Jesuiten 2015-3

Messe feiern 2015/3 ISSN 1613-3889

Familiengottesdienst in der Kirche St. Klara, Nürnberg © Foto: Heindl Ausgabe September/2015 Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 4 Wie stehen wir vor Gott? Herr erbarme Dich 6 Lasset uns beten: Still werden vor dem Gebet 8 Auf Gott hören in der Schrift: Das vollkommene Gesetz der Freiheit 10 Wie predigen? 12 Gott weiß es doch: Fürbitte halten 13 Erhebet die Herzen – nicht nur für den Augenblick 14 Wir bitten Dich, sende Deinen Geist auf diese Gaben herab 16 Seht das Lamm Gottes 19 Herr, ich bin nicht würdig 20 Kostet und seht, wie gut der Herr ist 21 Gesegnet sein – ein Segen sein Geistlicher Impuls 22 Namen Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Personalien 28 Jubilare / Verstorbene Medien 29 Ignatianische Impulse Vorgestellt 30 Kirchenasyl 33 Autoren dieser Ausgabe Die besondere Bitte 34 Tun wir genug für Flüchtlinge? 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden 6 Virtualität aus der Schulperspektive 8 Mailgewitter & Twitterstürme 10 In die Computerzeit hineinleben 11 Erreichbarkeit 2.0: Facebook ohne Ende 14 Online-Exerzitien 16 Pastorale Projekte 17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin 18 Warum ich bei Facebook bin 20 blog.radiovatikan.de 21 Jesuiten in Facebook Geistlicher Impuls 22 Von der Versuchung, virtuell zu leben Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Vorgestellt 29 Gebetsapostolat Nachrufe 2012 30 Unsere Verstorbenen Medien 32 DVD: Die Schrittweisen. Zu Fuß nach Jerusalem 33 Autoren dieser Ausgabe 34 Die besondere Bitte 34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Inhalt Ausgabe 2012/4 2012/4 Titelbild: @ Fotolia „Virtualität ist die Eigenschaft einer Sache, nicht in der Form zu existieren, in der sie zu existieren scheint, aber in ihrem Wesen oder ihrer Wirkung einer in dieser Form existierenden Sache zu gleichen.“ Diese Definition aus „Wikipedia“ auf vielfältige Weise umzusetzen, nahm sich Simon Lochbrunner SJ mit seinen Bildern im Schwerpunktteil dieser Ausgabe vor.

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er uns gleichsam entgegen.“ Wer dies, wie Alfred Delp in der Todeszelle, erlebt, den verändert diese Sicht von innen her. Der Mensch weiß sich von Gott getragen. Dieser Glaube, im Deutschen trifft das Wort Vertrauen besser, vermag uns zu erlösen aus unseren Verstrickungen, von der Angst um uns selbst, von den nicht heilenden Wunden, dem Hass … Aber zu diesem Vertrauen finden wir nicht einfach von uns aus. Delp und seine Gefährten beteten viel gemeinsam und versuchten Ihr Schicksal vor dem Hintergrund des Wortes Gottes zu verstehen. Und sie feierten gemeinsam die Eucharistie, sogar über die Grenzen der Konfessionen hinweg. Denn dieses Verstehen ist nicht nur ein intellektueller Vorgang. Es geht vielmehr darum, die Wirklichkeit zu verkosten, es zu schmecken, dass die Welt Gottes voll ist, im eigenen Leben. Dass die Welt Gottes voll ist, eröffnet sich dem Menschen also, wenn er das Wort des Evangeliums, das uns diese Hoffnung verkündet, hört und verkostet. Was er hört, spürt er zuerst in der Eucharistie, wie Jesus uns das versprochen hat, und dann im eigenen Leben. Die meisten Menschen, die heute in einen Gottesdienst gehen, suchen geistliche Nahrung in den Worten der Predigt. Wir möchten Ihnen mit unserem Schwerpunktthema keine theologische Abhandlung über die Eucharistie an die Hand geben, sondern so etwas wie eine kleine Landkarte der Eucharistiefeier, in der verschiedene Türen eingetragen sind, um ins Verkosten dessen zu kommen, der sich uns in Brot und Wein mitteilen will. Dieses Mahl will uns verändern, zu Menschen für Andere machen. „Menschen für Andere“ – das ist auch unser Anspruch als Jesuiten. Und deshalb erzählen einige der Bilder zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe, wie wir in unserem Ordensleben versuchen, „Menschen für Andere“ zu sein. Dieses Engagement hat nach unserem Verständnis seine Mitte im Geschehen der Eucharistie, in Wort und Mahl, die aufeinander verweisen. Deshalb legen wir unsere Gelübde vor der Eucharistie ab – kein abergläubisches Ritual, sondern ein betrachtendes Verkosten des Wortes und das Aussprechen der Bereitschaft, sich davon verwandeln zu lassen. Holger Adler SJ Claus Recktenwald SJ Tobias Zimmermann SJ 1 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Nach dem Familiengottesdienst kam neulich eine Frau auf mich zu. Sie war sehr bewegt, fast ergriffen. „Pater, Sie haben mir etwas erschlossen, wogegen ich mich immer gewehrt habe.“ „Was denn?“ „Ich bin evangelisch, komme oft nach St. Michael und konnte nie das Kreuzzeichen mitmachen. Immer die Erinnerung an das furchtbare Kreuzesgeschehen, das war mir einfach zuwider. Aber heute, wie Sie den Kindern das Kreuz erklärt haben, das hat mich innerlich gepackt. Ich bin noch ganz außer mir und ich glaub’, jetzt mach ich das auch.“ Was war geschehen? Ich hatte zum Dreifaltigkeitsfest den Kindern in der Predigt das Kreuzzeichen gestisch gedeutet. „Wir führen unsere Hand mit den mittleren Fingern zur Stirn, also nach ganz oben und sagen ‚Im Namen des Vaters’. Wir zeigen, dass wir uns an Gott wenden, der über allem ist, an Gott, den wir mit unserem Kopf nie begreifen und fassen können. Wir nennen ihn wie Jesus Abba, Papa, lieber Vater. Dann führen wir die Hand nach unten zur Leibmitte, zum Bauch. Wir sagen damit: Der Vater im Himmel hat sein Liebstes, seinen Sohn auf die Erde herab gesandt. Der Sohn Gottes ist abgestiegen in unser Fleisch und Blut. Diese Bewegung drückt aus: Gott ist Mensch geworden, einer von uns, mit allem, was Menschen erleben – bis hin zu Leid und Tod. Dann führen wir unsere Hand mit den Fingerkuppen zuerst zur linken, dann zur rechten Schulter. Wir verbinden auf gleicher Höhe die beiden Schultern und sagen: Der Geist Jesu stiftet Gemeinschaft, der Heilige Geist führt Menschen zusammen, von gleich zu gleich.“ Was hatte ich gemacht? Ich hatte das Geheimnis der Dreifaltigkeit vom Offenbarungsgeschehen her erläutert und deutlich gemacht: Mit dem Kreuzzeichen am Beginn der Messe sind wir hineingenommen ins Leben des dreifaltigen Gottes. Es ist das Vorzeichen jeder Eucharistie, es drückt unsere wahre Bestimmung als Menschen und Christen aus. Die evangelische Frau hatte das offenbar so noch nie gehört. Sie war fixiert und blockiert durch die Erinnerung an das brutale Kreuzesgeschehen. Karl Rahner hat bei einem Festvortrag kurz vor seinem Tod im März 1984 sehr persönlich über „Erfahrungen eines katholischen Theologen“ gesprochen. „Die eigentliche und einzige Mitte des Christentums ist ... für mich die wirkliche Selbstmitteilung Gottes, ist das Bekenntnis zu der unwahrscheinlichsten Wahrheit, dass Gott selbst mit seiner unendlichen Wirklichkeit und Herr2 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern

