Jesuiten 2017-2

Josef 2017/2 ISSN 1613-3889 Jesuiten

Illustrationen: Ruth Wild Ausgabe Juni/2017 Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Meine Wurzeln: Wer bin ich? 4 Durchkreuzte Lebenspläne 6 Zwischen Recht und Barmherzigkeit 8 Sind Träume Schäume? 10 Gehorsam und Unterscheidung 12 Gott und dem Leben zugewandt 14 Geflüchtet 16 Familie und Schule – wo Glauben wachsen kann 18 Alltag in Nazareth 20 Der „Heilige“ Josef – mein Namenspatron Geistlicher Impuls 22 Schauplatz Himmel Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Personalien 28 Jubilare 29 Verstorbene Medien 29 Seht den Menschen Vorgestellt 30 Frans van der Lugt Projekt in München 33 Autoren dieser Ausgabe Die besondere Bitte 34 Asylsuchende begleiten 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, ein Schwerpunktthema zu Josef? Irgendwie bleibt der Eindruck eines Schattendaseins. In den ersten Kapiteln des Lukas- und Matthäusevangeliums taucht er kurz auf, und dann ist er wieder verschwunden. Kein einziges Wort ist von ihm überliefert. Schade. Auch wenn die Ereignisse aus der Perspektive eines guten Endes geschildert werden, so einfach ist es doch wieder nicht. Obdachlosigkeit, Flucht, Sorgen um einen verschwundenen Teenager sind keine alltäglichen Erfahrungen. Niemand möchte sie gerne machen, und dennoch sind sie fester Bestanteil mancher Lebensbiografie. Gerne hätten wir Josef gefragt, wie es ihm ging mit all den Erlebnissen, die er machen musste. Vielleicht geht es Ihnen genauso. Wer ist also dieser Mann, der für Papst Franziskus eine solch große Bedeutung hat? Wer ist dieser Heilige, dem früher Menschen eine so große Verehrung in ihrem Alltag entgegenbrachten, bis hinein als Begleiter auf dem letzten Lebensabschnitt hin zum Tod? Antworten von diesem stillen Begleiter der ersten Lebensjahre Jesu gibt es auf diese Frage nicht. Ein Handwerker aus Nazareth mit seinen Träumen, die er ernst nimmt. Der Ziehvater Jesu, wie er immer wieder genannt wird. Ein Mann der Tat und nicht der großen Reden. Jedes Weihnachtsfest begegnet er uns, oftmals als ergraute Gestalt neben seiner jungen Frau und dem Neugeborenen. Ist er das? Die verschiedenen Annäherungen der Autoren dieser Ausgabe können uns bei der Suche nach eigenen Antworten helfen, auch wenn der Josef, den wir aus den Evangelien kennen, kein persönliches Wort hinterlassen hat. Manche Erfahrungen unserer Autoren sind vielen vertraut, andere wirken fremd und gleichzeitig doch anrührend. Schön ist es, wenn sich durch die verschiedenen Texte neue Zugänge zu Josef ergeben und so ein Gespräch mit ihm entsteht. Vielleicht wird zugleich auch unser Blick für die unterschiedlichen JosefGestalten unserer Zeit geschärft. Auch sie stehen nicht im Rampenlicht, sondern eher im Schatten, schweigsam. Aber bei ihnen bleibt uns noch die Gelegenheit, sie zu fragen und auf unsere Fragen eine Antwort zu erhalten. Auch die Grafikerin und KalligrafieKünstlerin Ruth Wild nähert sich auf bildliche Weise der Gestalt des Josef. Oft schon hat sie durch ihre Projekte Menschen zum Verweilen und zur Suche ermutigt. Durch ihre Gestaltung des Heftes bietet sie einen weiteren Zugang zu Josef. Viel Freude bei der Suche und den Gesprächen, die sich daraus ergeben. Björn Mrosko SJ Claus Pfuff SJ 1 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Meine Wurzeln: Wer bin ich? Man hielt ihn für den Sohn Josefs (Lk 3,23) Wer bin ich? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Und das aus vielerlei Gründen. Wir alle tragen einen Kosmos aus Erfahrungen, Eigenschaften, Ängsten und ungeahnten Wünschen in uns, weshalb es schwierig ist, all das in einem Satz oder etwa einer ganzen Autobiografie zu beantworten. Wer bin ich? Die Frage ist auch deshalb schwierig, weil sie eine innere Spaltung voraussetzt. Denn ich muss „außer mir“ sein, mir selbst gegenüber treten, wenn ich Auskunft über mich erhalten möchte. Doch diese notwendige Trennung macht es unmöglich, meine Identität unmittelbar zu bestimmen. Wer bin ich? Das ist auch deswegen eine enorme Frage, weil sie uferlos ist. Mich gibt es nicht ohne die Beziehungen, die mein Leben ausmachen: die Menschen, aus denen ich hervorging, von denen ich Leben, Sprache, Anschauungen und Gewohnheiten übernommen habe. „Im Anfang ist die Beziehung“, schreibt Martin Buber in „Ich und Du“. Es gibt mich also nicht als isoliertes Individuum inmitten anderer Monaden, sondern nur als Knotenpunkt im Geflecht von Beziehungen aller Art. Wo höre ich auf – und wo fängst du an? Die Luft, die eben noch tief in meinen Lungen war, ist bereits in dir. Wer bin ich? Diese Frage stellte sich Jesus von Nazareth sicher auch immer wieder. Und die Bibel versucht uns vielfältige Antworten darauf zu geben. „Man hielt ihn für den Sohn Josefs“, heißt es bei Lukas im 3. Kapitel. Und dann folgt ein Stammbaum, der aufzeigt, dass Jesu Vorfahren via Josef, David und Abraham auf Adam selbst zurückgehen. „Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird.“ (Mt 1,16) So endet der Stammbaum bei Matthäus, wo Jesus ein zweites Mal in die Reihe von Abraham, David und Josef gestellt wird. Ganz unabhängig von der Tatsache, dass die beiden Stammbäume im Detail voneinander abweichen, stellt sich die Frage, was mit ihnen überhaupt ausgesagt werden kann. Denn Josef gilt ja nicht als Jesu leiblicher Vater. Und gemäß jüdischer Rechtsvorstellungen behält ein Kind nach einer Adoption den Status seiner biologischen Eltern. Damit wäre also ohnehin keine Ahnenfolge über Josef herstellbar – es sei denn, man sieht Josef eben doch als Jesu leiblichen Vater. An der Stelle ruft allerdings die Stimme aus dem Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ (Lk 3,22) Auch wenn unsere Verwandtschaftsverhältnisse nicht ganz so kompliziert sein mögen wie bei Jesus Christus: die Frage nach unseren biografischen Wurzeln ist in jedem Fall komplex. Wir sind Kinder ei- 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

