Jesuiten 2017-1

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, 2017 – das Jahr des Jubiläums: 500 Jahre Luther, 500 Jahre Reformation, 500 Jahre Trennung. Gleichzeitig boomt, vielleicht wie nie, das Wort „Ökumene“. Dieses Wort löst unterschiedliche Reaktionen aus: Bei manchen mag es einen zufriedenen und dankbaren Blick auf einzelne Momente oder auch bereits einen gewachsenen Alltag geben, in dem der gemeinsame Glaube gelingt. Andere werden von der Sehnsucht nach größeren Schritten der Einheit bewegt, manche sind enttäuscht oder auch frustriert. So wie sich bei unendlicher Wiederholung selbst des Lieblingsliedes Langeweile einstellt, mögen auch manche ermüdet sein von dem Dauerthema, und andere fürchten schließlich um ihr eigenes Profil bei zu großer Annäherung. Klar ist bei Skeptikern wie Enthusiasten, dass es bei der Ökumene nicht einfach um einen Einheitsbrei, um faule Kompromisse oder um ein eklektisches Rosinenpicken geht. Diese Idee greift das Bildprogramm auf, mit dem sich auch unser neuer Bildredakteur vorstellt. Wir zeigen ungewöhnliche Kombinationen, die es (noch) nicht gibt und die auf den ersten Blick auch gar nicht zusammenpassen. Und wir stellen Reibungen fest. Aber da, wo Reibung ist, ist noch nicht alles glattgeschliffen. Meistens hakt es, es gibt Verkantungen, und manchmal geht nichts mehr. Aber Reibung bedeutet auch: Da entsteht etwas Neues, wie beim Entzünden des Streichholzes auf der Streichholzfläche. Reibung, Wärme, Funke und Feuer. Unser aktuelles Schwerpunktthema möchte so etwas sein: Der VerkantungsReibung ihren Stellenwert geben – aber eben zugleich zeigen: Ökumene ist etwas, wo das Beste aus verschiedenen Welten zusammenkommen kann. Die Artikel zum Thema Ökumene gehen in einem Dreischritt vor: Wie die Konfessionen miteinander ringen und zueinander kommen, hängt von konkreten Orten ab. Deswegen geht der erste Teil drei Orte ab – Berlin, Leipzig und Stockholm – und zeigt unterschiedliche Facetten. Ökumene prägt zweitens aber auch konkrete Lebensgeschichten: Wir haben deshalb drei Autoren, die auf sehr unterschiedliche Weise mit Kopf und Herz ökumenisch verwickelt sind, gebeten, über ihre Leben zu reflektieren. Der dritte Schritt schließlich versucht sehr vorläufig, Tendenzen zu benennen, und dies mit einem jungen Blick auf die Sehnsucht, einem ehrlichen Blick auf die Mühen sowie zwei Ausblicken – über das westliche Europa hinaus auf das Leben in Russland und die Arbeit in römischen Kommissionen. Wo ist Ökumene? Suchen Sie mit – bei anregender Lektüre! Holger Adler SJ Christian Braunigger SJ Tobias Specker SJ 1 JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE?

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