Jesuiten 2016-3

Mobbing – da hört der Spaß auf Im Gespräch mit einem Tätertherapeuten Was genau ist Mobbing? Wie unterscheidet es sich von einem gewöhnlichen Streit? Mobbing ist ein Phänomen, das überall dort vorkommen kann, wo es Gruppen gibt – in der Schule, in Vereinen, Freizeitgruppen und am Arbeitsplatz. Betroffen sind alle Altersgruppen. Mobbing in den Neuen Medien und sozialen Netzwerken wird als Cybermobbing bezeichnet. Durch die neuen Formen digitaler Kommunikation in fast allen Lebensbereichen kommt dieser Art des Mobbings eine zunehmende Bedeutung zu – dabei trifft das Opfer besonders hart, dass einmal veröffentlichte Bilder, Kommentare oder Schmähungen nicht mehr aus dem Internet entfernt werden können. Streit zwischen Jugendlichen ist notwendig, um Grenzen sozialen Verhaltens auszuprobieren, den Status in einer Gruppe festzustellen oder gegenläufige Interessen miteinander zu vereinbaren. Er kann von den Jugendlichen oft selbst gelöst werden. Mobbing ist im Gegensatz dazu ein systematisches, vorsätzliches, regelmäßiges, dauerhaftes, schädigendes Verhalten gegen eine Person. Es basiert auf einem Machtgefälle zwischen dem Mobbenden und seinem Opfer, das diese Situation nicht alleine auflösen kann. Was können Sie uns über die Täter sagen? Ein Motiv für Mobbing ist, dass Gewalt grundsätzlich als Konfliktlösungsstrategie akzeptiert wird. Mobbende erleben Befriedigung aus der Dominanz über das Opfer und steigern so ihren Selbstwert. Eifersucht, Konkurrenz oder einfach nur Langeweile können weitere Gründe sein. Manchmal haben die mobbenden Personen selbst Erfahrungen als Mobbingopfer gemacht und versuchen durch den Wechsel auf die Täterseite ihre Angst vor weiteren Attacken gegen sich zu kontrollieren. Die Mobbingdynamik beinhaltet außerdem auch das Umfeld von Helfern und Möglichmachern. Die Helfer ahmen das Verhalten des Mobbenden nach und nehmen so auch an seinem Erleben von Macht und Stärke teil. Das Unrechtsbewusstsein darüber wird umso kleiner, je normaler der Akt des Mobbens ist, je häufiger dies geschieht und je größer die Gruppe der Mobber ist. Der mobbende Hauptakteur bezieht wiederum die Legitimation seines Verhaltens aus dem ihm/ihr helfenden Umfeld und der Tatsache, dass niemand dagegen etwas tut. Wie kann Mobbing gestoppt und wie können Gruppen vor Mobbingdynamiken geschützt werden? Mobbing hört nicht von selbst auf. Sobald Mobbing erkannt wird, muss zuerst der Täter gestoppt werden, wenn nötig auch durch Ausschluss. Meist ist dazu die Intervention Erwachsener notwendig. Dann kann dem Opfer zur Seite gestanden werden. Hier ist es wichtig, Jugendliche in ihrem Erleben ernst zu nehmen, das Mob- 14 SCHWERPUNKT JESUITEN n SEPTEMBER 2016 n MEIN FEIND

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