Jesuiten 2015-3

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er uns gleichsam entgegen.“ Wer dies, wie Alfred Delp in der Todeszelle, erlebt, den verändert diese Sicht von innen her. Der Mensch weiß sich von Gott getragen. Dieser Glaube, im Deutschen trifft das Wort Vertrauen besser, vermag uns zu erlösen aus unseren Verstrickungen, von der Angst um uns selbst, von den nicht heilenden Wunden, dem Hass … Aber zu diesem Vertrauen finden wir nicht einfach von uns aus. Delp und seine Gefährten beteten viel gemeinsam und versuchten Ihr Schicksal vor dem Hintergrund des Wortes Gottes zu verstehen. Und sie feierten gemeinsam die Eucharistie, sogar über die Grenzen der Konfessionen hinweg. Denn dieses Verstehen ist nicht nur ein intellektueller Vorgang. Es geht vielmehr darum, die Wirklichkeit zu verkosten, es zu schmecken, dass die Welt Gottes voll ist, im eigenen Leben. Dass die Welt Gottes voll ist, eröffnet sich dem Menschen also, wenn er das Wort des Evangeliums, das uns diese Hoffnung verkündet, hört und verkostet. Was er hört, spürt er zuerst in der Eucharistie, wie Jesus uns das versprochen hat, und dann im eigenen Leben. Die meisten Menschen, die heute in einen Gottesdienst gehen, suchen geistliche Nahrung in den Worten der Predigt. Wir möchten Ihnen mit unserem Schwerpunktthema keine theologische Abhandlung über die Eucharistie an die Hand geben, sondern so etwas wie eine kleine Landkarte der Eucharistiefeier, in der verschiedene Türen eingetragen sind, um ins Verkosten dessen zu kommen, der sich uns in Brot und Wein mitteilen will. Dieses Mahl will uns verändern, zu Menschen für Andere machen. „Menschen für Andere“ – das ist auch unser Anspruch als Jesuiten. Und deshalb erzählen einige der Bilder zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe, wie wir in unserem Ordensleben versuchen, „Menschen für Andere“ zu sein. Dieses Engagement hat nach unserem Verständnis seine Mitte im Geschehen der Eucharistie, in Wort und Mahl, die aufeinander verweisen. Deshalb legen wir unsere Gelübde vor der Eucharistie ab – kein abergläubisches Ritual, sondern ein betrachtendes Verkosten des Wortes und das Aussprechen der Bereitschaft, sich davon verwandeln zu lassen. Holger Adler SJ Claus Recktenwald SJ Tobias Zimmermann SJ 1 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern

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