Jesuiten 2017-2

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, ein Schwerpunktthema zu Josef? Irgendwie bleibt der Eindruck eines Schattendaseins. In den ersten Kapiteln des Lukas- und Matthäusevangeliums taucht er kurz auf, und dann ist er wieder verschwunden. Kein einziges Wort ist von ihm überliefert. Schade. Auch wenn die Ereignisse aus der Perspektive eines guten Endes geschildert werden, so einfach ist es doch wieder nicht. Obdachlosigkeit, Flucht, Sorgen um einen verschwundenen Teenager sind keine alltäglichen Erfahrungen. Niemand möchte sie gerne machen, und dennoch sind sie fester Bestanteil mancher Lebensbiografie. Gerne hätten wir Josef gefragt, wie es ihm ging mit all den Erlebnissen, die er machen musste. Vielleicht geht es Ihnen genauso. Wer ist also dieser Mann, der für Papst Franziskus eine solch große Bedeutung hat? Wer ist dieser Heilige, dem früher Menschen eine so große Verehrung in ihrem Alltag entgegenbrachten, bis hinein als Begleiter auf dem letzten Lebensabschnitt hin zum Tod? Antworten von diesem stillen Begleiter der ersten Lebensjahre Jesu gibt es auf diese Frage nicht. Ein Handwerker aus Nazareth mit seinen Träumen, die er ernst nimmt. Der Ziehvater Jesu, wie er immer wieder genannt wird. Ein Mann der Tat und nicht der großen Reden. Jedes Weihnachtsfest begegnet er uns, oftmals als ergraute Gestalt neben seiner jungen Frau und dem Neugeborenen. Ist er das? Die verschiedenen Annäherungen der Autoren dieser Ausgabe können uns bei der Suche nach eigenen Antworten helfen, auch wenn der Josef, den wir aus den Evangelien kennen, kein persönliches Wort hinterlassen hat. Manche Erfahrungen unserer Autoren sind vielen vertraut, andere wirken fremd und gleichzeitig doch anrührend. Schön ist es, wenn sich durch die verschiedenen Texte neue Zugänge zu Josef ergeben und so ein Gespräch mit ihm entsteht. Vielleicht wird zugleich auch unser Blick für die unterschiedlichen JosefGestalten unserer Zeit geschärft. Auch sie stehen nicht im Rampenlicht, sondern eher im Schatten, schweigsam. Aber bei ihnen bleibt uns noch die Gelegenheit, sie zu fragen und auf unsere Fragen eine Antwort zu erhalten. Auch die Grafikerin und KalligrafieKünstlerin Ruth Wild nähert sich auf bildliche Weise der Gestalt des Josef. Oft schon hat sie durch ihre Projekte Menschen zum Verweilen und zur Suche ermutigt. Durch ihre Gestaltung des Heftes bietet sie einen weiteren Zugang zu Josef. Viel Freude bei der Suche und den Gesprächen, die sich daraus ergeben. Björn Mrosko SJ Claus Pfuff SJ 1 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==