lichkeit, Heiligkeit, Freiheit und Liebe wirklich ohne Abstrich bei uns selbst in der Kreatürlichkeit unserer Existenz ankommen kann. Ich meine, dass es einem christlichen Theologen nicht verboten sei, das Thema der Sündigkeit des Menschen und der Vergebung der Schuld aus reiner Gnade gegenüber dem Thema der radikalen Selbstmitteilung Gottes in einem gewissen Sinn etwas sekundärer zu empfinden.“ Auf unseren Punkt gebracht heißt das: Das Thema Sühne, Schuld, Kreuz ist nicht das Zentrum. Zentraler ist das Thema der Selbstmitteilung Gottes, ist unser Hineingenommensein ins Leben des dreieinigen Gottes. Das zeigen wir mit dem Kreuzzeichen. Es ist Vorzeichen und Klammer für die ganze eucharistische Feier. Symbole sind mehrdeutige, verdichtete Zeichen. Indem wir uns bekreuzigen, erinnern wir natürlich auch an das Kreuz unseres Herrn und seine Hingabe bis in den Tod. Wir deuten auch unser Menschsein. Die Kreuzesform ist dem Körper mit Wirbelsäule und Schultergürtel eingezeichnet und sagt uns: Aufrechte und beziehungsfähige Menschen sollen wir sein. Kreuz und Auferstehung, Grundgeheimnis unseres Glaubens und Grundgestalt wahren Menschseins. Karl Kern SJ 3 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © KNA-Bild/Opitz Kinder üben gemeinsam mit der Katechetin das Kreuzzeichen

Wie stehen wir vor Gott? Herr erbarme Dich Pater Josef Grotz hatte da seine ganz eigene sympathische Ansicht. Ich kann mich noch gut an seine letzte Messe in der Marienkapelle in Würzburg erinnern, bei der er mit verschmitztem Lächeln das Kyrie anleitete: „Ja Jesus, jetzt stehen wir vor dir. Mit all dem, was wir mitbringen und all dem, was wir falsch gemacht haben. – Pause – Bist selber schuld, du hast uns ja so geschaffen, das hast du jetzt davon – Pause – und du wolltest es genau so, weil wir dir so passen. Darum sind wir auch sicher, vor deinen Augen Gnade zu finden und danken dir dafür.“ Josef lebte ganz aus dem Vertrauen, dass Gott Liebe ist – und je älter er wurde, desto überschwänglicher und länger konnte er davon sprechen. Diesen Gott der Liebe erlebte Josef auch als Begleiter in schlimmen Zeiten. Viele Dinge in seinem Leben liefen quer. Er durchlitt im Krieg die Schuld des Tötens, der Härte und der Zurückweisung, und doch war diese Zeit für ihn auch voller Gotteserfahrung. Ihn trieb das Gefühl um, als Theologe gescheitert zu sein, und wusste doch genau, dass dies erst seine von ihm heiß geliebte Tätigkeit in Würzburg im Priesterseminar, der Telefonseelsorge und in der Marienkapelle ermöglichte. Er verzweifelte am Orden und seiner Lebensform und fand doch im Orden die Quelle seiner Spiritualität, Vorbilder, Rückhalt und Freunde. Er durchlitt Krankheiten und den Tod vieler Bekannter und fand gerade darin Sinn und Hoffnung. Gott erlebte Josef dabei als forderndes Gegenüber, das ihm half, durch diesen Dschungel einen Weg zu finden. Er schrieb in seinem Lebensrückblick: „Ja, Herr, so hast Du mich zappeln und suchen lassen, wo ich Dich doch schon gefunden hatte. Du hast mir klargemacht, dass unser Suchen-Müssen kein Ende findet. Bei allem Suchen, das zum Finden wird, kann es nie zum Besitzen werden. Immer neu bist Du für eine Überraschung gut. Immer wieder reißt Du uns heraus aus falscher Selbstsicherheit, erinnerst uns, dass wir 4 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Gott ist immer neu für eine Überraschung gut. Immer wieder reißt Er uns heraus aus falscher Selbstsicherheit.

immer noch auf dem Weg sind zu Dir.“ Aus eigener Erfahrung predigte er seiner Gemeinde - angeregt von Jesaja: „Deine Augen werden deinen Lehrer sehen, deine Ohren werden es hören, wenn er dir hinterher ruft: Hier ist der Weg, auf ihm müsst ihr gehen, auch wenn ihr selber rechts oder links gehen wollt.“ Diesen Herrn begrüßte Josef im Kyrie, verschmitzt. Ein kleiner Jubelruf über diesen liebenden Gott, ein Bekenntnis und eine Bitte, den rechten Weg zu finden. Nach Josefs Tod gab es viel Ärger in Würzburg, weil die Jesuiten „unseren“ Pater Grotz in München beerdigten. Nochmals zeigte sich, wie viele Leute Josef verbunden waren und wie viele Menschen in Josefs Herzen einen Platz gefunden hatten und bei ihm einen Ort, an dem sie ihrer Trauer, Angst und Verzweiflung Raum geben durften. Es waren oft solche, deren sich sonst keiner mehr erbarmte. Johann Spermann SJ 5 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © SJ-Bild/Ender Morgengebet der Kinder der Gandhi Ashram Schule der Jesuiten in Indien

6 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Foto: Meyer Raum des Gebets. Kapelle in St. Klara, Nürnberg

Lasset uns beten: Still werden vor dem Gebet In den Tagen nach dem Attentat auf die Zwillingstürme in New York am 11. September 2001 ordnete der Berliner Schulsenator für alle Schulen zu einem gemeinsamen Zeitpunkt am Mittag eine Schweigeminute an. Je näher die Schweigeminute rückte, umso nervöser wurden die Lehrerinnen und Lehrer: Sind die Jugendlichen vielleicht überfordert? Wie gehen wir mit den Störern um? Sollen wir „Ruhe!“ brüllen? Zerstören wir nicht gerade damit wieder die Stille? Oh je! Stille in einer Gruppe ist etwas sehr Verletzliches. Das habe ich gerade auch in vielen Schul- und Jugendgottesdiensten gelernt. Bloß äußere Stille, die mit einem Peitschenknall, mit drohendem Augenbrauenrunzeln und lauten Ermahnung erzeugt wird, klingt anders als eine Stille, in der alle wirklich still sind. Stille, in der eine Gruppe von Menschen gemeinsam schweigt, klingt auch ganz anders als Stille, die ein Mensch allein für sich in einem Raum hält. Doch gerade die geistgefüllte Stille in einer Gruppe ist der Anfang jeden gemeinsamen Gebetes. Stille ist selbst schon ein Gebet. Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit der Stille, weil sie nicht wissen, wie das geht – still sein. An unseren Jesuitenschulen haben wir begonnen, das Einüben von Stille zu einem eigenen „Fach“ zu machen, zu einer geistlichen Übung der ganzen Schule. Dazu gehört: Eine angemessene Körperhaltung für Stille finden. Körper und Atem wahrnehmen lernen. Den Zusammenhang von Stille und Hören erleben. Aufmerksam werden für die Bewegungen des eigenen Herzens. Worte, Bilder und Geschichten aufsteigen lassen. Kinder und Jugendliche sind dankbar, wenn sie lernen, Stille als Fülle zu erleben. Störer trauen sich kaum oder gar nicht, solche Stille zu stören, je stiller, je „wärmer“ die Stille ist, die eine ganze Gruppe, ja eine ganze Schulgemeinschaft umarmen und bergen kann. Manchmal stand ich in den letzten Jahren vor Schulversammlungen, sprach das rituell eingeübte Signal aus („Nehmt bitte eine Gebetshaltung ein“), hörte, wie es im Raum mit 800 Jugendlichen von selbst still wurde, ganz still, eine Minute lang – und war glücklich. Es geht nämlich, und es bereichert alle. Ehemalige Schülerinnen und Schüler kommen zu mir und berichten, dass sie bis heute spontan bewusste Körperhaltung einnehmen, nach innen horchen und still werden, wenn im Gottesdienst der Ruf erklingt: „Lasset uns beten!“ Wenn das so ist – denke ich mir –, dann hat sich die Schulzeit an einem Jesuitenkolleg gelohnt. Klaus Mertes SJ Schwerpunkt 7 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern

