Jesuiten 2017-4

Anbetung 2017/4 ISSN 1613-3889 Jesuiten

Titelbild: © time/photocase.com „Gott in allen Dingen finden“ – markant bringt dieser Satz den Anspruch und zugleich die Verheißung ins Spiel, um die es beim Thema „Anbetung“ letztlich geht. Nämlich Beten und Anbetung nicht nur als Werk zu betrachten, das in der abgeschlossenen und irgendwie auch behüteten Welt der Kapellen und Kirchen stattfindet; sondern als Werk, das mitten im Alltag sich Raum und Zeit nimmt. Genau dazu laden die Fotografien in dieser Ausgabe ein: Gott in den Alltag mitzunehmen. Oder: Ihn dort zu finden. Ausgabe Dezember/2017 Jesuiten 1 Editorial Schwerpunkt 2 Anbetung: zwecklos 4 Im Alltag 6 Berührt 8 Verbundenheit 10 Tabernakel des Lebens 12 Wählen 14 Üben 16 Sakrament des Augenblicks 18 Staunend höre ich Gott zu 19 Gott in der Wirklichkeit anbeten 20 Darf man beim Beten am Smartphone sein? Geistlicher Impuls 22 Wunschzettel Nachrichten 24 Neues aus dem Jesuitenorden Personalien 28 Jubilare Verstorbene Medien / DVD 29 Ignatius von Loyola. Gott in allen Dingen. Vorgestellt 30 Zukunftswerkstatt SJ in Frankfurt am Main 33 Autoren dieser Ausgabe Die besondere Bitte 34 Wie beten Sie? 37 Standorte der Jesuiten in Deutschland

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, bei einem Weihnachtsgottesdienst mit kleinen Kindern habe ich lernen dürfen, wie das gehen kann: die richtige Haltung zu finden vor der Krippe, um besser schauen, verstehen und anbeten zu können. Nach einigermaßen gründlicher Abwägung führte es dazu, dass wir mitten in der Kirche vor der Krippe auf dem Bauch gelegen haben, weil dies passend und angemessen schien. Seitdem denke ich oft darüber nach, wie ich mich der Krippe nähern soll und darf. Welche Perspektive nehme ich ein? Und die drei Könige? Die sind ja zunächst gar nicht zu sehen und werden erst langsam an die Krippe herangeführt – dann wird endlich auch das Jesuskind beschenkt. Bis heute frage ich mich: Welche Geschenke bringe ich diesem kleinen Kind, in dem Gott für mich Mensch werden wollte und immer wieder werden will? Die Könige brachten ihre Gaben – und beteten an! Das stille Verweilen und Staunen an der Krippe kann ein wunderbares Geschenk sein. Verschenkte Zeit – was gibt es Kostbareres? Anbetung kommt von Herzen und geht zu Herzen: zu Gottes Herz hin, auf je persönliche Weise. In diesem Sinne nähern sich die in dieser Ausgabe versammelten Texte ganz konkret, aus dem Leben und Beten gegriffen, jener Haltung, die wir Anbetung nennen. Sie lassen das je persönliche Geheimnis der Autorinnen und Autoren erahnen und laden dazu ein, sich anders oder vielleicht neu der Frage zu stellen, was diese Haltung des Anbetens für mich bedeutet. Die redaktionelle Zusammenstellung der verschiedenen Texte haben Marco Hubrig SJ, Clemens Kascholke SJ und Sebastian Maly SJ übernommen. Weihnachten geht uns zu Herzen. Manchmal geht es uns auch auf die Nerven. Und ein anderes Mal sperrt sich unser Kopf. Das Geheimnis dieses Festes, dass Gott mit Haut und Haar Mensch werden wollte und geworden ist und unter uns gelebt hat – was bedeutet es in den Ruinen von Mossul, auf den unsicheren Fluchtrouten in Nordafrika oder an den Treppen zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, wo seit vergangenem Dezember der Opfer des bisher größten Terroranschlags in Deutschland gedacht wird? Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und allen Menschen, mit denen Sie verbunden sind, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes, neues Jahr 2018. Möge vor allem laut und lange das Lied der Engel gehört und wahr werden, dass Frieden auf dieser Erde herrsche. Johannes Siebner SJ Provinzial 1 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