nes durch Jahrtausende gewobenen Netzwerks genealogischer Zusammenhänge. Und auch wir sind Kinder unseres Vaters im Himmel. Mit all diesen Überlegungen möchte ich Sie nicht entmutigen, sich mit der Frage nach Ihrer Identität zu beschäftigen. Ganz im Gegenteil: im Bewusstsein darüber, wie vielschichtig die Angelegenheit ist, empfehle ich dringend, dass Sie sich ihrer Biografie annähern. Und das auf mehreren Ebenen. Deshalb noch einmal: Wer bin ich? Mit Verweis auf die DNS könnte man sagen, dass wir die Mischung aus Mischungen des genetischen Erbguts ungezählter Vorfahren sind. Doch selbst die Biologie macht es uns mittlerweile nicht mehr so einfach und gesellt der Genetik die Epigenetik bei – also jener wissenschaftlichen Disziplin, die erforscht, wodurch erbliche Veränderungen an Chromosomen hervorgerufen werden. Dabei wurde herausgefunden, dass Erfahrungen eines Vorfahren sich im Leben eines Nachfahren wiederspiegeln. Demnach ist unser Leben selbst auf biologischer Ebene nicht nur durch Gene bestimmt. Auch konkrete Erfahrungen unserer Vorfahren prägen unser Dasein heute. Klingt nach Science-Fiction, ist jedoch ernstzunehmende Biologie. Wer sich mit sich selbst beschäftigt, kommt also an Ahnenforschung nicht vorbei. Das hat auch der Begründer der Systemtherapie, Murray Bowen, zum Grundsatz seines therapeutischen Ansatzes gemacht. Jeder Familienstammbaum kennt genuine Verhaltensmuster, die sich auf die einzelnen Elemente dieses Systems auswirken – und das häufig negativ. Wer diese Dynamiken kennt, kann sich davon distanzieren, anstatt unbewusst von ihnen bestimmt zu werden – so die Überzeugung der Systemtherapie. Gnóthi sautón – Erkenne dich selbst. Das stand über dem Orakel in Delphi. Auch nach 2.500 Jahren ist das ein aktuelles Lebensprogramm. Im Bewusstsein darüber, dass es mich nicht isoliert gibt, wende ich mich vertrauensvoll an jenes Du, das es wissen muss: „Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter.“ (Ps 139) Simon Lochbrunner SJ 3 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF Die Frage nach unseren biografischen Wurzeln ist in jedem Fall komplex.

4 Durchkreuzte Lebenspläne Josef beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen (Mt 1,19) „Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ In meinem Leben habe ich es immer wieder zu hören bekommen. Es ist so leicht dahingesagt, und doch verbergen sich dahinter oft Enttäuschungen und Trauer. Aber, was soll’s. Das Leben muss weitergehen. Es bleibt eben im Alltag nicht viel Zeit, dem nachzuhängen. Und außerdem, es nützt meist nichts, seinen Kopf trotzdem durchzusetzen. In der Gestalt des Josef findet diese eigene Erfahrung durchaus seine Bestätigung. Sein Lebensplan geht nicht auf. Der Traum von einem beschaulichen Familienleben in einem Kleinunternehmen in Nazareth klappt so mal nicht. Was in kurzen Sätzen in der Bibel geschildert wird, sind doch, genauer gesehen, massive Brüche und Herausforderungen. Die Sache mit der „geheimnisvollen“ Schwangerschaft seiner Verlobten, die Ablehnung und eigene Unfähigkeit für seine Frau und das zur Welt kommende Kind eine passende Unterkunft zu finden, sind für einen Ehemann schon große Herausforderungen, die erst einmal bewältigt werden müssen. Und dann noch die Flucht in ein fremdes Land wegen eines verrückten Machthabers. Dazu Ja zu sagen und es wirklich aus ganzem Herzen zu akzeptieren, das braucht oftmals einen langen Weg. Aber der, und das ist das Schwierige, ist meist nicht gegeben. Männer aus Syrien, die ähnliche Erfahrungen mit Flucht und Heimatlosigkeit erlebt haben, können von dieser Wunde erzählen. Doch oft schämen sie sich, weil sie ihre Familie nicht schützen konnten und hier für sie nicht mit ihrer Arbeit sorgen können. Und so ein Traum, eine Stimme Gottes, die dann den Weg weist. Wer hätte sie nicht gerne. Wenn schon mein eigener Plan nicht geht, dann bitte Klarheit, wo es weiter lang gehen soll. Ob es eine solche Stimme in dieser Situation gab, oder ob keine Gelegenheit bestand, sie wahrzunehmen, das lässt sich nicht so leicht sagen. Wenn Menschen mit diesen Brüchen zur Begleitung kommen, nehmen sie oft eine große Unsicherheit wahr. „Was wäre denn gewesen, wenn… War es denn so richtig? Ich hatte doch keine Wahl, oder?“ Diese Fragen stehen im Raum. Es ist wie ein Foto eines Lebensabschnittes, das noch keinen festen Platz im Album gefunden hat. Es liegt SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF Josefs Schweigen angesichts des Unbeschreiblichen, das er erleben musste.

noch da und sucht seinen Ort. Wenn die Normalität des Alltags wiederkommt und die stürmische Zeit vorbei ist, dann bietet sich vielleicht die Gelegenheit einen neuen Blick darauf zu werfen. „Was war denn da wirklich?“ Nochmals in Stille hinhören und suchen, ob sich eine Antwort darin findet. Manchmal erlebe ich mich wie dieser Josef, der einfach nur schweigt. Große Reden sind von ihm ja nicht überliefert, kein einziges Wort. Das geht vielleicht auch gar nicht angesichts des Unbeschreiblichen, das er erleben musste. Doch plötzlich wird mir ein Wort geschenkt, das ein neues Licht auf das Gewesene wirft. Oder ein Engel in Gestalt eines Freundes taucht auf, der meine Fragen aushält und das Geschehene deuten hilft. Nicht, dass das Alte weg ist, aber es erhält einen neuen Sinn. Das quälende Warum findet ein Ende. Dankbarkeit und Staunen gewinnen Raum. Das hast Du durchgestanden ohne dabei zugrunde gegangen zu sein. „Jesus surprise me.“ Jesus überrasch‘ mich! Das sei das Morgengebet eines amerikanischen Priesters, wie ich bei einem Vortrag hörte. Ich weiß nicht, ob es mein tägliches Morgengebet sein könnte. Und doch erlebe ich immer wieder, dass er meine Pläne durchkreuzt, einfach so. Ich stehe dann da wie Josef auf manchen Weihnachtsdarstellungen. Ein bisschen hilflos, einfach nicht gefragt. Vielleicht ein wenig bockig und verärgert. Nicht schon wieder. Aber am Ende ist dann doch diese Stimme, die sagt: „Hab‘ Vertrauen! Ich habe noch was Großes mit Dir vor.“ Claus Pfuff SJ 5 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Zwischen Recht und Barmherzigkeit Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. (Mt 1,19) Was für Josef die Alternative gewesen wäre, wird im Evangelium nicht gesagt. Es wird einfach vorausgesetzt: Josef hätte Maria anklagen können wegen unehelichen Geschlechtsverkehrs; darauf stand nach dem Gesetz des Mose die Steinigung. Aber Josef verzichtet auf eine Anklage. Und zwar, weil er „gerecht“ ist. Das Gesetz in all seiner Härte anzuwenden, wäre nicht gerecht. Um im Sinne des Evangeliums „gerecht“ zu sein, genügt es nicht, einfach Vorschriften anzuwenden; Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit wäre keine echte Gerechtigkeit. Von Josef hat vielleicht auch der kleine Jesus diese Art von Gerechtigkeit gelernt. Unzählige Male kritisiert Jesus später eine buchstabengetreue Anwendung der Vorschriften, die dabei deren Sinn verfehlt. Als die Pharisäer eine Ehebrecherin zu ihm bringen und fragen: „Nun, was sagst du?“ – da erweist sich auch Jesus in diesem Sinne als ein Gerechter. Er appelliert an das Gewissen der Ankläger und erreicht, dass die Frau nicht verurteilt wird. Dass Ehebrecher nicht gesteinigt werden dürfen, erscheint uns heute selbstverständlich. Gegen die Todesstrafe sind wir sowieso. Und ob jemand in der Ehe treu ist oder nicht, sieht der moderne Mensch als Privatsache an, die jemand mit seinem Partner und seinem Gewissen ausmachen muss, aber aus der sich die Gemeinschaft heraushalten soll. In der Kirche haben Strafen überhaupt nichts mehr zu suchen, sagten viele in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Dass diese scheinbar so barmherzige Grundeinstellung dazu beigetragen hat, dass man nach Fällen sexualisierter Gewalt den Tätern immer wieder eine neue Chance gegeben hat, anstatt mit der nötigen Härte gegen sie vorzugehen, hat man sich damals nicht klar gemacht. Heute wird wieder „Null Toleranz“ gefordert. Für manche schlimmen Taten erscheint uns keine Strafe schwer genug; das Gesetz soll mit aller Härte angewendet werden. Sind wir wirklich barmherziger als die Pharisäer zur Zeit Jesu? Oder besteht der Unterschied zu früher nur darin, dass wir heute andere Taten als früher hart bestraft sehen wollen? Das Evangelium fährt fort: „Während Josef noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum“. Wie Josef in Ruhe nachzudenken, anstatt einfach den spontanen Emotionen zu folgen, das ist auch heute empfehlenswert. Ulrich Rhode SJ 6 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