Auf Gott hören in der Schrift: Das vollkommene Gesetz der Freiheit Sicherlich sollen Christen in der Heiligen Schrift lesen; die Bibel ist eine ganze Bibliothek von Büchern, 27 Schriften allein im Neuen und 39 im Alten Testament, darunter sind Bücher wie das über die Königin Esther, das unterhaltsamer ist als so mancher Hollywoodschinken. Aber wenn die Bibel wirklich Gottes Wort werden soll, muss man sie hören, denn das Wort Gottes spricht die Menschen frei, und diese Freiheit muss uns Menschen zugesagt werden. Der Jakobusbrief nennt Gottes Wort deshalb das „vollkommene Gesetz der Freiheit“ (Jak 1,25). Freiheit ist nicht nur ein Recht, sondern ein Beziehungsgeschehen: Jemand ist frei, wenn er seine eigene Wahrheit entdeckt und daraus zu leben beginnt. Weil dem Menschen seine Wahrheit aber immer zugesagt werden muss, deshalb trägt jemand das Wort Gottes in der Messfeier vor, und die Gemeinde hört es: Sonntags zwei Lesungen und das Evangelium, werktags eine Lesung. Schon Jesus hat in seiner Heimatstadt aus der Jesajarolle vorgetragen: Freude für die Armen und Freiheit für die Gefangenen. Er war als Erwachsener nach Nazaret zurückgekommen. Jüdische Jungen tragen als Vierzehnjährige bei ihrer Bar Mitzwa das erste Mal vor versammelter Synagoge aus der Tora vor. Oft haben sie beim ersten Mal wackelige Knie. Manche Lektorin und mancher Lektor ist beim Vortragen des Gotteswortes auch nach langen Jahren noch aufgeregt. Nicht ganz zu Unrecht, denn das liturgische Vortragen einer Lesung ist eine der vornehmsten Aufgaben in der Liturgie. Lektorinnen und Lektoren, Diakone und Priester sprechen mit ihrer Verkündigung der Gemeinde ihre christliche Freiheit zu. Wenn Menschen Gottes befreiendes Wort vernehmen, ist das nicht harmlos, schon in der Bibel nicht, denn Gott rückt Menschen mit seinem Wort auf den Leib. Abraham erlebt mit 75 Jahren eine zweite Jugend; Mose lässt Pharaos Hofstaat und sein Heer im Meer versinken; die schwangere Maria jubelt, aber der zaghafte Petrus versinkt beinahe im Meer; Marta und Maria erhalten ihren Bruder Lazarus zurück. Viele biblische Geschichten zeigen, dass 8 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Das Wort Gottes spricht die Menschen frei. Diese Freiheit muss uns zugesagt werden.

menschliches Leben offenbar dünnhäutiger und durchlässiger wird, wenn es Gott mit seiner Wahrheit begegnet. Wie kann das heute gehen, nachdem Christen schon 2000 Jahre aus der Bibel lesen? Und zugegeben: Allzu oft gehen die Lesungen in der Messfeier an mir vorüber, und ich weiß schon bei der Gabenbereitung nicht mehr, was ich gehört habe. Zwei Punkte mögen helfen, der erste ist eine alte geistliche Regel: (1) Ich bemühe mich so auf die biblischen Lesungen zu achten, als wenn ich sie das erste Mal höre. Wenn ich mich vorher löse von all den Vorstellungen, mit denen ich Gott schon lange einen festen Platz in meinem Alltagsgetriebe zugewiesen habe, dann kann sein Wort mich befreien. (2) Eine zweite Hilfe ist das dreifache Kreuzzeichen vor dem Evangelium: auf die Stirn, den Mund und das Herz. Es ist eine kleine Aufmerksamkeitsübung für das Hören der Schrift. Schon Plato hat zwischen Kopf, Herz und Bauch unterschieden, diese drei sind verschiedene kognitiv-psychologische Bereiche, mit denen wir Menschen reagieren. So wie das Zeichen des Kreuzes soll auch das Wort Gottes nicht im Kopf bleiben, auch nicht nur auf den Lippen, sondern es soll in den Tiefen des Bewusstseins wirken, in Herz und Bauch, und von dort aus mein ganzes Leben, Denken und Sprechen verwandeln. Ansgar Wucherpfennig SJ 9 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © SJ-Bild/Ender Alfons Höfer SJ beim Bibelgespräch

Wie predigen? Eine Predigt machen bedeutet Ärger. Oder es bedeutet Fragen. Zumindest beginnt es dann erst spannend zu werden, wenn ich an den Punkt komme, an dem die biblische Lesung mir nicht glatt runtergeht und wenn mir nicht sofort der eine tolle Gedanke kommt, über den ich predigen möchte. Vielmehr sind mir zumeist die Texte wichtig geworden, die es mir nicht leicht gemacht haben, vor denen ich ratlos oder zornig oder sonst heftig berührt stehe – und darum ringe, was Gott mir und unserer Gemeinde da wohl sagen will. Die Predigt in der Messe soll deswegen zunächst einmal über die Lesungen gehen, weil die Bibel das Ereignis der Kommunikation Gottes mit uns ist. Deswegen vermute ich, dass eine Predigt dann mehr „Gott“ ist, wenn nicht gar so viel von mir darin vorkommt. Deswegen auch frustriert es mich nicht so sehr wie es mich freut, wenn sich Leute freudig für eine Predigt bedanken und dabei einen Gedanken zitieren, den so gesagt zu haben ich mich wirklich nicht erinnere, der aber irgendwie rübergekommen ist und sie berührt hat. Eine Predigt zu machen ist für mich immer Arbeit. Für einen normalen Sonntag rechne ich sechs bis acht Stunden. Es beginnt mit dem Lesen der biblischen und liturgischen Texte, geht über das Studium exegetischer (bibelwissenschaftlicher) Literatur, über das Gebet mit diesen Gedanken und das (buchstäbliche) Ausschwitzen beim Sport. Es geht, indem ich von Montag an die Fragen und die Verwunderung über die Bibel mitnehme in Gespräche und Literatur, in Beobachtungen und ins Kino. Und irgendwie wird daraus bis Donnerstag eine Predigt, die ich ganz schnell runter tippe, um dann zu sehen, ob mich das ansprechen würde, was ich da zusammengeschrieben habe. Wie sehr bei mir eine Predigt der Situation und Zeit geschuldet ist, in der sie entstanden ist, merke ich, wenn ich das Manuskript drei Jahre später wieder sehe. Dann passiert es nicht selten, dass ich mich darüber wundere, was ich da damals zusammengeschrieben habe. Das bewahrt mich auch vor der Versuchung, einfach alte Manuskripte hervorzuholen. Es funktioniert schlichtweg nicht. Extrem erlebe ich am Karfreitag, wo ich jedes Jahr neu darum ringen muss, was all das soll mit Christi Leid und Kreuz. Ich dachte, letztes Jahr hätte ich etwas verstanden, und den10 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Die Bibel ist das Ereignis der Kommunikation Gottes mit uns.

