Jesuiten 2016-4

Ist genug für alle da? Sanft streicht der Wind durch das Getreide. Das Feld reicht bis zum Horizont. In die friedliche Stimmung wird der Bibelvers aus Genesis 2,15 eingeblendet: „Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre.“ Dann werden die wettergegerbten Gesichter eines Mannes und einer Frau gezeigt, und aus dem Off spricht Papst Franziskus: „Ich danke dir, Kleinbauer, für den unentbehrlichen Beitrag, den du für die ganze Menschheit leistest.“ Seit Anfang des Jahres präsentiert Papst Franziskus die Gebetsanliegen für den jeweiligen Monat in eineinhalbminütigen Videobotschaften, die viel Aufsehen erregt haben. Im Monat April bittet er um das Gebet für die Kleinbauern, laut Zahlen der Weltbank immerhin 1,5 Milliarden weltweit. Es ist charakteristisch für Franziskus, dass er nicht nur mit Dankbarkeit und Wertschätzung auf das Geschenk der Schöpfung schaut, sondern auch auf den Menschen, der in ihr arbeitet und ihre Gaben für alle nutzbar macht. Das birgt aber auch Sprengstoff. „Ich frage mich“, fährt Franziskus fort, „ob deine Arbeit entsprechend honoriert wird. Es ist nicht richtig, dass einige wenige dieses Geschenk Gottes ausbeuten, während die Mehrheit von diesen Gaben ausgeschlossen bleibt.“ Gerade diese Kleinbauern zählen zu den Menschen, die am stärksten von Armut und Hunger bedroht sind. Missernten sind sie oft schutzlos ausgeliefert, sie bedrohen ihre Existenz. Paul Desmarrais ist Jesuitenbruder und Landwirt. Ursprünglich stammt er aus Kanada, seit fast 40 Jahren lebt und arbeitet er in Sambia. Über die Jahre hat er das Kasisi-Agricultural-Training-Center aufgebaut. Dort arbeiten er und sein Team mit den Kleinbauern zusammen, um Kenntnisse zu vermitteln und die Lebensbedingungen zu verbessern. Die Wertschätzung dieser Menschen wird so ganz konkret. Aber die Probleme sind mannigfaltig. Einmal die alltäglichen Probleme wie die unsichere Stromversorgung oder schlechte Straßen. Dann aber auch Fragen, die die Ökologie betreffen: Wie kann der zunehmenden Rodung der Bäume begegnet werden, aus denen Holzkohle für die Städte hergestellt wird? Was kurzfristig die Energieversorgung sichert, lässt auf lange Sicht Buschland zur Wüste werden. Was passiert, wenn die kurze Regenzeit, von der die Kleinbauern abhängen, ihre Regelmäßigkeit verliert? Was kann getan werden, um dem Konflikt zwischen wachsender Bevölkerung und traditionellem Wanderfeldbau zu begegnen? Bruder Paul und sein Team wollen die Menschen nicht mit diesen Fragen alleine lassen. Und so kommen die Kleinbauern auf den Pilotbauernhof von Kasisi, um Kurse zu besuchen und sich inspirieren 8 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2016

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