8 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF Sind Träume Schäume? Während er noch darüber nachdachte, erschien ein Engel des Herrn im Traum (Mt 1,20) Ich träume selten. Ich neige auch nicht dazu, Träumen eine allzu große Bedeutung zu geben. Kürzlich träumte ich von einem ehemaligen Mitschüler, den ich seit 35 Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich hatte auch nicht mehr oder nur selten an ihn gedacht. In dem Traum überraschte er mich mit einer Nähe, die uns vor langen Jahren zeitweilig zu Freunden gemacht hatte. Ich vergaß den Traum und setzte mich am nächsten Tag an meine EMailBox. Da sprang mir eine Mail seines jüngeren Bruders in die Augen. Er teilte mir mit, dass sein Bruder vor einigen Tagen gestorben sei; sein Bruder habe immer wieder gelegentlich meinen Namen erwähnt; deswegen sollte ich das wissen. Ich war sehr überrascht und hatte das sichere Gefühl, hier den Fall eines Traumes zu haben, der nicht nur Schaum ist, sondern mich an einem tatsächlichen Ereignis außerhalb des Innenraums meiner Psyche teilhaben lässt. So öffne ich mich für den Gedanken, dass Träume tatsächlich auch Hinweise enthalten können, Botschaften, über deren Subjekt ich nichts Definitives sagen will, die aber einen ähnlichen Charakter wie biblische Träume haben: Josef wird in einem Traum gewarnt. Ich wurde auch einmal in einem Traum gewarnt. Die Ortskirche hatte beschlossen, eine große Auftaktversammlung für die Adveniat-Sammlung des Jahres zu veranstalten und dazu alle Schülerinnen und Schüler an katholischen Schulen zu einer Auftaktveranstaltung an einem Schultag vormittags einzuladen. Ich war von dem Sinn der Veranstaltung vollkommen überzeugt und fand es eine tolle Idee, mit allen Schülerinnen und Schülern zu dieser Auftaktveranstaltung zu gehen. Entsprechend informierte ich auch das Kollegium und die Elternschaft. Nach einigen Tagen kamen die ersten Fragen: Müssen wir dahin gehen? fragten die Schüler. Die Lehrer und Lehrerinnen fragten mich Ähnliches: Was sollen wir den Schülern antworten, wenn sie uns fragen, ob wir dahin gehen müssen? Ich hatte das Gefühl, dass die Lehrer selbst ihrerseits die Frage nicht nur für die Schüler stellten, sondern auch für sich selbst. Ich war irritiert und verärgert, weil ich dachte, es sei eine Selbstverständlichkeit, an dieser sinnvollen Veranstaltung teilzunehmen. Nachts hatte ich einen Traum. Da ich von 1963-1966 in der Sowjetunion lebte, kannte ich die großen Umzüge zum Festtag der Oktoberrevolution und zum 1. Mai, in denen Schulklassen am KutusowskijProspekt entlang bis zum Roten Platz gingen und Fähnchen schwangen. Im Traum erschienen mir nun die Schülerinnen und Schüler „meiner“ Schule mit Fähnchen des Kollegs und von Adveniat, und ich sah

JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF 9 vorne am Roten Platz Bischöfe, die über dem Lenin-Mausoleum standen und die Parade abnahmen. Irritiert wachte ich auf. Wie sollte ich diesen Traum verstehen? Da wurde mir klar: Er enthält eine Warnung. Es ist nicht in Ordnung, Schüler und Schülerinnen zu verpflichten, auf eine Demonstrationsveranstaltung zu gehen, auch dann, wenn es um eine gute Sache geht. Und so entschloss ich mich, an diesem Tag schulfrei zu geben und mit den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld darüber zu sprechen, welche guten und schlechten Gründe es gibt hinzugehen, und welche guten und schlechten Gründe es gibt nicht hinzugehen. Am besagten Tag trafen wir uns in der Turnhalle, um gemeinsam zu der Auftaktveranstaltung zu gehen. Von 800 Schülern waren 300 da, zusätzlich auch einige Eltern. Ich war froh und erleichtert, dass alle Schülerinnen und Schüler, mit denen ich ging, aus innerer Überzeugung mitgingen. Und ich brauchte denjenigen, die nicht mitgingen, nicht unterstellen, dass sie bloß aus Faulenzerei oder Desinteresse nicht mitgegangen seien. Bis heute bin ich für diesen Traum dankbar und offen für weitere Traumbotschaften. Klaus Mertes SJ