11 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern noch muss ich dieses Jahr noch mal von neuem anfangen: Warum? Seit ich mehr oder weniger jede Woche mindestens eine, oft zwei oder drei Predigten schreibe, prägt die Bibel meinen Glauben viel mehr als früher. Meine Beziehung zu Gott ist sehr biblisch geworden. Das bedeutet, meine eigene Erfahrung im Leben und im Glauben relativiert sich durch die Erfahrungen, die die Bibel festhält, und drückt sich in der Sprache und den Bildern aus, die ich dort finde. Ergänzt wird das dann durch den Kanon an Bildern und Sprache, der in den modernen Erzählformen des Filmes und der Literatur verwendet wird. Diese Quellen für Bilder und diese Sprache helfen mir sehr, zu verstehen, worüber Menschen mit mir sprechen, die zur Beichte oder geistlichen Begleitung kommen und denen ich helfen soll, ihren Glauben zu verstehen und ihre Erfahrungen aus dem Glauben zu verstehen. Dann kommt die Predigt. Für mich ist das etwas sehr persönliches. Deswegen stehe ich dafür ungern hinter irgendwelchen Barrikaden von Ambo oder Kanzel. Immer ist die Predigt – wie die ganze Liturgie – eine große körperliche Anstrengung. Aber sie ist auch ein schöner Moment, wenn ich das Gefühl habe, dass hier tatsächlich Kommunikation gelingt. Wär‘s eine Predigt, käme jetzt: „Amen!“ Martin Löwenstein SJ © SJ-Bild/Ender Björn Mrosko SJ mit Schülern in der Kapelle der Sankt Ansgar Schule in Hamburg

Gott weiß es doch: Fürbitte halten „Dies glaub ich und so leb ich…“ Nach dem Credo-Lied hält die Gemeinde Fürbitte. Innerlich geschieht jetzt eine Wende in der Messe, in dieser Dramaturgie einer umfassenden Wandlung. Diese Dynamik wurde lange vorher angestoßen, mit den Lesungen. Sie gilt es zu nutzen. Große Einleitungen, epische Anreden halten nur auf. Wir sollten nicht „plappern wie die Heiden“ (Mt 6,7). Gott selbst sagt über Sein Wort: „Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe“ (Jes 55,11). Fürbitte ist Antwort der Gemeinde auf Sein Wort. Fürbitten sind also aktuell. Wir bringen alles, was uns jetzt bewegt, vor Gott. Und sinnen nach, was wir jetzt bewegen können, für alle, die uns verbunden sind, im Maß unserer Möglichkeiten. Wir vereinen uns mit dem fürbittenden Christus. Fürbitte ist in der Spannung gehalten, als ob alles von uns abhinge und nichts von Ihm, und nichts von uns, aber alles nur von Ihm, der doch alles weiß. Wörter können schnell hohl werden, unterschwellig belehren, anderen, sogar Gott, vorschreiben, was zu tun ist. Gott weiß, was das Beste ist – gerade, wenn wir nicht weiter wissen und an Grenzen stoßen. Gerade wenn unser Beten scheinbar ungehört bleibt. Fürbitte wird hohe Schule des Gebetes, wenn immer weniger Wörter unser Verstummen vor Gott bringen. Fürbitte ändert nicht Gott. Sie verwandelt die Gemeinde, die in ihren Anliegen die Fürbitten hält. Herr! Dein Wort will kommen. Hilf uns zum rechten Wort für andere, zur mutigen Tat. Christus, höre uns. Dein Reich will kommen. Bewahre unsere Hoffnung, was auch geschieht. Christus, höre uns. Deine Fülle will kommen. Öffne uns für das Heil, das uns begegnet, Tag für Tag. Christus, höre uns. Wir danken dir, Herr, jetzt und bis in unsere Ewigkeit. Amen. Heinz Greuling 12 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © SJ-Bild/Ender Betende Frauen in einer Kirche der Jesuiten auf Java/Indonesien

Erhebet die Herzen – nicht nur für den Augenblick Seit fast zwei Jahren lebe ich in einer für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft normalen, für Jesuiten aber ungewöhnlichen Situation: Wohn- und Arbeitsplatz sind deutlich voneinander getrennt. Seit September 2013 ist mein Büro in Schwabing, meine Kommunität aber fast 7 km davon entfernt in Sendling. Mit dem Fahrrad ist das fast eine halbe Stunde Fahrzeit. Für mich ist der Montagabend eine besondere Herausforderung: da haben wir unseren wöchentlichen Kommunitätsabend, der mit einer Messe um 18.30 Uhr beginnt. An diesem Abend will ich pünktlich zu Hause sein, und das heißt, dass ich das Ende der Arbeit im Büro rechtzeitig in den Blick nehmen muss. Schließlich müssen, bevor die Bürotür geschlossen wird, einige Papiere geordnet und der Computer heruntergefahren werden. So gesehen beginnt für mich eigentlich die Messe am Montagabend spätestens schon um 17.45 Uhr, und gleichzeitig gehe ich mit dem Büroalltag in die Messe. Passt das? „Erhebet die Herzen“ – dieser Zuruf des Priesters signalisiert den Beginn der Präfation, die sich durch eine hymnische Sprache auszeichnet, mit der die Mitfeiernden der Messe in eine andere Welt geführt werden. Der Zielpunkt wird durch das dreimalige „Heilig“ angegeben, das in der Berufung des Propheten Jesaja eine entscheidende Rolle spielt. Dieser wird in einer Vision vor den göttlichen Thron geführt und hört dort diesen Lobgesang der Engel. Die Vereinigung von irdischem und himmlischem Lobgesang ist der Zielpunkt der Präfation. Auf dem Hintergrund der Menschwerdung Gottes ist der Höhepunkt aber zugleich der Wendepunkt. Das heißt, im Aufschwung der Präfation lassen wir die Welt nicht einfach hinter uns, um uns über den Wolken über diese zu erheben und sie hinter uns zu lassen. Christus blieb nicht in der himmlischen Sphäre, sondern stieg in unsere Welt, in unseren Alltag hinab, um diese Welt und unseren Alltag vom Reich Gottes zu prägen. Diese Bewegung der Menschwerdung ist auch eine Bewegung für alle Gläubigen, die die Messe feiern: Wir lassen uns zu Gott erheben, um seinen Abstieg nachzuvollziehen. Das heißt auch, dass wir nicht einfach unseren Alltag hinter uns lassen, sondern dass dieser Alltag als Auftrag vor uns liegt, damit er auch vom Reich Gottes geprägt wird. Vielleicht gilt sogar, dass dieser Alltag mit in diese Bewegung des Auf- und des Abstiegs zu nehmen ist, um direkt von diesem Reich geprägt zu werden. So gesehen, beginnt die Messe nicht erst um 17.45 Uhr, wenn ich das Büro verlasse, sondern spätestens Stunden vorher, wenn ich es betrete. Ralf Klein SJ 13 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern

