Jesuiten 2016-4

Einen Ort beim Namen nennen Loyola, Cardoner, Manresa – diese Namen sind in der jesuitischen Welt etwa so häufig wie bei uns Tom, Dick und Harry. Sei es in Kolumbien, Kanada oder Kambodscha, wo immer Sie jesuitische Werke oder Kommunitäten finden, werden Sie sehr bald auf einen dieser drei Namen stoßen. Was bei dieser großen Universalität verloren geht, ist die geographische Einzigartigkeit, die hinter einem jeden dieser Namen steckt. In dem stillen Weiler namens Loyola wurde der Hl. Ignatius geboren und aufgezogen, tief versteckt in den Hügeln des Baskenlands. Er empfing eine spirituelle Erleuchtung am Ufer des Flusses Cardoner, der sich singend und springend durch etwa 100 km Kataloniens schlängelt. Manresa, eine Kleinstadt unweit des Cardoner, versorgte Ignatius mit einer netten Höhle, wo er elf Monate verbrachte, um sorgfältig seine spirituellen Hausaufgaben zu machen. Bei der jesuitischen Neigung, fast alles auf geographische Namen zu taufen, könnte man meinen, dass wir sehr ortsgebunden seien. Das ist aber ein Irrtum. Wir Jesuiten sind im Gegenteil stolz auf unsere Rastlosigkeit. Dank unserer Heimatlosigkeit sind wir überall hingerauscht, wohin der Geist weht, in fast jedes Land auf der Karte. Doch heutzutage ist es vielleicht Zeit, unsere Steppenläufer-Tendenzen zu überdenken. Es ist vielleicht Zeit, Stabilität zu finden. Denn die Gefahr bei dem pausenlosen Hin und Her ist, dass wir den Kontakt zu dem Ort verlieren, an dem wir uns nunmal gerade befinden. Und wo wir uns gerade befinden, ist ein heiliger Ort. Eine bestimmte Vegetationszone. Und ein bestimmter Komplex gastronomischer, künstlerischer, politischer, religiöser und anderer kultureller Traditionen, die aus dem spezifischen, lokalen Boden emporgewachsen sind. Wenn wir uns um die Erde, unser gemeinsames Haus, kümmern wollen, dann müssen wir zuhause beginnen, genau dort, wo wir sind. Loyola House, ein Exerzitienhaus in Guelph, Ontario, Kanada, hat sich diese Lektion zu Herzen genommen. Zu ihm gehören auf einer Fläche von 600 Morgen Land eine zertifizierte Bio-Landwirtschaft, Gemeinschaftsgärten und Wälder. Wir sprechen von diesem Ort nicht als unserem Eigentum, sondern eher als dem „Land“. Wir werden uns immer mehr bewusst, wie dieses Land an der Mission der Glaubensverkündigung und dabei, „den Seelen 16 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2016 n GENUG Wenn wir uns um die Erde kümmern wollen, dann müssen wir zuhause beginnen.

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