Jesuiten 2017-3

Geistlich kämpfen „Das Leben ist kein Ponyhof.“ Ein Satz, der sich schon verselbständigt hat. Das Original stammt von der Comic-Künstlerin Sarah Burrini, die jede Woche unter diesem Titel eine Geschichte ins Netz stellt. Ja, auch das geistliche Leben ist kein Ponyhof! Es läuft nicht immer so, wie ich will und wünsche, es ist mitunter anstrengend. Wahrscheinlich hätte ich mir das Wort verboten, doch Gottsucher vor mir scheuten nicht davor zurück, geistliches Leben als Kampf zu beschreiben. Der heilige Benedikt z.B. schreibt in seiner Mönchsregel: „Wir müssen unser Herz und unseren Leib zum Kampf rüsten, um den göttlichen Weisungen gehorchen zu können.“ Der heilige Paulus liefert das passende Equipment dazu: „Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt.“ Und er zählt detailreich auf: Panzer der Gerechtigkeit, Schuhe der Bereitschaft, Schild des Glaubens, Helm des Heils, Schwert des Geistes. (Eph 6,10ff) Hier ignatianisch den Schauplatz bereiten und mich so ausstaffiert im Anprobespiegel betrachten, möchte ich lieber nicht. Selbstverständlich ist Ignatius das Kampfesmotiv auch nicht fremd, er gründet eine Gesellschaft, die „unter dem Banner des Kreuzes Gott Kriegsdienst leisten“ möchte. So unsympathisch mir die Bildwelt ist, gefühlsmäßig stimmt sie: Möchte ich nicht nur nach dem Lust- und Launeprinzip spirituell sein, sondern bestmöglich täglich, dann brauche ich kämpferische Qualitäten. Dann geht es um durchhalten und nicht vorschnell aufgeben; dann muss ich Störmanöver, wichtiger scheinende Dinge aller Art, durchschauen und abwehren; kurz, dann muss ich meinem „inneren Schweinehund“ mit Siegeswillen die Stirn bieten. Natürlich handelt es sich um einen inneren Kampfplatz. Wer dieses innere Bild nach außen projiziert, zettelt Unheil an, das nichts mit Gott zu tun hat, selbst wenn er sich in einem „Heiligen Krieg“ glaubt! Lange Zeit kämpfte ich in meinem geistlichen Leben hauptsächlich um Disziplin. Zudem ging es mir um Sündenvermeidung und Integrität. Mit beidem war ich gut beschäftigt, bis mir ein kleines Büchlein von John Henri Nouwen, „Du bist der geliebte Mensch“, die Augen öffnete. Eine Empfehlung, denn nur so beim Stöbern in einer Buchhandlung hätte ich wohl den Titel gelesen, leicht die Augenbrauen hochgezogen und das Buch liegen lassen. Nouwen hat mich überzeugt: Meine Kampfplätze sind Sekundärangelegenheiten, zuallererst kämpfen wir alle verzweifelt um Liebe! Er schreibt: „Im Laufe der Jahre bin ich zu der Einsicht gekommen, dass die größten Fallen in unserem Leben nicht der Erfolg sind, nicht die Berühmtheit und nicht die Macht, sondern die 22 JESUITEN n SEPTEMBER 2017 n POLARISIERT GEISTLICHER IMPULS

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