Wir bitten Dich, sende Deinen Geist auf diese Gaben herab Zauber oder Wirklichkeit? Wenn diese Worte gesprochen werden, breitet der Priester die Hände über die Gaben und spricht für alle im Raum dieses Gebet. Manchmal, wenn ich Eucharistie mit Kindern und Jugendlichen feiere, hab ich erlebt, dass sie sagen, jetzt kommt die Stelle wo „gezaubert“ wird. Natürlich musste ich dann schmunzeln. Aber es ist ja auch nicht so ganz leicht nachzuvollziehen, dass jetzt Christus mit Leib und Blut in Wein und Brot wirklich anwesend ist. Deshalb konnte ich die Aussage über „den Zauber“ gut verstehen. Aber sie hat mich auch immer gestört. Wie damit umgehen? Denn ich wollte auch keine langen Erklärungen an dieser Stelle der Messe geben. So kam ich auf die Idee, mit den anwesenden Kindern und Jugendlichen etwas auszuprobieren. Denn es heißt ja „Wir bitten dich...“ Also nicht ein einzelner bittet für alle, sondern alle bitten. So hab ich dann die Kinder und Jugendlichen eingeladen, zusammen mit mir die Hände über den Gaben auszubreiten, wenn ich diesen Satz für alle spreche. Die Kinder und Jugendlichen zögerten erst etwas. Es war ungewöhnlich für sie. Aber dann, wenn wir es in einer weiteren Messe wiederholten, waren sie auf einmal viel inniger und aufmerksamer dabei. Mit dieser Herabrufung des Geistes, auch Epiklese genannt, beginnt die eigentliche Wandlung. Immer wieder höre ich, dass genau dieser sogenannte Heilige Geist vielen im alltäglichen Glaubensvollzug Probleme macht oder Fragen aufwirft, die schwer zu beantworten sind. Wer ist das? Wie spüre ich ihn? Wo ist er? Er ist derjenige, der uns in Verbindung hält, mit Gott, mit Jesus und untereinander. In diesen Messen, in denen die Kinder ihre Hände über den Gaben ausgebreitet haben, habe ich genau das gespürt: unsere Verbundenheit mit dem Vater im Himmel, mit dem 14 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © SJ-Bild/Ender Nicht nur die Gaben sollen gewandelt werden, sondern die Gemeinde und schließlich die ganze Welt.

15 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Sohn und untereinander. Mit dieser Bitte um die Sendung des Geistes setzt die Gemeinde an dieser Stelle das Vorzeichen für die Wandlung. Die ganze Gemeinde verbindet sich mit dem Heiligen Geist. Diese Verbindung hilft mir als Priester sehr und versetzt mich nicht in eine abgehobene oder gar besonders herausragende Stellung, sondern ich bleibe Teil der Gemeinde, mit der ich dies feiere und vollziehe. Deshalb habe ich vor dieser Stelle sehr viel Respekt. Denn die ganze Gemeinde wird mit hineingenommen. Aber noch mehr. Nicht nur die Gaben sollen gewandelt werden, sondern durch die Gaben auch die jetzt anwesende Gemeinde und schließlich die ganze Welt. Manchmal sage ich vor der Kommunion den Satz des Augustinus: „Empfangt, was ihr seid – Leib Christi. Werdet, was ihr empfangt – Leib Christi.“ Besser kann man es nicht ausdrücken, was durch die Eucharistie geschehen soll. Holger Adler SJ Kinder der Loyola Grundschule in Jibanpur/Sahibganj, Indien

Seht das Lamm Gottes „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.” Mit diesen Worten werden wir zur Kommunion eingeladen. Johannes der Täufer weist mit diesen Worten auf Jesus hin (Joh 1,29), um gleich danach die Worte „Seht das Lamm Gottes” an zwei seiner Jünger zu richten und sie auf den Weg zu Jesus zu bringen. In der Messe sprechen wir den Herrn dreimal mit dem Ruf „Lamm Gottes“ an und bitten ihn um sein Erbarmen und um Frieden. Aber auch im Gloria wird gebetet: „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt.“ In der lateinischen Version heißt es dort erstaunlicherweise „qui tollis peccata mundi“, also Sünden im Plural. Beides hat seine Berechtigung. Die deutsche Version bezieht sich auf Joh 1,29, die lateinische auf 1 Joh 3,5, wo es heißt: „Er erschien, um die Sünden hinwegzunehmen.“ Die vielen Sünden vollziehen das eine Nein zu Gott mit. Das Entscheidende ist, dass Gott sich von diesem Nein hat treffen lassen und es auf diese Weise überwunden hat. Gott ist nicht eine abstrakte Idee, sondern Leben. Eine bloße Idee bleibt unberührt vom Nein zu ihr. Aber Gott ist lebendige Wirklichkeit, und die kann getroffen werden. Gott lässt sich treffen und zeigt so seine Lebendigkeit. Er zeigt sie verwundbar durch das Böse, aber auch durch das Denken, das angesichts von Leid und Bosheit Gott verneint. Folgender Dialog unter Juden ist überliefert: Der eine sagt: „In Auschwitz habe ich den Glauben an Gott unwiederbringlich verloren”. Der andere: „Dann hat Hitler vollkommen gesiegt. Alles hat er uns dann genommen, nicht nur Hab und Gut und Leben, sondern auch Gott und mit ihm die Moral und auch deren Mitte: die Menschenwürde. Können wir ihm diesen Sieg zubilligen?” Der Christ kann sich an diesem Disput beteiligen. Er kann anknüpfen an die Lieder vom Gottesknecht beim Propheten Jesaja. Sie sind Zeugnis eines sich im Exil vertiefenden Glaubens an Gott, dessen Macht auch in der äußersten Ohnmacht da ist. Aber wie zeigt sie sich dort? In jenen Liedern ist der Gottesknecht der „Erwählte”. Gott ist in seinem Zeugnis selbst gegenwärtig. Eben diese Gegenwart ist im Christentum radikalisiert. In einem konkreten Menschenleben hat Gott sich treffen lassen von Bosheit und Leid. Aber so hat er sich manifestiert als der lebendige Gott. Er hat gezeigt, dass alles Nein zu ihm letztlich keine Chance hat, da die 16 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Gott ist nicht eine abstrakte Idee, sondern Leben.