Gehorsam und Unterscheidung Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte (Mt 1,24) Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf!, heißt es. Bevor wir Entscheidungen von großer Tragweite fällen, sollten wir erst noch einmal darüber schlafen. Im Schlaf des Gerechten übereignet sich Josef dem, von dem Romano Guardini (Der Herr) sagt „Er fügt dein Dasein!“ Was Guardini über den Glauben schreibt, passt genau auf Josef: Glauben bedeutet, mit dem Denken, mit dem Herzen, mit dem Gefühl für Richtig und Unrichtig, mit allem, was Menschendasein ausmacht, in Christi Schule zu treten.… Glauben ist also ein Vorgang, eine Unterweisung, eine Umformung, worin die Augen neu geschaffen, die Gedanken anders gerichtet, die Maßstäbe selbst neu vermessen werden. So eine göttliche Unterweisung und Umformung seiner Maßstäbe hat Josef an sich geschehen lassen. Er bejaht sie in einer Unterscheidung der Geister, wie Ignatius das nennt. Bereits die angedachte Reaktion auf die unerwartete und unerklärbare Schwangerschaft seiner Verlobten ist diskret: d.h. nach Abwägung verschiedener Alternativen entscheidet Josef, sich in Stille von Maria zu trennen, sie nicht bloßzustellen und ihr so nichts zu verbauen. Dann taucht über Nacht eine vorher undenkbare Alternative auf: statt unauffällig aus dem Bild zu verschwinden, könnte er sich ja auch öffentlich zu seiner schwangeren Braut bekennen. Die Gewissheit, richtig zu handeln, scheint diesmal nicht das Ergebnis langer Abwägungen gewesen zu sein, sondern einem spontanen aber untrüglichem göttlichen Impuls zu entspringen. So auch bei der Entscheidung, mit der Familie nach Ägypten zu fliehen. Offenheit für das, was sich als Wille Gottes zeigt und Bereitschaft, dem entsprechend zu handeln, ist der Kern des religiösen Gehorsams, ob mit oder ohne Gelübde. Die Antwort auf die Frage: Was tun? erschließt sich im alltäglichen Dialog mit dem, was uns im Leben begegnet, im Dialog mit Ihm, der uns darin erwartet, überrascht. Immer wieder gibt es Situationen, in denen Josef genau hinhören muss, um die Stimme Gottes im Geschehen zu vernehmen. Wenn der zwölfjährige Jesus sich in Jerusalem einfach unbemerkt von der Reisegruppe absetzt und sich weiß Gott wo rumtreiben könnte, könnte man schon aus der Haut fahren – oder doch nicht?! Weit davon entfernt, nur ein Statist zu sein, hat der wortkarge Josef uns viel zu sagen. Weil sein Handeln sprechender und ansprechender ist als das vieler geschwätziger Wichtigtuer. Wollen Sie die Kunst erlernen, das Wichtige im Leben nicht zu überhören und das Gehörte in die Tat umzusetzen, in Treue zur eigenen Sendung – ite ad Josephum, gehen Sie zu Josef! Stefan Dartmann SJ SCHWERPUNKT 11 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Gott und dem Leben zugewandt Sie fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag (Lk 2,16) Das Wesentliche im Leben bleibt Aufgabe und Gabe zugleich. Es kann letztlich nicht gemacht oder produziert werden. Wir können und dürfen uns ihm öffnen und sollten uns ihm nicht verschließen. Diese Spannung von Aktivität und Passivität ist auch bei der Betrachtung der Geburt Jesu vorhanden. In den großen Exerzitien (Exerzitienbuch 114) lässt Ignatius den Übenden die Betrachtung dieser Szenerie betend nachvollziehen. Er soll sich dabei ganz in die Begebenheit hineinfühlen und wie ein demütiger Diener am Rand der Krippe das Geschehen der Geburt Christi mit allen Sinnen nachverfolgen. Ganz ähnlich dürfte es dem heiligen Josef selbst damals ergangen sein. Er wusste nicht, wie ihm geschieht. All seine Fragen nach den Umständen der Geburt und dann in der Folge, ob das soeben erst angenommene Kind gesund sein würde, wie es wohl aussehen möge, dürfte er wohl in seinem Herzen bewogen haben. Er bleibt dabei, wie viele werdende Väter auch heutzutage, unweigerlich in passiver Aktivität am Rande stehen und ist dennoch vollkommen involviert in das Geschehen. Es bleibt ihm und ihnen nichts Anderes übrig, als geduldig abzuwarten und vertrauensvoll zu schauen, was passieren wird. Eine solche Geburt ist gleichzeitig ein überwältigendes und freudiges Geschehen, das viele Männer schlichtweg vor dem Wunder des Lebens in Ohnmacht fallen lässt im Kreißsaal. Ungefähr so stelle ich mir das damalige Geschehen vor: Josef unterstützt die werdende Mutter Maria so gut er kann, vielleicht streichelt er zärtlich ihre Hand und ist so passiv-aktiver Teil der Geburt. Ein Sinnbild der notgedrungenen, staunenden Stille und des gläubigen Zuspruchs Gottes an uns. Charakteristika des geduldigen Gebetes also, das unterstützend und beruhigend wirken konnte und kann. Marias Schmerz und Josefs Ungewissheit bei der Geburt wurden in Freude verwandelt. In die Stille der Nacht stößt der befreiende Laut des Neugeborenen. Ganz ähnlich wie Josef ergeht es mir beim Gebet. Ich kann die Beziehung zu Ihm nicht machen, ich kann sie nicht erfinden, nicht erzwingen, aber ich kann mich Ihm und dem Geschehen hingeben. Im geduldigen Vertrauen darauf und in betender Bereitschaft verbleibend, dass Er sich mir mit der Zeit offenbaren wird in meinem Alltag. 12 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Das Mittelalter unterschied zwischen drei Phasen der Präsenz beim Gebet: eine aktive, eine passive und eine dritte, die jenseits von Aktivität und Passivität eine wahrnehmende Stille ist, in der dem Übenden das lebendige Sein widerfährt (vgl. Dürkheim, Meditieren – wozu und wie, 1993, S. 186). Im eigenen Gebet also mit Inbrunst die Anliegen vor Ihn bringen, aber dennoch in vertrauender Geduld ausharren und lernen, abzuwarten. Ganz ähnlich also einem werdenden Vater entsprechend, der das Wunder des Lebens vor sich entstehen sieht und dennoch nur geschehen lassen kann. Auch in den „Scintillae ignatianae“ der Gesellschaft Jesu gibt es in Punkto passiver Aktivität eine ähnliche Formulierung des ungarischen Jesuiten Hevenesi, die als Zusammenfassung ignatianischer Spiritualität und Aktion gelten kann. So solle der Jesuit Alles von Gott und nichts von sich erwarten, aber gleichzeitig Alles zur Umsetzung dessen vollbringen, als ob Gott nichts dazu geben könne. Diese Art der Dialektik führt in die passive Aktivität, die sich in Ihm verwurzelt weiß, Alles von Ihm erhofft und dadurch selbst aktiv im Alltag wird. Und ebenso im seelsorgerischen Gespräch stärkt die Erfahrung des Vertrauen-Dürfens in Seine Führung beide Beteiligten. So hat man nicht selbst die Konflikte des Gegenübers zu lösen, sondern verhilft ihm, durch Darstellen seiner aktuellen Problemlage und das Stellen möglichst hilfreicher Fragen hierzu, zu einer tragfähigeren und dauerhafteren Lösung für sich zu finden. Vertrauensvolles Abwarten, bis der Laut der Erlösung die Nacht durchdringt und neues friedvolles Licht schenkt. Dies dürfte im Sinne des heiligen Josefs sein, der nicht wusste, wie ihm geschieht, und sich dennoch nicht dem Wunder der Geburt Jesu verschloss. Michael Schenke SJ 13 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF Vertrauensvolles Abwarten, bis der Laut der Erlösung die Nacht durchdringt.

