Jesuiten 2017-1

Mein Leben für die Ökumene Von Haus her war es mir nicht in die Wiege gelegt, ökumenisch tätig zu werden. Denn die Stadt und die Familie waren immer mit einiger Selbstverständlichkeit katholisch. Auch während der Studienjahre in München und in Frankfurt spielten ökumenische Fragen keine große Rolle. Das änderte sich, als ich in Freiburg Assistent von Karl Lehmann wurde – also 1971/72. Sein Lehrstuhl war durch eine doppelte Schwerpunktbildung bestimmt: Dogmatik und Ökumene. Albert Raffelt wurde Assistent im Bereich der dogmatischen Theologie, ich im Bereich der ökumenischen Theologie. Die erste Aufgabe, die ich wahrzunehmen hatte, war der Aufbau einer ökumenischen Fachbibliothek – im „Hasenstall“, d.h. in einem etwas versteckten Raum im dritten Stockwerk des Kollegiengebäudes I. Wir hatten etwa DM 100.000 zur Verfügung. Ich muss gestehen, dass ich heute nicht mehr genau weiß, wie ich das Geld ausgegeben habe, konkret: warum ich welche Bücher auf welche Weise gekauft habe. Es ging irgendwie schlafwandlerisch vonstatten. Im Ergebnis, das recht schnell vorlag, stand jedenfalls eine ordentliche Spezialbibliothek zur Verfügung, die es wohl heute noch gibt. Karl Lehmann hielt damals immer wieder besondere Vorlesungen zu ökumenischen Fragen. Ich besuchte sie und erhielt so eine erste Information über die Situation der Ökumene. Hier und da hatte ich „den Chef“ bei ökumenischen Konferenzen zu begleiten oder auch zu vertreten. In Frankfurt wurde ich bald nach meinem Einstieg in die Sankt Georgener Aufgaben mit Prof. Armin-Ernst Buchrucker bekannt, der an der Universität Frankfurt lehrte. Dies wurde zum Beginn einer jahrelangen, ernsten, fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem lutherisch geprägten Kollegen. Wir leiteten bis etwa 1988 insgesamt 20 ökumenische Seminare, an denen viele Studenten und Gasthörer teilnahmen und in denen ich selbst viel gelernt habe. Einigermaßen gut vorbereitet konnte ich in der Folgezeit an vielen Stellen mitarbeiten. Zu den schönsten Erfahrungen, die ich im Ökumene-Bereich machen durfte und an die ich hier erinnern möchte, gehört die Arbeit am „Ökumene-Lexikon“, das ich zusammen mit Walter MüllerRömheld und Hanfried Krüger konzipiert habe und das 1982 im Lembeck-Verlag erschienen ist. 12 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE? Es geht darum, die Ökumene in einer gründlich arbeitenden Theologie zu verorten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==