Verwundung ihm selbst, dem ewig lebendigen Gott angetan wurde. Eben das ist unsere Erlösung. Gott bleibt Gott. Unser Leben und Sterben ist von ihm umfasst. Nach dem Johannesevangelium wird Jesus zu der Uhrzeit gekreuzigt, zu der im Tempel die Paschalämmer geschlachtet wurden. Er ist somit die Erfüllung dieses Opferritus. Die Soldaten brechen ihm nicht die Beine. „Dies ist geschehen, damit die Schrift erfüllt werde: ‘kein Bein soll an ihm zerbrochen werden’” (Joh 19,36). Damit wird auf eine Vorschrift bei der Zubereitung des Paschalammes Bezug genommen (Ex 12,46). Das Paschamahl ist das Gedenken an die große Befreiung aus der Knechtschaft. Befreiung im denkbar tiefsten Sinn ist das Opfer, in dem sich Gott selbst für die Menschen hingab und das in jeder Messe erinnernd vergegenwärtigt wird. Das Opferlamm nimmt die Sünde der Welt hinweg (Joh 1,29). Angespielt ist auf die Worte des vierten Liedes vom Gottesknecht. „Er war wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird”; doch damit hat er die Schuld der Vielen getragen und ist für die Sünder eingetreten (Jes 53,7 und 12). Vom Nein unserer Sünde hat sich Gott treffen lassen und hat uns dadurch von ihrer Macht befreit, deren Sieg uns alles, wirklich alles genommen hätte. Josef Schmidt SJ 17 © SJ-Bild/Ender Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Seelsorger Wolf Schmidt SJ am Bett einer Kranken im St. Theresien-Krankenhaus, Nürnberg

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Herr, ich bin nicht würdig Wenn der Agnus-Dei-Gesang verklungen ist, zeigt der Priester der Gemeinde die gebrochene Hostie mit den Worten, die das Johannesevangelium dem Täufer in den Mund legt, als das „Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“. Die Antwort der Gemeinde lautet: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ „Dieses Gebet kann ich gar nicht mitsprechen“, sagte mir jemand, „dahinter steckt doch ein Gottesbild, das wir Christen hoffentlich überwunden haben“. Das Gebet scheint den Menschen klein zu machen. Jesus selbst hat so nicht gebetet und seine Jünger anders zu Gott zu beten gelehrt, wie wir im Vaterunser ohne Mühe nachlesen und mitsprechen können. Zwei Überlegungen mögen deshalb helfen, das Gebet vor dem Kommunionempfang gut zu verstehen und mit bereitem Herzen mitzubeten. Erstens: Es geht um Gott! Wenn wir bekennen: Ich bin nicht wert, ich bin nicht würdig, dann stehen wir damit nicht vor irgendeinem Menschen, sondern wir kommen durch Jesus mit Gott in Kontakt. Der Religionsphilosoph Romano Guardini schreibt: „Wenn die Anbetung nur sagte: Ich beuge mich vor Dir, weil Du stärker bist als ich, so wäre das schwach und im Letzten unwürdig. Sie sagt aber: ‚Ich tue es, weil Du dieses SichBeugens würdig bist. Ich habe erkannt, dass Du nicht nur Wirklichkeit, sondern auch Wahrheit; nicht nur die Macht, sondern auch das Gute; nicht nur Wucht und Gewalt, sondern auch der unendliche Wert und der Sinn einfachhin bist.“ Zweitens: Der zweite Satz ist genauso wichtig wie der erste! Gewiss hat die Haltung der Demut („ich bin nicht würdig“) vor Gott ihre Berechtigung. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte heißt: „Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Der zweite Satz will genauso erinnert und gelebt werden. Schließlich gehört Vertrauen als Haltung – ob schwach und zögerlich oder überzeugt und kraftvoll – zur Begegnung mit Christus dazu, der im Brot der Eucharistie anwesend ist. Der Glaube, der sich eben in beiden Sätzen ausdrückt, ruft bei Jesus Staunen und Bewunderung hervor, mehr noch: Im Blick auf den heidnischen Hauptmann, der diesen Satz gesprochen hat, berichtet das Evangelium das einzige Mal, dass Jesus jemanden bewundert (Mt 8,5-13)! Von Ignatius von Loyola wird berichtet, er habe im vorgerückten Alter immer wieder gebetet: „Herr, schenke mir ehrfürchtige Liebe und liebende Ehrfurcht“. In dieser Spannung stehen wir vor Gott. Man kann sie nicht auf eine Seite hin auflösen. Hermann Kügler SJ Schwerpunkt 19 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © KNA-Bild / Opitz

Kostet und seht, wie gut der Herr ist Im Exerzitienbuch findet sich eine Äußerung, die zeigt, wie sehr Ignatius die Eucharistie geschätzt hat: „Er setzte das Opfer der Eucharistie ein als größtes Zeichen seiner Liebe, indem er sagt: Nehmt und esst!“ Für Ignatius bedeutete die Kommunion eine „wahre Seelenspeise“. Verkosten ist ein oft zitiertes Lieblingswort von Ignatius: „Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das Verkosten der Dinge von innen.“ Was bedeutet „Verkosten“ im Blick auf das Kommunizieren in der Eucharistie? Verkosten bedeutet, in dem Bewusstsein zu leben, dass der Christ von Christus lebt. Wie kann Jesus dies deutlicher machen als wenn er sagt: Nehmt und esst und trinkt, das bin ich für Euch! Ich bin das tägliche Brot für Euch. Wir sind einander Lebensspeise. Verkosten heißt im Liebeswillen Gottes zu leben, leben zu wollen. So wie Jesus dies sagt. Als die Jünger sich einmal wundern, dass er nicht essen möchte, sagt er, er habe eine Speise, die sie nicht kennen: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ Dies ist auch die tägliche Speise von Ignatius. Einer seiner häufigsten Wünsche zum Schluss seiner Briefe lautet: „Seiner unendlichen Güte und Weisheit möge es gefallen, sich sehr überreich mitzuteilen und allen seine Gnade schenken, damit wir seinen heiligsten Willen immer verspüren und ihn vollständig erfüllen.“ Den Liebeswillen Gottes zu erspüren, das war seine tägliche „Lieblingsspeise“. Verkosten heißt im Kommunizieren jene Kraft zu erfahren, die der gescheiterte und verfolgte Prophet Elija mit seinem Todeswunsch in der Wüste erfuhr: „Nimm und iss, denn sonst ist der Weg zu weit!“ (vgl. 1 Kön 19,4-8) Christus in der Kommunion verkosten heißt auch, sich zu erinnern: Sich erinnern an Christus, der vom Reich Gottes als von einem Hochzeitsmahl sprach. Sich erinnern, dass Jesus angefeindet wurde, weil er „mit den falschen Leuten“ aß; mit den Sündern, mit denen, die nicht einmal wussten, was es immer genau hieß, „koscher“ zu kochen und sich selber dadurch zu „exkommunizieren“. Sich erinnern, dass Paulus schreibt, dass es kein Essen des Herrenmahles ist, wenn Christen bei der Eucharistie beisammen sind und welche dabei sind, die satt sind und andere, die hungern. Hier schließt sich die ignatianische Kennzeichnung von Liebe an: „Die Liebe besteht im Mitteilen von beiden Seiten.“ Für Ignatius geht der „Weg der ehrfürchtigen Liebe“ von der Gottesnähe in der Eucharistie aus und breitet sich „auf alle Dinge“ und alle Geschöpfe aus. Kostet und seht! Kostet und geht! Willi Lambert SJ 20 Schwerpunkt Jesuiten n September 2015 n Messe feiern

