Jesuiten 2015-1

Autonomie – Selbstbestimmung angesichts des Todes Für immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft ist der Begriff des „guten Todes“ eng mit der Vorstellung eines autonomen, selbstbestimmten Sterbens verbunden, die sich nicht nur gegen die Zwänge einer inhumanen Apparatemedizin und eines übertriebenen ärztlichen Paternalismus richtet, sondern auch die Idee einer souveränen Bestimmung des eigenen Todeszeitpunktes einschließt. Im Gegensatz zur umgangssprachlichen Gleichsetzung der Ausdrücke „Autonomie“ und „Selbstbestimmung“ versteht man – vor allem unter dem Einfluss der Kantischen Ethik – unter einem autonomen Willen im Wesentlichen einen vernunftförmigen Willen, der sich nicht von rein subjektiven Faktoren, sondern von rationalen Gründen bestimmen lässt. Schaut man aus dieser aufklärerischen Perspektive auf die Debatte um die Sterbehilfe, dann zeigen sich zwei unterschiedliche Entwicklungen: Zum einen die Bemühungen derer, die im Namen einer recht verstandenen Patientenautonomie darauf abzielen, die medizinischen und pflegerischen Leistungen stärker als bisher am Respekt vor der legitimen vernünftigen Selbstbestimmung des Patienten zu orientieren. Die Maßnahmen reichen von einer Verbesserung der ärztlichen Aufklärung des noch entscheidungsfähigen Patienten zur Ermöglichung einer „informierten Zustimmung“ vor operativen Eingriffen über die Entwicklung innovativer Konzepte „assistierter Selbstbestimmung“, die z.B. bei neurologischen Erkrankungen die gezielte Einbeziehung emotionaler und affektiver Persönlichkeitsressourcen ermöglichen, bis hin zur rechtzeitigen Umstellung der Behandlung auf palliative Versorgung des Patienten, um die noch verbleibende Lebensqualität zu verbessern. Auf der anderen Seite stehen radikal individualistische Vorstellungen eines grenzenlosen Selbstbestimmungsrechtes, die ärztliches Handeln als wertneutrale Dienstleistung verstehen, dessen Aufgabe einzig darin besteht, die Wünsche der Patienten möglichst effizient zu erfüllen. Anhänger dieser Richtung, die bereits einen Zustand wachsender krankheitsbedingter Abhängigkeit als ‚würdelos‘ betrachten und daher dazu tendieren, Autonomie mit Autarkie zu verwechseln, sehen auch 4 Schwerpunkt Jesuiten n März 2015 n Vom guten Tod Dem Menschen kommt in allen Phasen seiner Existenz eine absolute Würde zu.

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