sohn eine Zukunft bieten, ihren Beitrag leisten für eine gerechte und friedvolle Welt. Darin liegt ihre Würde, ihre Freude, ihre Hoffnung, ihr Gottvertrauen, ihre Identität. Sie lässt sich nicht unterkriegen von den vielen Schwierigkeiten und Hürden, die ihr in den Weg gelegt werden. Und wenn sie zu uns in die Beratungsstelle kommt, dann scheint die Sonne, denn sie versteht es, uns daran zu erinnern, was es heißt, von Gott geliebt zu sein. Aber ihre Situation ist nach wie vor unsicher, da man von öffentlicher Seite nicht erkennt, was für ein Schatz mit Mary in unser Land gekommen ist. Man duldet diesen Schatz nur und vielleicht schiebt man ihn auch ab, es sei denn, er ist ein Härtefall … Margit Forster CMS Uns daran erinnern, was es heißt, von Gott geliebt zu werden 3 Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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