Geflüchtet Da stand Josef in der Nacht und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten (Mt 2,14) 15. April Ich mache meine Augen auf. Die Bilder der Nacht begleiten mich. Ich rufe: „Mama, Vater!“ Niemand antwortet. Wo bin ich? In Syrien? Nein! Die Decke, der Raum, der Schrank … – alles ist seit einem Jahr und fünf Monaten gleich. Nichts hat sich verändert. Mir wird klar: Ich bin in Berlin. Jeden Morgen wiederholt sich der Ablauf. Eine Tasse Kaffee vorbereitet, eine Zigarette geraucht … Ich gehe auf Facebook. Da, Achmed … Er hat einen Aufenthalt für ein Jahr bekommen. Und Sami, eine Duldung für drei Jahre … Und Omar, sein Ablehnungsbescheid ist gekommen. Er muss Deutschland verlassen. Nach all dem fühle ich mich müde und leer. Ich muss raus aus meinem Zimmer. Mein Zimmer in Syrien war sehr schön und gemütlich. Aber mein jetziges ist kahl und kalt. Niemand ist da. Ich bin alleine. Nichts rührt sich. Stillstand. Ich verlasse die Hochhaustür. Plötzlich erinnere ich mich. Seit einem Monat habe ich meinen Briefkasten nicht geleert. Er ist voll Zeitungen und Post. Ich habe keine Lust, die Briefe zu öffnen, aber ich muss. Ein Termin beim LaGeSo. Er war in der vergangenen Woche. Ein anderer Brief mahnt, dass ich meinen Strom nicht bezahlt habe. Und ein neues Schreiben vom Bundesamt. Morgen … ein neuer Termin. Ich laufe zur Bushaltestelle. Die Stadt wirkt fremd. Ich habe Lust auf ein syrisches Café. Die Straße, wo ich aussteige, ist voll Läden. Sie dürfen Geld verdienen. Und ich? Ich gehe in ein kleines Café. Ich bestelle einen Kaffee und blicke auf die belebte Straße. Die Menschen gehen auf dem Bürgersteig schnell. Ich sehe sie gut. Aber sehen sie mich? Ich fühle mich müde. Das Café bleibt leer. Nur ich und der Kellner. Dieses Café ist nicht wie in meiner Heimat. Dort war es voll Freunde. Hier ist es leer und wirkt verlassen. Immer wieder vergleiche ich die Dinge hier mit denen in meiner Heimat. Aber viele gibt es nicht mehr. Der verdammte Krieg hat sie gefressen. Ich will nicht mehr warten. Ich vermisse meine Familie, meine Stadt, seine Freunde. Auch die Erde, über die ich laufe. Eine Familie mit fünf Personen überquert die Straße. Sie fassen sich an der Hand. Sie sind wie meine Familie. Es ist schön, wenn du in einer Familie lebst. Es ist schwer, in Einsamkeit zu leben. Einsamkeit ist nicht leicht, wie viele Menschen denken. Kennst Du das Gefühl? 14 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Ich trinke mehr Kaffee als ich sollte. Die Zeit vergeht nicht. Es ist langweilig. Bilderfetzen, Phantasien tauchen in meinem Kopf auf. Wohin gehe ich jetzt? Ich gehe einfach los… Nach einer Stunde Grübeln komme ich in meinem Zimmer an. Ich habe Hunger, aber keine Lust zum Kochen. Manchmal hole ich mir eine Tiefkühlpizza aus dem Supermarkt. Müdigkeit überfällt mich. Ich schlafe einfach ein, angezogen, so wie ich bin. 16. April Der Wecker klingelt. Der Zeiger steht auf fünf. Ich konnte nicht schlafen. Ich stehe am Fenster. Ich warte voll Sehnsucht, dass die Sonne aufgeht und die Stadt aus ihrem Schlaf erwacht. Die Nacht geht zu Ende. Es wird hell. Kalte Luft bläst in mein Gesicht. Ich werde schläfrig. Die Augenlider fallen mir zu. Der Wecker klingelt weiter. Ich habe ihn nicht sofort ausgemacht. Ich höre das Geräusch und denke: Warum klingelt es? Es fällt mir ein, dass ich heute einen Termin beim Bundesamt habe. Ich muss in einer Stunde aufbrechen. Ich erinnere mich in diesem Moment, dass meine Mutter immer aufstand, um das Frühstück für uns Kinder vorzubereiten. Anschließend gingen wir in die Schule. Wir sollten schnell essen und dann aufbrechen. Ich denke an unsere Schule, den Weg und meine Freunde, die mich in der Schule erwarteten. Ich vergesse alles um mich herum, auch meine Termine. Müdigkeit kommt über mich. Ich schlafe ein und träume weiter von meiner Heimat. Raman Khatib, 17 Jahre, Willkommensschüler aus Syrien am Canisius-Kolleg 15 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Familie und Schule – wo Glauben wachsen kann Dein Vater und ich haben Dich voll Angst gesucht (Lk 2,48) Unsere Tochter am Sonntag: „Was haltet ihr davon, wenn ich aus der Kirche austrete – aus finanziellen Gründen?“ Ist das das Ergebnis von 27 Jahren christlicher Erziehung? Haben wir etwas falsch gemacht? „Wir“, das ist eine Hamburger Familie mit vier Kindern (18, 20, 23, 27) und mit 21 Jahren Erfahrung mit katholischen Schulen. Wir haben das Glück, in einer Gemeinde zu Hause zu sein, die sehr lebendig ist. Unsere „Kinderzeit“ prägte über 20 Jahre ein Pfarrer, der uns überzeugend und humorvoll gezeigt hat, wie modern katholisch sein kann. Eben nicht nur gut gläubig (und gutgläubig), sondern auch kritisch. Kein Wunder, dass er den evangelischen Familienvater anregte, katholisch zu werden. Die Kirche macht es einem heute alles andere als leicht, katholisch zu sein. Mit ihren Skandalen, dem Glaubwürdigkeitsverlust. Wer hat nicht schon daran gedacht, aus Protest auszutreten? Die katholischen Schulen in Hamburg zeigen tagtäglich ihre Standhaftigkeit, mit diesen Situationen umzugehen. Für uns sind es Orte, an denen man gut katholisch sein kann. Sie sind jung, offen, modern, fröhlich – und das mit christlichen Grundwerten. Gern zitieren wir Schwester Peters von der Sophie-Barat-Schule: „Wir verstehen uns als Geländer – die Kinder können die Treppen alleine gehen, aber wenn sie Halt brauchen, sind wir da.“ Was wir schätzen, ist das Heranführen und der Umgang mit Tugenden – ob Respekt, Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Mitgefühl oder Inspiration. Hier sind Tugenden Alltag, genauso wie der Glauben. Hier wird katholisch sein gelebt. Ein gutes Beispiel ist der Schulgottesdienst: Bei der Kommunion ist jeder in der Reihe gleich, ob Fünftklässler, Abiturient, Lehrer oder Schulleiter. Das schafft eine Verbundenheit, die sich mit Worten nicht beschreiben lässt. An den Schulen wird der liturgische Jahreskreis gepflegt, Toleranz und Selbstbewusstheit gelebt. Im besten Fall diskutieren unsere Kinder dort wie Jesus im Tempel, gehen in die Auseinandersetzung zwischen ihrem Glauben, der Kirche, der Bildung, der Gesellschaft, sich selbst und ihren Eltern. Die KSJ begeistert uns, die Katholische Studierende Jugend an der Sankt-AnsgarSchule. Unter Leitung eines Jesuiten, der von den Jugendlichen gewählt wird, gibt es offene Jugendarbeit ohne Leistungsdruck. Gruppenstunde, Sommerlager, 16 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Seelsorge. Das Erlernen und Erleben von Leitungs- und Verantwortungskompetenz – und das nachhaltig. Beim Treffen ehemaliger Ansgar-Schüler im Alter von 60 bis 80 Jahren ist man sich einig: „Das Beste an unserer Schulzeit war die KSJ im Keller“. Als unser damals 18-jähriger Sohn vom Sommerlager kam und schwärmte, das Tollste sei der Gottesdienst mit ihrem Pater gewesen, sagt das viel über die Rolle der KSJ. Als die Kinder älter wurden, fiel es uns schwerer, zu Hause mit ihnen zu beten. Da war die Schule sehr hilfreich. Überhaupt hat Schule für Jugendliche, für die es in der Kirche nach der Firmung kaum mehr Angebote gibt, zunehmend die Rolle der Kirche übernommen. Wo sonst beten morgens noch 10.000 Kinder und Jugendliche? Wenn Kirche Zukunft hat, dann hier. Bei uns hat jeder die Freiheit, für sich selbst zu entscheiden, welche Form und Tiefe des Glaubens für ihn richtig ist. Von den Kindern bekommen wir die Rückmeldung, dass unser Umgang mit dem Glauben so als richtig empfunden wird. So wie wir ihn selbst leben und wie wir ihn den Kindern vermittelt haben, finden sie es gut. Wir hoffen, dass sie das Rüstzeug für ein gutes christliches Leben mitbekommen haben, um in der Welt zu bestehen – und dass sie jederzeit wieder gern nach Hause kommen. Und über den Kirchenaustritt reden wir noch. Jutta Spohrer Matthias Maschlanka Eltern von Schülern der Sankt-AnsgarSchule und der KSJ Hamburg 17 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Alltag in Nazareth Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? (Mt 13,55) Jesus hat im Keller überwintert, seit Himmelfahrt steht er paradoxerweise wieder in unserem Hinterhof. Mein Nazareth, die Küche eines Hotels mit vier Sternen und 500 Betten hat wenig mit kontemplativer Idylle zu tun. Aber es lädt mich ein, mitten im Alltag Gottes verborgenes Lächeln zu entdecken. Meine Kollegen haben keine Ahnung, dass ihre Spülkraft, die sie Frau A. nennen, am anderen Ende der Stadt Dorothea gerufen wird und eine Kleine Schwester Jesu ist. Irgendwie hat sich diese Frage einfach noch nicht gestellt. Vielleicht genauso wenig, wie sich hier im Osten von Deutschland die Frage nach Gott stellt. Nicht mein Kreuz wirft Fragen auf sondern mein ausgeprägt süddeutscher Dialekt: „Wo kommen Sie eigentlich her? Ach, aus dem Westen…?!“ „Aber warum dann ausgerechnet Halle…?“ Seltsamerweise wurde mir die Antwort bisher immer abgenommen. Die Schönste ist vielleicht: „Na, vermutlich die Liebe, hab ich recht?“ Wenn sich unser sonst seriöses Hotel an bestimmten Wochenenden zur Partymeile verwandelt, bleibe ich fragend, beobachtend am Rand. Viel zu viel ahne ich von der verborgenen Not, die die Menschen antreibt, ihren sonst grauen Alltag wenigstens für ein Wochenende im Alkoholrausch „all inclusive“ zu vergessen. Trotzdem gibt es etwas, das mich nicht nur erheitert, sondern bis ins Tiefste froh macht: Die Christus-Statue, das Wahrzeichen von Rio, steht neben Palmen und Planschbecken mitten in unserer Dekoration. Eine billige Sperrholznachbildung, die den Winter im Keller verbracht hat, aber es ist eindeutig Jesus. Immer dann, wenn ich mit meinen Abfallcontainern an ihm vorbeirolle, weiß ich: Egal, wie absurd, ja gottlos dieser Ort ist bzw. in solchen Momenten für mein Empfinden sein mag – Er setzt sich diesem Wahnsinn aus, vielleicht ohne dass das auch nur einem einzigen Gast bewusst ist. Und wenn die Arbeit so heftig wird, dass ich eigentlich nur noch weinen möchte, dann mag ich daran glauben, dass durch meine kleine, versteckte Präsenz auch die Gegenwart Gottes ein ganz, ganz kleines bisschen lebendiger wird und dass dieser Ort und seine Menschen in genau diesem Moment eben doch nicht gottlos sind, sondern in seinem ganzen Wahnsinn gehalten und geliebt. Einer muss glauben, dass „mitten unter euch der steht, den ihr nicht kennt“. All das geht mir durch Kopf und Herz, wenn ich jetzt neu damit beschäftigt bin, Bewerbungen zu schreiben. Anpacken, ohne viele Worte zu machen, unauffällig am Rand, aber ganz präsent, hörend auf die Zeichen meiner Zeit. Josef, Zimmermann aus Nazareth: Vorbild und Wegbegleiter meiner Sehnsucht, als Kontemplative mitten in der Welt zu leben. Sr. Dorothea Allgäuer 18 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Der „Heilige“ Josef – mein Namenspatron Zum vergangenen Weihnachtsfest habe ich ein Bild von Gentile da Fabriano (15. Jh.) aus den Uffizien in Florenz verschickt. Im Zentrum kniet Maria und betet zusammen mit Ochs und Esel – beide ebenfalls kniend – das göttliche Kind an. Am Rand des Bildes schläft Josef – zusammengekauert an ein entlaubtes Bäumchen gelehnt – den Schlaf des Gerechten. Denn von den wenigen biografischen Daten, die wir kennen, ist eines verbürgt: Josef, der Mann Marias, war gerecht; ergänzt wird: er dachte nach, und er hatte Träume. (Mt 1,19f) Mit diesem schlafenden Josef kann ich mich bestens identifizieren und freue mich, dass mir meine Eltern diesen Namen gegeben haben. Heutzutage ist der Name ja sehr rar geworden. Zu meiner Zeit hatten die Josefs nicht nur einen, sondern mindestens drei Namen: So hieß ich zunächst „de Seppl“, dann „Joe“, schließlich „Josef“. Nicht „des Seppele“; so sagt man zu Kleinkindern. „Seppl“ aber ist schon eine Persönlichkeitsbeschreibung: positiv besetzt, ein verlässlicher Kumpel bis Freund, gesellig, für mich – so sehr ich manchmal damit gehänselt wurde – ein Wohlfühlname. Zum „Joe“ wurde ich in den Jahren des Spätberufenenseminars. Wir mussten uns zwar, sprachlich unbeleckt wie wir waren, zunächst mit Latein und Griechisch herumschlagen, für moderne Fremdsprachen war kaum Zeit, aber der englische Name Joe verlieh doch etwas Weltläufiges. Und ich fühlte mich wohl und anerkannt. „Der Joe“ hatte ein bisschen etwas von einer Seminarinstitution. Diese Karriere setze sich dann nicht, wie ursprünglich gedacht, im Priesterseminar fort. Vielmehr wählte ich den Orden und wurde bis heute zum „Josef“ mit all den unterschiedlichen Konnotationen, die eben meine Mitbrüder mit meinem Namen und mir verbinden. Ich mag meinen Namen sehr; er ist identitätsstiftend, würde man heute sagen. Vielleicht, weil ich alles, was von Matthäus und Lukas über Josef berichtet ist, auch gerne wäre und hätte: seine Nachdenklichkeit, seine Ruhe und Sachlichkeit, sein Vermögen, die Liebe – wie Ignatius sagt – mehr in die Werke als in die Worte zu legen, sein Mut zu klaren Entscheidungen, die nicht nur von Vernunftüberlegungen getragen sind, sondern vom Glauben an die Verheißung Gottes und von der Liebe zu Maria. Josef kann mit ungelösten letzten Fragen leben und doch die tagtäglichen Probleme bewältigen. Bis jetzt habe ich mit dem Hl. Josef ganz gut gelebt und ich bin überzeugt, dass ich mit ihm auch gut sterben kann – um zum Thema zu kommen. Ein Beweggrund für mich im Hinblick auf das, was nach dem Tod kommt ist die Neugier. Ich bin neugierig und werde Gott – oder sagen wir 20 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

