Jesuiten 2016-2

Lesungen die Heilige Schrift erklärte. Was heute nicht leicht möglich ist, akademische Theologie auf hohem Niveau vor allem als angewandte Theologie zu betreiben, war für ihn selbstverständlich. In meinem Weg von der Hochschule in die Fortbildung war und ist er mir Vorbild, und ich denke manchmal, dass ihm meine jetzige Tätigkeit vermutlich besser gefällt als die frühere, als ich noch über ihn geforscht habe. Alle meine wichtigeren „Begegnungen“ mit Heiligen haben eines gemeinsam: dass ich über ihre Schriften mit ihren Gedanken und Gefühlen in Kontakt kam. Was zu mir kam, war nicht etwas über sie, sondern von ihnen. Das ist es, was mich berührt hat. Kein Wunder, denn wir lernen ja auch in dieser Welt Menschen kennen, indem sie uns von sich erzählen und über ihren Weg und ihre Erfahrungen sprechen. Über die Kenntnis des Geburts- und Sterbedatums und eine Aufzählung der wichtigsten Stationen im Leben ist vermutlich noch keine Freundschaft entstanden. Warum aber sind es dann oft einzig jene Daten zu den Tagesheiligen, die im Gottesdienst verkündet werden? Ich würde mir wünschen, dass die Heiligen selbst zu Wort kommen, das, was sie berührt und bewegt hat. Denn das ermöglicht eigentlich erst das wundervolle Erlebnis, einen neuen Heiligen zu entdecken. Igna Kramp CJ 21 JESUITEN n JUNI 2016 n PREDIGEN Pater Provinzial Stefan Kiechle SJ in St. Michael, München © SJ-Bild/Ender

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