Anbetung: zwecklos Vielleicht kennen Sie den leicht augenzwinkernden Dank an jemanden, der einem besonders geholfen hat: „Wir loben dich, wir preisen dich ...“ – und dann bleibt der Satz theatralisch in der Luft hängen. Den Scherz versteht natürlich nur, wer das Gloria der Messe kennt. Und er weiß auch, warum der Satz nicht zu Ende gesprochen wird: Die nächste Wendung im Gloria wäre „... wir beten dich an“. Wir loben und preisen Gott und Menschen, wir danken und vertrauen ihnen, wir bitten und lieben sie – aber niemals beten wir Menschen an. Anbetung ist gewissermaßen der Vollzug des ersten Gebots, nur diesen einen Gott als Gott anzuerkennen. Anbetung ist damit ein Sonderfall in unserer Weise, uns zu Gott zu verhalten. Denn zunächst gilt für unsere Gottesbeziehung wie für jede gesunde Beziehung, dass es eine gewisse Wechselseitigkeit gibt. Unser Gott will nicht nur gepriesen werden, er sorgt auch für uns. Er ist kein strenger Herrscher über ihm dienstbare Untertanen, sondern er will unser Heil. Das ist wunderbar. Aber es gibt hier auch eine Gefahr. Johannes vom Kreuz warnt davor, im Gebet eher die guten Gefühle zu suchen als den Herrn. Und Meister Eckhart spricht drastisch davon, viele Fromme betrachteten und liebten Gott wie eine Milchkuh. Dann wird aus der wechselseitigen Beziehung eine unterschwellige Verzweckung (Spiritualität soll ja gesund sein und Meditation gut zur Stressreduktion). Gegen diese Gefahr des „Gott-Benutzens“ bildet die Anbetung ein heilsames Korrektiv. Denn anbetend „will“ ich nichts von Gott. Anbetung ist „zwecklos“, „Zeitverschwendung“. Darin kann sie mir zur heilsamen Anfrage werden: Wer ist Gott: für mich, in meinem Leben? Und worauf ist mein Leben hin orientiert? So ist für mich das irritierte, gelangweilte Gefühl in der Anbetung: „Was mache ich eigentlich hier?“ oft ein Hinweis darauf, dass ich in eine Lebenshaltung gerutscht bin, die nur noch in Kategorien des Erledigens, Erreichens und Abarbeitens denkt. Nun bezeichnen wir als „Anbetung“ nicht nur eine innere Haltung, sondern auch eine konkrete Gebetsform, vor allem in der Form der „eucharistischen Anbetung“. Hier weist uns die Liturgiewissenschaft auf ein paar mögliche Schräglagen hin. In Zeiten, in denen zumeist nur der 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Wer ist Gott, für mich, in meinem Leben? Und worauf ist mein Leben hin orientiert?

Priester kommunizierte, wurde für die Gläubigen nicht selten das Essen durch das Schauen ersetzt, z.B. bei der Erhebung von Hostie und Kelch. Erst in jüngerer Zeit hat man sich darauf zurückbesonnen, dass der Herr sich in Gestalt von Speise gibt, so dass der angemessenste Empfang der des Essens ist. Deshalb steht eucharistische Anbetung nicht in sich, sondern gehört als „verlängerte Danksagung“ in den Dunstkreis der Eucharistiefeier. So hat es zweitens auch seinen guten Sinn, dass wir, soweit möglich, im Rahmen einer Eucharistiefeier kommunizieren. Das Sakrament der Eucharistie besteht wesentlich als Feier, in der Jesu Hingabe gegenwärtig wird und in der wir kommunizieren (im mehrfachen Wortsinn). Auch die Hostie in der Monstranz gehört in diesem Zusammenhang – nicht als in sich stehende „gewandelte Materie“. Für den konkreten persönlichen Vollzug könnte das heißen: • die Anbetung bewusst (auch) als „verlängerte Danksagung“ zu vollziehen • den Herrn ins Zentrum zu rücken, mich gewissermaßen neu unter das erste Gebot zu stellen: „Ich habe und verehre keinen anderen Gott als dich“ • bewusst die „Zwecklosigkeit“ meines Tuns anzunehmen. Und vielleicht bekommt diese „Zwecklosigkeit“ noch eine zweite Seite: Auch ich habe jetzt eine Weile „keinen Zweck“. Ich darf vor ihm einfach sein. Veronika Hoffmann 3 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG © sör alex/photocase.com