zunächst mal den Hl. Josef fragen, ob er durchblickt, was diese ganze Veranstaltung soll, was Gott mit seinem Projekt Schöpfung und Erlösung vorhat. Darauf wie Josef neben dem größten Heilsgeschehen schlafend warten, das macht ihn für mich zum Patron der Sterbestunde: dass die Heilsgeschichte, das Reich Gottes weitergeht, ob ich noch dabei bin oder nicht. War nicht auch Josef neugierig, was aus diesem Kind wird. Es ist uns nicht geoffenbart, ob Josef Jesus überlebt hat. Er wird mir sagen, ob er dann auch noch hätte ruhig schlafen können. Patron des guten Todes? Relativ spät, erst im 19. Jahrhundert kamen spezielle Andachten und Gebete zum Hl. Josef zur Erlangung einer guten Sterbestunde auf, begleitet von Nazarenerbildern: der Hl. Josef im Beisein von Maria sterbend in den Armen Jesus. Der Gedanke, dass es auch bei mir schon relativ spät sein könnte, beschäftigt mich immer mehr. Sich mit diesem Gedanken vertraut machen, sich nichts vormachen .... Ich denke, das kann ich mit Hilfe des Hl. Josef einigermaßen hinkriegen. Dann sehen wir weiter. Josef Singer SJ 21 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