Gesegnet sein – ein Segen sein Das deutsche Wort „Segen“ geht als althochdeutsches Lehnwort auf das lateinische „Signum“ zurück (Zeichen, Kennzeichen). Durch ein Wort oder einen kleinen Ritus wird das Wohlwollen der Gottheit bzw. der segnenden Person auf die gesegnete Person oder Sache gelegt. Durch eine Entwicklung im Kirchenlatein entsprach im 2. und 3. Jahrhundert das lateinische „benedicere“ „wohl- oder gut sagen“ dem deutschen „segnen“. Nicht der Segensspruch in der Messe an sich segnet. Wie die gesamte Messe ein Dialog Gottes mit seinem Volk und jedem einzelnen darin ist, so ist das auch mit dem Segen. Weil wir mit Gott in einer personalen Beziehung stehen und er gut zu uns spricht, entsteht dieser Segensraum, in dem wir blühen und gedeihen können. Schon ein menschliches Wort ist ja nicht nur eine Schallwellenfront, die an unser Ohr brandet, sondern es schafft oder vernichtet Lebensräume. Wenn da, wo ich tätig bin, schlecht über mich geredet wird, aber auch wenn ich dies nur so wahrnehme, verändert das meine Sicht auf mich und meine Beziehungen. Sie werden verkümmern, mich hart, depressiv oder aggressiv machen. In den meisten Fällen geschieht bei diesem schlecht reden, im äußersten Fall verfluchen oder Mobbing im „Neudeutsch“, nicht viel mehr, als dieses Wort negativ auszusprechen – trotzdem kann es ein Leben zur Hölle machen. Ganz anders, wenn ein Mensch erlebt, wie gut über ihn und besser noch zu ihm gesprochen wird. Er blüht auf in diesem Lob und wächst zu dem heran, der er sein kann – vor allem wenn Gott es ist, der dies zuspricht (Jesaja 55,9-11). Er hat es für uns getan im Wort über Brot und Wein. Er wird es tun, wenn wir als sein Leib auseinandergehen, gesandt in die Welt, um sein Segen zu sein. Adrian Kunert SJ 21 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern © SJ-Bild Patrick Zoll SJ segnet einen Pilger

Namen Namen drücken das Wesen, den Sinn einer Sache aus. Vertiefen wir uns deshalb in die Namen und Bezeichnungen der zentralen Feier der Christen. Die ersten Christen sprachen vom „Herrenmahl“. Grundgestalt der Feier ist ein Freundschaftsmahl. Es knüpft an die Jesusmähler an, angefangen in Galiläa, wo Jesus durch Mahlgemeinschaften die Nähe der Gottesherrschaft erlebbar machte. Beim Letzten Abendmahl spitzte sich diese Mahltradition zu. Im Ausblick auf das ewige Mahl deutete er seinen Tod als Zeichen endgültiger Gottesnähe. „Herrenmahl“ meint vor allem: Der Auferstandene hat sich einer Mahlgemeinschaft gezeigt. Er hält Mahl mit seiner Gemeinde bis ans Ende der Zeiten. Er ist der Einladende. Seine geheimnisvolle Gegenwart ist die Mitte des Mahls. Eine zweite frühe Bezeichnung benennt die zentrale Handlung des Herrenmahls. Die Urgemeinde nannte ihre Zusammenkunft „Brotbrechen“. In der Geste des Brotbrechens wird die Lebenshingabe Jesu, wird er selbst in einer Symbolhandlung gegenwärtig. Das objektive Zeichen der Gegenwart des Herrn soll zeigen, was alle, die teilnehmen, sein sollten: Brot für die anderen. Wichtig ist: Es ging ursprünglich nicht primär um die objektive Brotsubstanz, sondern um eine Handlung, die ausdrückt: Der Herr ist da inmitten der Gemeinde. Die ganze Feier vollzieht sich in der Grundhaltung der „Eucharistie“, des lobpreisenden Gedenkens. Was Gott in Christus getan hat und immer neu tut, darum dreht sich alles. Gläubige Christen antworten auf das Handeln Gottes als Betende – mit Bitte, Dank und Lobpreis. Gott, der sich ganz gibt, erwartet nur eines: Dass wir uns ihm ganz geben. Dankbarkeit und Lobpreis durchziehen die Feier wie ein „cantus firmus“, eine formgebende Grundmelodie. Der dankbare Lobpreis drängt hin zur inständigen Bitte: „Komm, Herr Jesus! Komm in unser Herz! Komm zu deiner Gemeinde! Komm und verwandle die Welt, jetzt und einmal für immer!“ Die Gemeinde kreist nicht um sich selbst. Ihre Feier heißt „Messe“ oder „Heilige Messe“. Diese Bezeichnung leitet sich vom Entlassgruß der lateinischen Messfeier her, dem „Ite, missa est“. „Geht, ihr seid gesendet!“ Die liturgische Feier weist über sich hinaus auf das alltägliche Leben. Dort soll der Geist Jesu zur Wirkung kommen. Das Beispiel Jesu in der Fußwaschung will die Christen zu einem Leben des Dienens befreien. Das ist unsere Sendung. Weltverantwortung ist deshalb immer in der Heiligen Messe präsent. Schließlich ging es Jesus um nichts Geringeres als um die Verwandlung der ganzen Welt zum „Reich Gottes“. Die feiernde Gemeinde 22 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Geistlicher Impuls

steht stellvertretend für alle vor Gott. Um ihren Herrn versammelt, nimmt sie besonders die Anliegen der Armen, Ausgegrenzten, Notleidenden in ihr Gebet auf. Die Einheit mit ihrem Herrn, dem Haupt, soll Christen ermutigen, unter sich eins zu sein, als Leib Christi füreinander einzustehen und für die Einheit der Welt zu leben und zu wirken. Das jüngste Konzil nennt die Eucharistie „Quelle und Gipfel christlichen Lebens“. Warum? Weil wir alle von der Lebenshingabe Jesu leben. „Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir also leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.“ (Röm 14,8) Das ist Quellgrund und Ziel christlichen Lebens. Was folgt aus all dem? Bei dieser Feier sollte jeder mit Körper, Geist und Seele präsent sein. Aktive Teilhabe ist gefragt, verbunden mit einem neuen Gespür für das Heilige, für das, was zuinnerst anrührt und ergreift. In unserer hektischen Waren- und Konsumwelt, in unserer Welt der Dauerberieselung und kurzfristiger Medienhypes braucht es ein heilsames Gegengewicht. Das Heilige ist Schauder erregendes, faszinierendes Geheimnis. Danach sehnt sich der Mensch. Der Höhepunkt der Weltgeschichte ist für Christen das Leben, Sterben und die Auferstehung Jesu. Davon sollten wir uns innerlich ergreifen lassen, indem wir mit großer Ehrfurcht und Sammlung das Herrenmahl feiern. Dann wird sich das Wort Jesu erfüllen: „Ich lebe und auch ihr werdet leben.“ (Joh 14,9) Karl Kern SJ © pinkyone/shutterstock.com