4 Im Alltag Dienstag, 19 Uhr. Seit einem Jahr habe ich jede Woche zu dieser Zeit einen festen Termin. Dass es so kommen würde, damit habe ich selbst wohl am wenigsten gerechnet. Um diese Zeit trifft sich der Gebetskreis von St. Michael in München. Letztes Jahr habe ich an Exerzitien teilgenommen und dort von dem Angebot, das sich speziell an 20 bis 40-Jährige richtet, erfahren. Lange habe ich gezögert, dorthin zu gehen. Gebetskreis? Ist das überhaupt etwas für mich? Doch ich war zu der Zeit auf der Suche. Ich war auf der Suche nach einer Form, meinen Glauben im Alltag mehr zu leben. Nach Menschen, die auch glauben, auf der Suche nach Gemeinschaft. Ich denke, ich wollte das „Nach-den Exerzitien-Gefühl“ wachhalten. Ich wollte nicht, dass es in einer Schublade landet und dann nur noch eine liebevolle Erinnerung ist. Ich bin 33 Jahre alt. Das heißt, ich bin zu alt für die Jugendangebote, und eine eigene Familie habe ich noch nicht. Kirchliche Angebote für Menschen in meiner SCHWERPUNKT © neal joup/photocase.com

Lebensphase gibt es selten. Vielleicht war das auch – trotz Zweifel – der ausschlaggebende Grund, den Gebetskreis zu besuchen. Als ich zum ersten Mal die knarrenden Stufen zur Kapelle hochging, hörte ich schon viele Stimmen. Ich muss zugeben, das hat mich überrascht, denn nur allzu oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei kirchlichen Angeboten nur eine Handvoll Menschen da sind. Hier ist es anders. Im Schnitt sind wir rund 20 Teilnehmer. Der Gebetskreis ist ein offenes Angebot und regelmäßige Teilnahme daher keine Pflicht. Es gibt meistes einen klaren Ablauf: Impuls, Stille, Austausch zum kommenden Sonntagsevangelium, Fürbitten, Vater Unser, Schlusssegen. Dazwischen wird gesungen. Ich habe mich sofort von den Texten und Liedern angesprochen gefühlt. Der Gebetskreis ist für mich – damals und auch heute – wie eine Oase. Ich gehe immer mit einem guten Gefühl nach Hause. Seitdem ich regelmäßig den Gebetskreis besuche, spielt das Gebet für mich im Alltag eine größere Rolle. Zu beten ist für mich seitdem viel selbstverständlicher geworden. So bete ich heute auch in Situationen, in denen ich es früher nicht in Erwägung gezogen hätte. Ich habe eine Art Routine entwickelt. Damit meine ich nicht, dass ich etwas ohne Gefühl „runterleiere“. Im Gegenteil. Ich nehme mir ganz bewusst Zeit dafür. Das hat wiederum Auswirkungen auf meinen Alltag: Ich bin gelassener geworden. Mir ist stärker bewusst, dass ich angenommen und begleitet werde. Am Gebetskreis mag ich nicht nur, dass er eine Zeit für mich ist, sondern auch den Austausch mit anderen. Die Selbstverständlichkeit und Offenheit, mit der wir über das Evangelium diskutieren, gefällt mir. Es gibt kein „richtig“ und kein „falsch“: Jeder kann sagen, was er denkt – es wird zu keinem Zeitpunkt gewertet! Es inspiriert mich, die Ansichten der anderen zu hören, und oft denke ich noch den Rest der Woche über das Gesagte nach. Jeder kann sich im Gebetskreis einbringen und ihn gestalten. So wird auch mal getanzt, werden Gedankenreisen inszeniert und Bibliodrama-Elemente genutzt, um sich dem Evangelium zu nähern. Letztlich machen die Menschen den Gebetskreis zu dem was er ist: ein „kleines Himmelreich“. So hat es mal jemand aus dem Kreis formuliert. Ich habe in dem letzten Jahr tolle, offene Menschen kennengelernt. Und es freut mich, dass wir nicht nur miteinander beten, sondern uns auch zusammensetzen, was trinken und quatschen. Sommerfest, Weihnachtsfeier und Hüttenwochenende sind ebenfalls feste Bestandteile. Eine solche Gemeinschaft gefunden zu haben, ist für mich ein echtes Geschenk. Katharina Sichla 5 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

