Jesuiten 2016-2

Was ich predigen würde … Worte von Laien Gott eine Stimme geben Seit unser Sohn verliebt ist, läuft sein Handy heiß. So viel Neues kann es gar nicht geben. Aber von ihr hören, sie hören, in Verbindung sein… macht ihn glücklich. Das Handy überbrückt die Zeit bis zum Wiedersehen. Von einer Predigt erwarte ich nicht unbedingt immer neue Informationen über Gott. So viel Neues, dass es Sonntag für Sonntag zehn Minuten füllt, kann es gar nicht geben. Aber ich möchte, dass die Predigt mich glücklich macht. Oder jedenfalls, dass sie mir hilft, die Zeit zu überbrücken – die Zeit bis zum Wiedersehen. Gott teilt sich mit, nicht etwas über ihn, sondern sich selbst. Jesus ist sein Wort. Das will ich hören. Natürlich braucht das Wort Gottes eine Stimme, eine menschliche Stimme. Das Wort Gottes braucht Worte, die gesprochen werden. Diese Worte sind nicht Gottes Wort, aber ich möchte, dass sie Jesus Stimme geben, ihn tönen lassen: Gotteswort im Menschenwort. Es stört mich nicht, dass es Menschenwort ist. Es stört mich nicht, wenn der Prediger rhetorisch nicht sehr begabt ist, es stört mich nicht, wenn er anders denkt als ich. Aber es macht mich ärgerlich, wenn ich nur ihn höre, wenn er über sich selbst spricht, während er über Gott redet, wenn er theoretisiert. Er weiß Gott nicht besser als ich, nicht besser als die anderen Hörerinnen und Hörer des Wortes, und er möge auch nicht so tun. Mit „Gott-Wissern“, „GottBesitzern“, „Gottes-Willen-Kennern“ tue ich mich sehr schwer. Ich will spüren, dass der Prediger Jesus mag, dass er mit ihm spricht, dass er persönlich einen Weg mit Jesus geht, dass er sich von Jesus formen lässt, dass er glücklich ist, wenn Gott spricht, dass er glücklich ist, Gottes Wort in seinen Worten sagen zu dürfen. Und weil ich sonntags gerne ein wenig faul bin und nicht ständig kritisch achtsam sein will, ob die Stimme, die ich höre, wirklich dem Jesus der Evangelien eine Stimme gibt, bin ich darauf angewiesen, dass sich der Prediger sorgfältig in das Wort Gottes, das er auslegt, vertieft hat – in theologischer, auch exegetischer Anstrengung und in geistlicher Aneignung. Die Predigt überbrückt ja nur die Zeit bis zum Wiedersehen. Wenn der Prediger mich also zu Gott hin bewegt, wenn er mir gar Raum, Zeit, Anstoß gibt, Gott selbst zu suchen und zu finden, dann macht mich seine Predigt glücklich – auch wenn er vielleicht ganz traurige Dinge sagt. Peter Hundertmark 8 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2016 n PREDIGEN

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