Jesuiten 2016-2

Die Heiligen sprechen lassen „Es ist ein wundervolles Erlebnis, einen neuen Heiligen zu entdecken.“ So schrieb vor einem halben Jahrhundert der Trappist Thomas Merton. Mir haben diese Worte so gefallen, dass ich sie mir gemerkt habe. Vor allem, weil ich damals bereits erfahren hatte, dass die Entdeckung eines Heiligen, den ich vorher nicht kannte, oder treffender, die „Begegnung“ mit ihm (oder ihr) tatsächlich ein tolles Erlebnis ist. Solche „Begegnungen“ haben meinem Leben manches Mal eine neue Wendung gegeben. Mein Eintritt in die Congregatio Jesu (CJ) stand in Zusammenhang mit der „Begegnung“ mit Ignatius von Loyola. Im englischen Jesuiten Robert Southwell fand ich in meinem Noviziat und noch lange darüber hinaus einen inspirierenden Gefährten. Zu meinem jüngsten Weg von der akademischen Forschung und Lehre zur Fortbildung des pastoralen Personals von vier Diözesen trug die „Begegnung“ mit dem Jesuiten Alfonso Salmerón nicht wenig bei. Welche Rolle spielten Predigten für diese „Begegnungen“? Keine. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht trotzdem sinnvoll fände, dass mehr über Heilige gepredigt würde. Die Frage ist nur wie. Um diese etwas paradoxe Aussage zu erklären, muss ich zunächst erzählen, worin denn die für mich so wichtigen „Begegnungen“ mit den drei genannten, aber auch weiteren Heiligen bestanden. Ignatius „begegnete“ ich zum ersten Mal, als ich den Pilgerbericht las, den mir eine Provinzoberin der Congregatio Jesu geschenkt hatte. Ich las ihn so intensiv, dass ich ihn fast auswendig hätte nacherzählen können. Mit Southwell kam ich in Kontakt, als ich im „Canisius“ (der damaligen Zeitschrift der Norddeutschen Provinz) sein Gedicht „The Burning Babe“ las. Im Postulat studierte ich dann eine Sammlung von Gedichten von ihm, von denen mich fast alle sehr ansprachen. Salmerón kannte ich natürlich vom Namen her als Gefährten des Ignatius. Zu einer intensiven „Begegnung“ aber kam es erst, als ich in Sankt Georgen an einem Forschungsprojekt über seine Exegese mitwirkte und mich mit seiner Biographie und seinen Schriften näher befasste. An ihm gefiel mir, dass er zwar einer der bedeutenden Theologen seiner Zeit war und am Ende seines Lebens einen großen Kommentar zum Neuen Testament schrieb, aber bis dahin kaum Vorlesungen hielt und fast nichts veröffentlichte, weil er Zeit seines Lebens allen Interessierten in öffentlichen 20 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2016 n PREDIGEN Es ist sinnvoll, wenn mehr über Heilige gepredigt wird.

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