Berührt „Der Islam hat in mir eine tiefe Erschütterung gezeugt… Dieser Glaube, diese Menschen, die in der ständigen Gegenwart Gottes leben, haben mich etwas Größeres und Wahreres erahnen lassen als alle mondäne Beschäftigung.“ Diese Zeilen schreibt Charles de Foucauld im Jahr 1901 an seinen Freund Henry de Castries, den er teilhaben lässt an seinem spirituellen Werdegang. Noch fünfzehn Jahre nach seiner Bekehrung erkennt er im Rückblick die Bedeutung der Begegnung mit dem Islam in seinem persönlichen Glaubensweg an. Spuren davon finden sich auch im Forschungswerk des jungen Offiziers, der das den Christen damals verbotene Marokko durchreist, völlig der lokalen Bevölkerung ausgesetzt: „In solchen Nächten der Sammlung versteht man den Glauben der Araber an eine geheimnisvolle Nacht, leïla el Kedr, in der alles Unbelebte in der Natur sich beugt, um seinen Schöpfer anzubeten.“ Charles, der bisher in Luxus, Abenteuern und Frauengeschichten seinen Hunger nach Leben zu stillen suchte und nun auf eine große innere Leere stößt, ist berührt vom Anblick dieser betenden Menschen, die sich auf nackter Erde vor der Größe Gottes hinstrecken. Die radikale Geste der Anerkennung der Existenz Gottes, Urgrund und Ziel alles Geschaffenen, trifft den jungen Mann ohne Glauben. Erahnt er bereits, dass Anbetung aus der Enge eines Lebens herausführt, in dem alles sich im Ich erschöpft? Dass sie den Blick weitet, die menschliche Zerbrechlichkeit in der Unendlichkeit Gottes birgt? Dass sie den Weg zum DU öffnet, nach dem jedes menschliche Herz sich sehnt? Erahnt er, der ohne wirkliches Ziel dahinlebende junge Mann, das Glück eines Lebens, das Einheit und Orientierung findet in der Ausrichtung auf Gott hin? Nach seiner Rückkehr nach Frankreich verbringt er lange Stunden in leeren Kirchen, allein mit diesem seltsamen Gebet: „Mein Gott, wenn es Euch gibt, so lasst, dass ich Euch erkenne“. Im Oktober 1886 bittet der um den Glauben Ringende den Priester Huvelin um Unterredung. Huvelin lässt ihn niederknien und beichten: die Stunde der Gnade. Erlebnis tiefer Gottesbegegnung in der Erfahrung der Barmherzigkeit, gibt es nunmehr für Charles keinen Zweifel mehr: „Sobald ich glaubte, Gott existiere, wusste ich: Ich kann nicht anders, als ganz für ihn leben.“ Zeit seines Lebens wird er der Anbetung Jesu in der Eucharistie treu bleiben. Den Menschen des Islam, die ihm auf geheimnisvolle Weise wegweisend geworden sind auf seinem Weg hin zu Gott, schenkt er sein ganzes Leben und seine ganze Freundschaft. Kleine Schwester Katia 6 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG © Wollerich/photocase.com

