Jesuiten 2014-2

Machen Unterschiede Unterschiede? Zur Konfessionalität des Religionsunterrichts in öffentlichen Schulen Wenn konfessioneller Religionsunterricht „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften“ (GG Art. 7, Abs. 3) erteilt wird, so richtet der Staat diesen zwar ein, aber er überträgt den Kirchen oder Religionsgemeinschaften im Rahmen des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags die Verantwortung für Ziele und Inhalte dieses Unterrichts. Der Staat schützt auf diese Weise das religiöse Selbstverständnis seiner Bürgerinnen und Bürger und garantiert die Religionsfreiheit in öffentlichen Schulen. Der Staat verfolgt also einerseits keine eigenen religiösen Interessen, er wird nicht zu einem Gottesstaat, fundamentalistisch unverständig. Der Staat verfolgt aber andererseits auch keine strikten Trennungsabsichten, er verbannt nicht alles Religiöse aus dem öffentlichen Leben. Jedoch erlauben aktuelle religionsdemographische Entwicklungen in vielen Regionen des Bundesgebiets nicht mehr die Einrichtung katholischer und evangelischer Lerngruppen. Vielmehr stehen konfessionelle Kooperation und die Klärung der Frage an, wie die grundgesetzlich geschützte Idee des konfessionellen Religionsunterrichts und damit der normative Bezug zum kirchlichen Glauben sich unter veränderten Bedingungen bewähren können. Diesen Fragen widmet sich ein jüngst in Sankt Georgen eingerichtetes Projekt zur Unterrichtsforschung – unter dem Titel: „Machen Unterschiede Unterschiede?“ Politisch brisant bleibt dieses Vorhaben auch in einer Zeit, die Martin Luther weder als Herkules Germanicus glorifiziert noch als Pestis Germaniae verteufelt und Ignatius von Loyola nicht als restaurativen Gegenspieler des Reformators reinszeniert. Heute zielen die meisten Theologiestudierenden auf das Berufsfeld Schule. Als Lehrkräfte klären sie theologische Sachverhalte, sie bezeugen aber auch den Glauben ihrer Kirche. Weil sie selbst jener religiös pluralen Welt entstammen, die ihnen in der Schule begegnet, sind sie auf Unterstützung und Fortbildung angewiesen: Es kommt auf ihre spirituelle Haltung an. Sie sollen einen Raum eröffnen, in dem Schülerinnen und Schüler sich mit Religion ist und bleibt ein Lernprozess – auch für die Lehrenden 14 Schwerpunkt Jesuiten n Juni 2014 n Ignatius und Luther

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