Schauplatz Himmel „Den Schauplatz bereiten“, das ist eine Gebetsweise, die der Hl. Ignatius in seinen Exerzitien üben lässt. Worum geht es dabei? Ignatius will, dass ich mir die biblische Geschichte, die es zu betrachten gilt, so lebendig wie möglich ausmale. Eigentlich geht Ignatius noch weiter! Er lockt mich mit einer Tarnkappe auf die Bühne des erzählten Geschehens, damit ich unbemerkt alles möglichst direkt miterleben kann. Zuerst schaue ich mir die Szenerie an, ob Landschaft, Haus oder Raum, wo das Ganze spielt. Dann sehe ich mir Details genauer an, z.B. den Raum, in dem gleich der Erzengel Gabriel Maria fragen wird, ob Gott in seinem Heilsplan mit ihr rechnen kann. Ist es ein heller oder dunkler Raum, mit oder ohne Mobiliar? Ich sehe die beteiligten Personen, z.B. was Maria gerade macht, bevor Gabriel bei ihr eintritt. Ich schaue, wie Maria reagiert, und höre, was die beiden miteinander sprechen, und lasse alles auf mich wirken. Ignatius vertraut darauf, dass dieses Schauen innerlich Wirkung zeigt. Ich liebe diese Weise, die Bibel zu betrachten! Letztlich habe ich sie schon vor meiner Bekanntschaft mit ignatianischen Exerzitien praktiziert. Mein Aha-Erlebnis bestand darin, dass Ignatius diese Weise der Bibellektüre als Gebet gelten lässt. Wo ich vorher dachte, nun verlier dich mal nicht im Detail, da ermutigt mich Ignatius, meine Phantasie zu beflügeln. Doch so sehr ich dieses Vorgehen liebe – ein Schauplatz, den Ignatius in nicht nur einer Betrachtung bereiten lässt, stellt mich immer wieder vor eine große Herausforderung. Ich zögere, ihn auszumalen, weil es gar nicht so leicht ist, aber auch, weil ich ein Kind meiner Zeit bin: Ich meine den Schauplatz Himmel. In der „Betrachtung, um Liebe zu erlangen“, eine sehr wichtige Betrachtung im Exerzitienbuch, sagt Ignatius: „Sehen, wie ich vor Gott, unserem Herrn, stehe, vor den Engeln, vor den Heiligen, die für mich eintreten.“ (EB 323) Gewagt! Sehr gewagt, in einer Zeit, in der wir selbst an Kirchendecken keinen Himmel mehr wünschen. Jenseitsvorstellungen, wir fürchten sie als billige Vertröstung. Himmelsbilder, ein Ablenkmanöver, die Erde gilt es im Blick zu behalten. Meine innere Stimme als Kind des 21. Jahrhunderts rät mir: „Spar dir die Ausmalung! Ist nicht so wichtig, als überholte Bildwelt stehen lassen, sich auf den nachfolgenden Inhalt konzentrieren.“ Doch dann erinnere ich mich, dass ich meine Gelübde als Jesuit auch unter einem offenen Himmel abgelegt habe. Ich sagte damals für alle laut vernehmlich: „Ich gelobe feierlich dem allmächtigen Gott, vor seiner jungfräulichen Mutter, allen Heiligen des Himmels und allen Anwesenden beständige Armut, Keuschheit und Gehorsam.“ Wieder die ganze himmlische Corona! Also, meine Gelübdeformel ist mir für 22 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF GEISTLICHER IMPULS

einen weißen Fleck zu wichtig! Und ehrlich gesagt, ich finde es mutig, wenn mir jemand den Himmel ausmalt. Ich schaue in Kirchen sofort nach oben, ob jemand den Mut hatte, da was an die Decke zu malen. Es mag nicht leicht sein, aber ich bin fest davon überzeugt, eine Himmelsvision täte uns wieder gut! Uns ganz und gar „Diesseitsvertrösteten“, denn Jenseitsvertröstung ist derzeit wirklich nicht unser Problem. Die Erde als einzigen Schauplatz unseres Lebens zu sehen, das verführt dazu, aus ihr rausholen zu müssen, was nur geht, weil danach nichts mehr kommt, nichts mehr ist. Der Himmel, eine Leerstelle, ein Nichts? Die Erde profitiert nicht davon, sie ächzt und stöhnt. Den Schauplatz Himmel bereiten, den Himmel auf mich wirken lassen, meine Phantasie beflügeln. Niemand verpflichtet mich zu Putti und rosa Wölkchen. Wie sieht der Himmel aus, in den ich gerne kommen möchte, auf den ich mich freuen kann? Ich muss mich auch nicht auf ein Bild beschränken. Ein Vorschlag: Jesus spricht immer wieder vom himmlischen Gastmahl. Also, ich bin gern in froher Runde, an einem gedeckten Tisch. Ich male mir dann noch aus, wer da sonst noch sitzt … und ob ich wirklich neben dem Hl. Ignatius sitzen möchte  Bernhard Heindl SJ © schachspieler/photocase.com

NACHRICHTEN 24 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF Neues aus dem Jesuitenorden Click To Pray – die Gebets-App des Papstes Mit einem neuen Angebot startet das Weltweite Gebetsnetzwerk des Papstes im Mai in die moderne Welt der mobilen Kommunikation: „Click To Pray“ – (mit einem Klick zum Gebet) – heißt die offizielle Gebets-App des Papstes, mit der das von Jesuiten geleitete Gebetsapostolat Millionen von Menschen auf der ganzen Welt dazu einlädt, für die monatlichen Gebetsanliegen des Papstes zu beten. Simon Lochbrunner SJ, der seit Herbst 2016 die Leitung der deutschen Sektion des päpstlichen Gebetsnetzwerks übernommen hat, erklärt, was man sich unter diesem Angebot vorzustellen hat: „Click To Pray“ ist ein Service, den Menschen mit ihrem Smartphone (Android) oder iPhone kostenlos nutzen können. Dazu müssen sie sich diese App lediglich auf ihren mobilen Geräten installieren. Das Angebot kann übrigens auch ganz klassisch über die Internetseite genutzt werden: <www.clicktopray.org> Dreimal täglich bekommen die Nutzer einen Gebetsimpuls von ein bis drei Sätzen auf ihr mobiles Gerät. Die kurze Besinnung will dabei helfen, Gott inmitten des Alltags wieder neu in den Blick zu bekommen. „Click To Pray“ eröffnet zugleich die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden: Wer ein kostenloses Profil anlegt, kann im „Gebetsraum“ seine eigenen Gebete formulieren, die zusammen mit einem Foto oder Bildmotiv von jedem eingesehen werden können, der auf „Click To Pray“ registriert ist. Wer das Gebetsanliegen unterstützen möchte, kann als registrierter Benutzer das Gebt anklicken (also „liken“) und/oder kommentieren. Es ist also wie eine Art Facebook für Gebet. Finanziert wird das Gebetsapostolat aus Mitteln des Ordens. Für die neue GebetsApp konnte Simon Lochbrunner die Deutsche Bischofskonferenz für eine Anschubfinanzierung gewinnen. In Zukunft müssen jedoch weitere Quellen gefunden werden. Die laufenden Kosten pro Jahr liegen bei etwas unter 12.000 Euro. BU © clicktopray

