Jesuiten 2016-1

Und plötzlich ist alles anders … Seit 1998 bin ich Jesuit und jetzt an der Rezeption unserer Schule tätig. Während meiner Ausbildung als Jesuit befand ich mich in der Phase des Theologiestudiums in Manila. Eines Tages bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Es war dunkel und ich hatte kein Licht an. Unglücklicherweise war ein Seil quer über die Straße des Campus gespannt. Das hat mich nach hinten geschleudert und ich bin mit dem Kopf auf die Straße gefallen. Ein Glück, dass der Mitbruder, mit dem ich zuvor verabredet war, das „Wumm“ gehört hat. Er kam aus dem Haus und fand mich auf der Straße liegend. Sogleich rief er den Notarzt und ich wurde in ein amerikanisches Krankenhaus gebracht. Durch den Sturz musste ich operierte werden. Es gab Blutergüsse im Kopf. So war ich nach der Operation halbseitig gelähmt und für zwei Wochen im Koma. Ich erhielt die Krankensalbung, weil man dachte, dass ich sterben würde. Dank der Salbung bin ich am Leben. Ich wurde von meinen Brüdern aus Australien und meiner Schwester aus Vietnam besucht. Aber ich habe nichts davon mitbekommen. Nur von meinem Bruder aus Hamburg bekam ich ein wenig mit, als er mich auf den Philippinen besuchte. Er war mein Lieblingsbruder. Nach dem Unfall bin ich in Begleitung eines Mitbruders nach Deutschland geflogen. In München angekommen, war ich längere Zeit in Reha. Ich bin nochmals nach Manila zurückgekommen, um das Theologiestudium zu beenden. Aber nach der Operation war die Erinnerung weg. Dadurch wurde das Studium schwerer. Mit viel Mühe habe ich es geschafft. Anschließend bin ich nach Berlin gekommen. Ich gehe weiterhin dreimal die Woche zur Physiotherapie und hoffe, dass es besser wird. Ich bin auf Hilfe meiner Mitbrüder und Mitmenschen angewiesen. Gott sei Dank nehmen mich die Mitbrüder so an wie ich bin. Es gibt Momente, wo ich schon fast aufgebe. Dank des täglichen Gebets und der Eucharistie erlebte ich seelische Heilung trotz meiner Behinderung. Ich konnte damals nicht beten, weil mir das Selbstbewusstsein fehlte. Ich musste langsam lernen, wieder ins Gebet zu kommen. Mir wurde ein Rosenkranz geschenkt und seitdem bete ich den Rosenkranz. Das ist ein sehr wichtiges Gebet für mich. Wie die Mutter Gottes „Ja“ zu Gott gesagt hat, so sage ich jetzt auch „Ja“ zu meiner Behinderung und vertraue auf den Herrn. Hieu Bui Cong SJ 8 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2016 n DER BARMHERZIGE SAMARITER Dank des täglichen Gebets und der Eucharistie erlebte ich seelische Heilung.

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