Jesuiten 2017-4

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, bei einem Weihnachtsgottesdienst mit kleinen Kindern habe ich lernen dürfen, wie das gehen kann: die richtige Haltung zu finden vor der Krippe, um besser schauen, verstehen und anbeten zu können. Nach einigermaßen gründlicher Abwägung führte es dazu, dass wir mitten in der Kirche vor der Krippe auf dem Bauch gelegen haben, weil dies passend und angemessen schien. Seitdem denke ich oft darüber nach, wie ich mich der Krippe nähern soll und darf. Welche Perspektive nehme ich ein? Und die drei Könige? Die sind ja zunächst gar nicht zu sehen und werden erst langsam an die Krippe herangeführt – dann wird endlich auch das Jesuskind beschenkt. Bis heute frage ich mich: Welche Geschenke bringe ich diesem kleinen Kind, in dem Gott für mich Mensch werden wollte und immer wieder werden will? Die Könige brachten ihre Gaben – und beteten an! Das stille Verweilen und Staunen an der Krippe kann ein wunderbares Geschenk sein. Verschenkte Zeit – was gibt es Kostbareres? Anbetung kommt von Herzen und geht zu Herzen: zu Gottes Herz hin, auf je persönliche Weise. In diesem Sinne nähern sich die in dieser Ausgabe versammelten Texte ganz konkret, aus dem Leben und Beten gegriffen, jener Haltung, die wir Anbetung nennen. Sie lassen das je persönliche Geheimnis der Autorinnen und Autoren erahnen und laden dazu ein, sich anders oder vielleicht neu der Frage zu stellen, was diese Haltung des Anbetens für mich bedeutet. Die redaktionelle Zusammenstellung der verschiedenen Texte haben Marco Hubrig SJ, Clemens Kascholke SJ und Sebastian Maly SJ übernommen. Weihnachten geht uns zu Herzen. Manchmal geht es uns auch auf die Nerven. Und ein anderes Mal sperrt sich unser Kopf. Das Geheimnis dieses Festes, dass Gott mit Haut und Haar Mensch werden wollte und geworden ist und unter uns gelebt hat – was bedeutet es in den Ruinen von Mossul, auf den unsicheren Fluchtrouten in Nordafrika oder an den Treppen zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, wo seit vergangenem Dezember der Opfer des bisher größten Terroranschlags in Deutschland gedacht wird? Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und allen Menschen, mit denen Sie verbunden sind, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes, neues Jahr 2018. Möge vor allem laut und lange das Lied der Engel gehört und wahr werden, dass Frieden auf dieser Erde herrsche. Johannes Siebner SJ Provinzial 1 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

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