Mittagstisch St. Michael: Bezahlte Hilfe und freiwilliges Engagement Ein Blick auf den Wirt: „Am anderen Morgen zog er zwei Denare heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Versorg ihn, und was du etwa dazuhin aufwendest – ich gebe es dir zurück, wenn ich wieder herkomme.“ (Lk 10,35) Es ist ein Dienstagmorgen. 8:15 Uhr bekomme ich eine SMS mit der Nachricht: „Huhu… wir haben wieder etwas für euch!“ Dieses „Etwas“ sind Lebensmittel, die übrig sind und die wir abholen dürfen. Eine gute Freundin schickt mir diese Info – so mache ich mich auf den Weg und packe das Auto voll mit Kartons und Kisten voller Gemüse und Obst. Auf dem Weg zum Mittagstisch gebe ich schon einen Teil davon in einer Flüchtlingsunterkunft ab. Da es Dienstag ist, halte ich noch bei einem Bäcker, der mir Säcke voller Brot und Brötchen vom Vortag mitgibt. Es ist oftmals so viel, was abgegeben wird, dass ich die Lebensmittel an andere Einrichtungen weiter verteile, damit sie mir nicht verderben. Es ist erschreckend, dass alles, was ich nicht abhole, in der grünen Tonne landet. Beim Ausladen des Autos helfen mir Gäste, die schon vor dem Eingang stehen, um im Vorraum Schutz vor Regen oder Kälte zu finden. Ab 10 Uhr treffen zwei unermüdliche Helfer ein, die bei den Vorbereitungen für das Mittagessen helfen. An vier Tagen in der Woche bekommen wir von verschiedenen Großküchen einen Eintopf oder Auflauf, angeliefert von der Tafel. Je nachdem, was ich an Gemüse mitbringen konnte, werden Salate zubereitet und Brotaufstrich angefertigt. An den Wochenenden wird von eingespielten Kochteams das Essen zubereitet. Ihren Angaben zufolge stelle ich ihnen die Zutaten zur Verfügung. Ab 12 Uhr wird die innere Tür geöffnet und der Strom der Gäste ergießt sich in die Räumlichkeiten. Zum Mittagstisch können alle kommen und wie überall, wo Menschen sich regelmäßig treffen, hat jeder seinen Stammplatz und „Neue“ müssen sich diesen erst erobern. 365 Tage im Jahr ist der Mittagstisch der Ort, an dem jedermann eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann und die Möglichkeit zur Begegnung findet. Nicht alle Gäste kommen des Essens wegen. Ihnen genügen ein Kaffee, das Zusammensein und die Gespräche. Allein mit ehrenamtlicher Hilfe wäre das nicht zu stemmen. So greifen ehrenamtliches Engagement und professionelle Hilfe ineinander. Was hilft bei dieser Zusammenarbeit? Wie gelingt es, professionelle, 18 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2016 n DER BARMHERZIGE SAMARITER
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