Nachrichten Neues aus dem Jesuitenorden Priesterweihe in St. Michael in München Am 24. Oktober werden drei junge Jesuiten in St. Michael in München von Erzbischof Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Berlin, zu Priestern geweiht: Gunnar Bauer, geboren am 23. Juli 1979, wuchs in Donzdorf auf und war nach dem Abitur im Rahmen des JEV-Programms, einem Vorläufer der Jesuit Volunteers, in der Bahnhofsmission Nürnberg tätig. Anschließend studierte er Theologie und Erziehungswissenschaften in Tübingen, bevor er 2007 ins Noviziat in Nürnberg eintrat. Es folgten zwei Jahre in der Flüchtlings- und Seelsorgsarbeit in Berlin sowie ein Jahr im Rahmen des JRS im Südsudan. Seit 2012 studierte er Pastoral Counseling in Chicago. Nach der Priesterweihe wird er in St. Michael in München mitarbeiten. Christian Braunigger, geboren am 20. März 1980 in Löffingen im Schwarzwald, studierte nach seinem Abitur und Zivildienst zunächst Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe. 2006 trat er in den Orden ein. Sein Philosophiestudium absolvierte er 2008 bis 2010 in München. Es folgten zwei Jahre in der Arbeit für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Ostafrika bis 2012. Sein Theologiestudium absolvierte er bis Juni 2015 in Paris. Nach der Priesterweihe wird er Studentenpfarrer der KSG in Leipzig und im JESUITEN-Redaktionsteam mitarbeiten. Fabian Loudwin, geboren am 10. August 1980 in Heilbronn, studierte nach seinem Zivildienst in der KHG Stuttgart zunächst Theologie in Tübingen und trat dann 2005 ins Noviziat der Jesuiten ein. Nach den Gelübden studierte er zunächst zwei Jahre Philosophie in München und war anschlie24 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Gunnar Bauer SJ Christian Braunigger SJ Fabian Loudwin SJ © SJ-Bild/Ender

ßend bis 2011 in die verbandliche Jugendarbeit und die Schulseelsorge im Canisius-Kolleg in Berlin eingebunden. Nach seinem Engagement beim Weltjugendtag in Spanien studierte er von 2011 bis 2015 Theologie in Madrid. Nach der Priesterweihe wird er als Kaplan in St. Ignatius in Frankfurt tätig sein. Thomas Hollweck SJ übernimmt das Amt des Novizenmeisters Pater Thomas Hollweck SJ hat am 1. August in Nürnberg die Arbeit als Novizenmeister für die Deutsche, Österreichische und Schweizer Provinz aufgenommen. Der gebürtige Oberpfälzer Thomas Hollweck (48) war zuletzt als Spiritual und Priesterseelsorger im Erzbistum Hamburg tätig. 1992 ist er in die Gesellschaft Jesu eingetreten. Nach einem Aufbaustudium in „Spiritueller Theologie“ in Madrid wurde er 1999 in St. Michael in München zum Priester geweiht. Ab 1998 arbeitete er in der Hochschulpastoral in München und von 2003 bis 2009 als Kirchlicher Assistent der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) in Deutschland. Verabschiedet wurde Pater Josef Maureder SJ, der seit 1. Juli 2007 das Noviziat geleitet hat. Pater Maureder übernimmt im Herbst 2015 die Leitung des Bereichs „Spiritualität und Exerzitien“ im Kardinal König Haus in Wien. Seit 2003 absolviert der Ordensnachwuchs der deutschsprachigen Jesuitenprovinzen (Deutschland, Österreich und Schweiz) gemeinsam das Noviziat, das im RupertMayer-Haus am nördlichen Stadtrand von Nürnberg beheimatet ist. Aktuell befinden sich sieben Novizen in dieser ersten Phase ihrer Ordensausbildung. Am 6. September legten in St. Klara in Nürnberg fünf Novizen die Ersten Gelübde ab. Ebenfalls in den ersten Septembertagen werden die Kandidaten erwartet, die sich für den Eintritt in den Orden entschieden haben. 25 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Thomas Hollweck SJ © SJ-Bild/Ender

Provinzkongregation tagt in Ludwigshafen Mit der Wahl der Delegierten als Elektoren für die 36. Generalkongregation des Ordens ist die Provinzkongregation der deutschen Jesuiten im Juli in Ludwigshafen zu Ende gegangen. Zusammen mit Provinzial Stefan Kiechle SJ werden die Patres Stefan Dartmann SJ und Johannes Siebner SJ die Deutsche Provinz im Oktober 2016 in Rom vertreten. Ein Novum war bei der Zusammenkunft im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen, dass die Provinzkongregation für einen Studientag zur „Vision und Mission in der gemeinsamen Sendung“ unterbrochen wurde, bei dem zehn Mitarbeitende aus den Werken und Einrichtungen des Ordens in Deutschland teilnahmen und wichtige Impulse für die Zusammenarbeit einbrachten. Mit Blick auf die Generalkongregation wurde eine Reihe von so genannten „Postulaten“ verabschiedet, die als Eingaben der Deutschen Provinz in Rom diskutiert werden sollen. Dabei geht es unter anderem um ordensrechtliche Aspekte bei der Aufnahme von Novizen sowie in den Leitungsstrukturen der Provinz. Als konkrete Themen, mit denen sich die Generalkongregation außerdem befassen soll, wurden benannt: Die Qualität der akademischen Ausbildung im Orden, die Bedeutung von Ökologie und Gerechtigkeit im Licht der Enzyklika „Laudato si“ sowie mögliche pastorale Konsequenzen aus der Familiensynode im Oktober dieses Jahres. Nachrichten 26 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Studientag der Provinzkongregation im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen © SJ-Bild

Bundesgerichtshof: Christian Herwartz SJ darf vor Abschiebegefängnis demonstrieren Der Bundesgerichtshof hat die Demonstrationsfreiheit gestärkt. Die Richter gaben am 26. Juni Pater Christian Herwartz SJ aus Berlin Recht, der mit den „Ordensleuten gegen Ausgrenzung“ auf dem Flughafen Schönefeld direkt vor einer Unterkunft für Flüchtlinge eine Mahnwache abhalten wollte. Laut Urteilsbegründung hat die Flughafengesellschaft mit ihrem Verbot der Demonstrationen im Jahr 2012 den Kläger in seinem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit verletzt. In eigener Sache Nach mehr als 15 Jahren Redaktionsarbeit – anfangs für „An unsere Freunde“ und seit 2004 für die Publikation JESUITEN – verabschieden sich Johann Spermann SJ und Tobias Zimmermann SJ mit dieser Ausgabe aus dem Redaktionsteam. Herzlichen Dank! Personalnachrichten P. Peter Balleis wird nach achtjähriger Tätigkeit in Rom als Internationaler Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) zum 1. November abgelöst. Nach einer Sabbatzeit in St. Michael in München soll er im Herbst 2016 die Aufgabe des Präsidenten von „Jesuit Commons – Higher Education at the Margins“ übernehmen. Zusammen mit dem JRS ermöglichen dabei mehrere amerikanische Jesuiten-Universitäten Flüchtlingen den Zugang zu Universitätsbildung. P. Philipp Görtz wechselt ab Oktober 2015 für zwei Jahre nach Wien und wird dort unter anderem die Jugendarbeit in der Pfarrei in Lainz-Speising übernehmen. P. Bernhard Knorn wird nach seiner Verabschiedung als Subregens im Priesterseminar Sankt Georgen in die dortige Kommunität umziehen. Nach dem Abschluss seiner Promotion wird er eine Studienphase am Boston College (USA) mit dem Ziel einer Habilitation in systematischer Theologie (Dogmatik) beginnen. P. Petrus Köst hat seine Tätigkeit als Spiritual im Priesterseminar in Erfurt im Sommer beendet und geht im Oktober ins Exerzitienhaus nach Hochelten, um Exerzitien zu geben. Im Januar 2016 wird er die Leitung des Hauses von P. Karl Heinz Fischer übernehmen. 27 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Foto: Herwartz

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