Jesuiten 2017-1

Ökumene in Schweden Papst Franziskus kommt! Die Nachricht war den Medien in Schweden eine Schlagzeile wert, und die Kommentare waren überwiegend positiv. Das ist nicht selbstverständlich in einem traditionell lutherischen Land mit starker Freikirchentradition, für die der Papst schnell auch Antichrist sein kann. Der Papst kommt. Gewiss, der Papst kommt, aber der eigentliche Anlass war das Reformationsgedächtnis und das Jubiläum des Lutherischen Weltbundes (LWB), der 1947 in Lund gegründet wurde. Anlässlich dieser beiden Gedenktage wollten die Spitzen des Vatikans und des LWB eine gemeinsame Erklärung zur Ökumene unterzeichnen. Im Vorfeld geriet der ursprüngliche Anlass allerdings ein wenig in den Schatten von Franziskus. In der öffentlichen Wahrnehmung kam vor allem der Papst. Wie in einem Brennglas wurden einige Probleme der Ökumene in Schweden deutlich. Die katholische Kirche ist hier sehr klein, vielleicht zwei Prozent der Bevölkerung. Die ehemalige Staatskirche lutherischen Bekenntnisses dagegen ist immer noch sehr groß, gut 60 Prozent. Doch die Verhältnisse wurden im Zusammenhang des ökumenischen Tages am 31. Oktober 2016 auf den Kopf gestellt. Die Minoritätskirche mit ihrer weltweiten Dimension wuchs, die Majoritätskirche schrumpfte. Im schwedischen Alltag ist es ja umgekehrt. Und manchmal frage ich mich, welches Interesse eine derartige Großkirche haben kann, mit einem Zwerg Gespräche auf Augenhöhe aufzunehmen. Manche ihrer Mitglieder antworten, es sei der reiche Schatz der Spiritualität in der katholischen Kirche, deren Sprachfähigkeit im Religiösen, die weltweite Dimension, deren philosophisch-theologische Tradition und Liturgie. Und wir Katholiken? Was bewegt uns, in Dialog zu treten und nicht nur pflichtschuldig Jesu Ermahnung nachzukommen, dass alle eins seien? Sicher ist sie der Grund aller Kontakte, denn eine gespaltene Christenheit ist im Letzten nicht glaubwürdig. In der besonderen schwedischen Situation geht es aber auch darum, dem großen Bruder klar zu machen, dass er kein Monopol aufs Christentum hat, dass es andere Geschichtsbilder und Erfahrungen gibt. Das mögen Reflexe einer lange Zeit verfolgten und verfemten Kirche sein, doch darf man Anerkennung des anderen, auch von geschehenem Unrecht, nicht unterschätzen, wenn man zusammenfinden will. Und manchmal gilt es einfach nur, den anderen daran zu erinnern, sich nicht noch weiter vom gemeinsamen Grund zu entfernen. Dominik Terstriep SJ 8 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE? © Stefan Weigand

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