Provinzsymposion 2017: Generaloberer Arturo Sosa SJ ruft Jesuiten zur Zusammenarbeit auf Schwäbisch Gmünd – Der Generalobere Arturo Sosa SJ hat die Jesuiten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Litauen und Ungarn bei deren erstem gemeinsamen Provinzsymposion zu einer verstärkten Zusammenarbeit aufgerufen. Dabei erinnerte er an einen Impuls der 36. Generalkongregation: „Als Jesuiten sind wir Mitarbeiter Gottes in der Welt. In der Kirche versuchen wir, für diese Sendung Gottes einen guten Beitrag zu leisten.“ Jesuiten seien daher keine isolierten Individualisten im Dienst am Evangelium, sondern ein „apostolischer Leib“, der vom Herrn zusammengerufen und so organisiert ist, dass er gemeinsam mit anderen einen Beitrag zu dieser Sendung leisten soll. „Wir müssen uns heute vielleicht erneut bewusst machen, was wir im Noviziat gelernt haben: Wir treten ein in die Gesellschaft Jesu, nicht in die Ungarische, Österreichische oder Deutsche Provinz. Wir sollen wachsen in dieser universalen Dimension der Gesellschaft Jesu.“ Der Orden sei keine Föderation unabhängiger Provinzen, sondern eine internationale und multikulturelle Organisation, die in Provinzen gegliedert sei, um ihre Ressourcen – gemeinsam mit Nicht-Jesuiten – optimal einzusetzen. Beim diesjährigen Provinzsymposion waren rund 260 Jesuiten in der Osterwoche zusammengekommen. Dies sind fast die Hälfte der Jesuiten aus den fünf derzeitigen Provinzen Deutschland, Österreich, Schweiz, Litauen und Ungarn, die sich in den kommenden Jahren zu einer einzigen Provinz zusammenschließen sollen. 25 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF Pater Arturo Sosa SJ, Generaloberer der Jesuiten, mit Stefan Kiechle SJ (li.) und Johannes Siebner SJ (re.), der am 1. Juni das Amt der Provinzials übernommen hat. © SJ-Bild / Stübner

Evangelischer Kirchentag in Berlin „Du siehst mich“ (1 Mose 16,13) lautete das Motto des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 24. bis 28. Mai bei hochsommerlichen Temperaturen in Berlin stattfand. Auch in diesem Jahr war die Deutsche Provinz der Jesuiten mit einem eigenen Stand auf dem so genannten Markt der Möglichkeiten im Messegelände vertreten. Dem Themenbereich „Gelebte Ökumene“ zugeordnet, war der Orden in eine bunte geistliche Nachbarschaft eingebunden. Seit 2001 nehmen die Jesuiten als einzige der großen katholischen Ordensgemeinschaften die Chance wahr, bei dieser Veranstaltung präsent zu sein und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Koordiniert von Thomas Busch (Öffentlichkeitsreferat), informierte ein Team überwiegend junger und kommunikativ engagierter Jesuiten über den Orden. Gut nachgefragt waren auch die Angebote der INIGO Medien GmbH. Mit dabei waren erneut vier Maria-Ward-Schwestern (Congregatio Jesu), die im Dialog mit den evangelischen Christen mit dazu beitrugen, die unterschiedlichen Dimensionen ignatianischer Spiritualität und ein klares katholisches Profil zu vermitteln. Insgesamt nahmen rund 140.000 Menschen an dieser Großveranstaltung teil. Im nächsten Jahr steht dann der 101. Katholikentag in Münster auf dem Programm. NACHRICHTEN 26 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF © SJ-Bild / Busch Gespräche am Stand der Jesuiten beim Evangelischen Kirchentag mit Felix Schaich SJ (links), Michael Koop SJ und Dorothee Haßkamp (rechts).

Neue Redaktion der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ Die Deutsche Provinz der Jesuiten und der Verlag Herder planen eine Neukonzeptionierung der ältesten Kulturzeitschrift Deutschlands, der „Stimmen der Zeit“. Hierzu stehen einige Veränderungen in der Zusammensetzung der Redaktion an. Der bisherige Chefredakteur, Andreas Batlogg SJ, wird zum Ende des Jahres 2017 abgelöst. Stefan Kiechle SJ, der zum 31. Mai 2017 ausgeschiedene Provinzial der Deutschen Provinz, drückte ihm im Namen des Ordens den Dank für seine17jährige erfolgreiche Tätigkeit – davon acht Jahre als Chefredakteur – aus. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Herder, in dem die Zeitschrift ediert wird, soll die Redaktion neu aufgestellt werden: Künftig wird der Verlag einen Nichtjesuiten als Redakteur (Chef vom Dienst) anstellen, der nach dem Start in München im Jahr 2018 seinen Dienstsitz in Berlin in Räumen des Verlags nehmen wird. Der neue Provinzial, Johannes Siebner SJ, wird zwei Jesuiten als Redakteure beauftragen: Stefan Kiechle SJ, Frankfurt, als Chefredakteur und Klaus Mertes SJ, St. Blasien. Die neue Redaktion wird zum 1. Januar 2018 die Verantwortung für die Zeitschrift übernehmen. An dem künftig dezentralen Redaktionskonzept und einem neuen Layout wird gearbeitet. Die Kulturzeitschrift wurde 1865 unter dem Namen „Stimmen aus Maria Laach“ gegründet und wird bis heute vom Jesuitenorden herausgegeben. Seit 1871 erscheint die Zeitschrift monatlich und trägt seit 1914 den Namen „Stimmen der Zeit“. Personalnachrichten P. Philipp Görtz übernimmt zum 1. Juli 2017 als Nachfolger von P. Martin Löwenstein die Aufgaben an der Pfarrkirche St. Ansgar (Kleiner Michel) in Hamburg. P. Manfred Hösl wird neuer Pfarrer in St. Canisius in Berlin. S. Thomas Idergard und S. Mikael Schink wurden am, 25. Februar in St. Ignatius, Stamford Hill, London, von Weihbischof Nicholas Hudson (Westminster) zu Diakonen geweiht. P. Ludger Joos wird P. Manfred Hösl als Pfarrer von St. Michael in Göttingen ablösen. Am 3. September wird er dort offiziell eingeführt. P. Stephan Ch. Kessler wird im September neuer Pfarrer in St. Peter in Köln und löst dort P. Werner Holter ab. P. Jan Korditschke wird als Nachfolger von P. Christoph Soyer die Leitung der Katholischen Glaubensinformation im Erzbistum Berlin übernehmen. P. Gundolf Kraemer ist zum Leiter des „Forum der Jesuiten“ in Berlin ernannt worden. Sebastian Maly übernimmt ab September die Aufgabe des Kollegseelsorgers am Canisius-Kolleg in Berlin. Er löst dort P. Claus Pfuff ab, der im September sein Tertiat in Portland/Oregon (USA) beginnt. Leopold Stübner wird ab September bei „America Media“ in New York mitarbeiten. Zusammengestellt von Thomas Busch 27 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

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