Jesuiten 2016-1

Grenzerfahrungen Ich habe mich nach der Schulzeit für einen Einsatz als Jesuit Volunteer in Indien entschieden. Was bedeutet es, als 18-jähriger Abiturient des Canisius-Kollegs in Berlin in einem Entwicklungsland zu leben und ganz im Zeichen des entwicklungspolitischen „Weltwärts-Programms“ seinen Teil zur Entwicklung seiner Umgebung beizutragen? Ich arbeite und lebe am Stadtrand von Kolkata und unterstütze Father Saju George SJ und Father K. Thottam SJ beim Aufbau des Kulturzentrums Kalahrdaya. Mein Beitrag beschränkt sich auf anfallende Arbeiten in Kalahrdaya, den Englischunterricht dort, in einer Bengali Medium High School und einem JesuitenNoviziat. Selbstverständlich engagiere ich mich auch im interkulturellen Austausch mit der Jugend, Besuchern und Familien. „Brücken bauen“ nennt man das im Fachjargon. Als 18-Jähriger kann ich natürlich kein Weltretter für die Dalits, die „Kastenlosen” sein. Oft gibt es Lücken, die ich nicht zu füllen vermag, oder Bitten, denen ich nicht nachkommen kann. Es ärgert mich dann meistens, dass ich in diesen Momenten nicht handeln kann und nicht selten muss ich Kompromisse finden. Wenn man Elend sieht, dann möchte man natürlich direkt helfen. Am einfachsten geht das mit Geld, doch das ist nicht meine Aufgabe. So wurde ich einmal nach einem Sonntagsgottesdienst zu einer armen Familie auf einen Tee eingeladen und habe noch am gleichen Tag, einer Bitte des Vaters folgend, einen englischen Brief an eine acht Jahre alte Adresse nach Amerika geschrieben, in dem ich um finanzielle Unterstützung für die Schule bat. Natürlich wird das jetzt nicht alles von heut auf morgen ändern. Doch ich freue mich, dass ich ein dankbares Lächeln erwirken konnte, auch wenn ich mit gemischten Gefühlen daran denke. Auch meine Aufgaben, wie der Englischunterricht, alles was ich geben kann, macht einen großen Teil aus. Es ist daher nicht wenig, doch auch nicht genug. Manchmal scheitert es an meinem persönlichen Versagen oder an nicht ausreichenden Sprachkenntnissen. Auch kulturelle Differenzen oder andere Lehrmethoden machen den Unterricht oft nicht einfach. Doch die Herausforderungen in der Kommunikation werden ebenso wie das Kennenlernen persönlicher Grenzen als wertvolle Erfahrungen für mich nützlich sein, so wie jeder Lernerfolg meiner Schüler ihnen einen persönlichen Vorteil bringt und ich ihnen nützlich war. Alexander Wind 13 JESUITEN n MÄRZ 2016 n DER BARMHERZIGE SAMARITER Brücken bauen: Interkultureller Austausch mit der Jugend und Familien

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==