Jesuiten 2014-3

200 Jahre Wiedererrichtung des Jesuitenordens (1814-2014) Von Maria Laach zu den „Stimmen der Zeit“: Jesuiten-Zeitschriften 1863 hatten die Jesuiten in der ehemaligen Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel eine Ausbildungsstätte errichtet. Dort wurde auch die Gründung einer Zeitschrift „für Gebildete“ initiiert. Seit März 1865 erschienen, zunächst unregelmäßig als lose Schriftenreihe, die „Stimmen aus Maria Laach“ – mit dem Ziel, den „Syllabus“ Papst Pius’ IX. (1864), eine Sammlung verurteilter „Irrtümer der Moderne“ zu verteidigen, und anschließend an der Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70) mitzuarbeiten. Seit Juli 1871 kommen die „Stimmen aus Maria Laach“ monatlich heraus. Aber die Jesuitengesetze Bismarcks von 1872 erzwangen das Exil in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden. Seit Herbst 1914 in München, wurde der Name im November auf „Stimmen der Zeit“ geändert mit dem bezeichnenden Untertitel „Katholische Monatsschrift für das Geistesleben der Gegenwart“. „Maria Laach“ passte nicht mehr. Die Zeitschrift aus innerkirchlichen Polarisierungen herauszuhalten, nicht „gegen“ etwas anzuschreiben, sondern sich positiv im intellektuell redlichen Diskurs einzubringen, wurde Schritt für Schritt zum Leitbild der Zeitschrift. Karl Rahner SJ, der neben Oswald von Nell-Breuning SJ zu den regelmäßigsten „Artikel-Lieferanten“ der jüngeren Redaktionsgeschichte zählte, prägte den Begriff von der „kritischen Loyalität“. Klingende Namen wie die der Jesuiten Peter Lippert, Erich Przywara, Alfred Delp oder Max Pribilla (um einige zu nennen) prägten die Zeitschrift. Das Zweite Vatikanische Konzil brachte eine Öffnung, die Wolfgang Seibel SJ, von 1966 bis 1998 Chefredakteur und Herausgeber, nach ihm Martin Maier SJ (1998-2009), konsequent weiter verfolgten. Die „Stimmen der Zeit“ sind ein Minderheitenprogramm – aber mittlerweile die älteste noch erscheinende katholische Kulturzeitschrift Deutschlands. Die Artikel und Beiträge sind ein Spiegelbild dessen, was Kirche und Gesellschaft, Politik und Kultur, Literatur und Künste beschäftig(t)en. Heute gehören neue Herausforderungen wie das Internet dazu. Die „Stimmen der Zeit“ wissen sich dem Anspruch des christlichen Glaubens und dem Dienst der Kirche verpflichtet. Dass das auch bedeutet, über den (konfessionellen) katholischen Tellerrand zu schauen und an die Ränder, die Peripherien von Denken und Glauben zu gehen, dorthin, wo nicht alles abgesichert ist, das können wir von Papst Franziskus lernen. Andreas R. Batlogg SJ 24 Jesuiten n September 2014 n Radikal

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==