8 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Verbundenheit Mit einem Freund hatten wir früher öfters das große Kartäuserkloster in den französischen Alpen besucht. Nun hatte er zwei Kinder, die ihn gehörig auf Trab hielten. Mit Ringen unter den Augen seufzte er: „Früher hab ich die Mönche bestaunt, weil sie jede Nacht beten. Heute beneide ich sie! Sie wissen wenigstens, wann und wie oft sie nachts immer raus müssen.“ Oft denken wir an diesen Satz. Auch unsere Kinder fordern uns. Wenn sie dann nachts noch Bauchweh oder einen schlimmen Traum haben, sind wir schnell am Limit. Zeit für Stille, Muße für Anbetung? Gleichzeitig verdanken wir unseren Kindern viele beglückende Erfahrungen: Bei einem Waldspaziergang begann unsere Älteste im Kinderwagen zu jauchzen und verzückt mit den Ärmchen zu rudern. Erst nach einer Weile verstanden wir warum: Aus ihrem Blickwinkel sahen wir, wie der Wind die Blätter bewegte und das Licht tanzen ließ. Ein staunenswertes Schauspiel, ein Wunder! Was für ein Geschenk, die Welt gemeinsam mit den Kindern mit frischen Augen entdecken zu dürfen. Die Unbefangenheit der Kinder zeigt sich im Schönen, aber auch im Schweren: unvergesslich, wie sich unsere Dritte, damals siebenjährig, in das Sterbezimmer ihrer Großmutter schlich, um der aufgebahrten Oma nochmals mit der Flöte vorzuspielen. Oder die Tränen, die unsere Zweite vergoss, als alle Mäusebabies gestorben waren, die beim Umstechen des Komposts auf die Wiese gepurzelt waren. Den unendlichen Wert einer flüchtigen Begebenheit erfassen und sich der Erfahrung eines Augenblicks ganz hingeben: Kinder können das. Ist das nicht Anbetung? Jesus redet von Gott oft als Vater oder Mutter. Seit wir Eltern sind, erschließt sich uns dieses Bild neu: Es berührt uns, zu erleben, wie unsere Kinder heranreifen. Wir sorgen uns, wenn es ihnen nicht gut geht. Wir freuen uns, wenn sie glücklich sind. Wir lieben sie – ohne Bedingung, auch wenn sie uns oft an unsere Grenzen führen. Diese Erfahrungen sind uns wertvoll. Wir lesen sie auch als Gleichnis für Gottes Liebe zu uns. Freilich: Die Widerfahrnisse des Alltags erschließen sich meist nicht sofort als Gotteserfahrungen. Deshalb braucht es Zeiten, die dafür reserviert sind, das Erlebte unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Jeden Abend bringen wir gemeinsam mit den Kindern den Tag vor Gott. Was war heute nicht schön? – Lieber Gott, ich lass es bei Dir, bieg Du es gerade. Die Welt gemeinsam mit den Kindern mit frischen Augen entdecken

JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG 9 Was war gut? – Lieber Gott, hebe es gut für mich auf. Was liegt mir auf dem Herzen? – Lieber Gott, Dir vertraue ich es an. Zu spirituellen Höhenflügen führt das nur selten. Aber die feste Form schafft einen verlässlichen Resonanzraum, in dem das Erlebte nochmals widerklingen darf und – womöglich – mit der Erfahrung der Liebe Gottes in Einklang gebracht werden kann. Unsere Jüngste, gerade sechs, beendet ihren Beitrag zum Abendgebet derzeit gerne mit den Worten: „Jetzt will ich noch was im Leisen sagen“, vergräbt ihr Gesicht in ihren Händchen und schließt nach einer Weile laut mit „Amen“. Die Kleinste bringt das, was nur sie angeht, „im Leisen“ vor Gott, und die ganze Familie schweigt dazu. Manchmal schauen die anderen dabei in die Luft. Aber manchmal verdichtet sich ein solches gemeinsames Schweigen zu einer lebendigen, sachte pulsierenden Stille, in der eine tiefe Verbundenheit spürbar wird; eine Verbundenheit, die trägt, weil sie über uns hinausweist und nach oben offen ist. Raphaela und Georg Düchs © markusspiske/photocase.com

11 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Tabernakel des Lebens Manchmal frage ich mich, warum das Staunen über das Wunder des Lebens so schnell vergeht. (Um diese Frage zu verstehen, ist es gut zu wissen, dass ich Vater einer knapp dreijährigen und einer knapp zweimonatigen Tochter bin. Das Miterleben von Schwangerschaft und Geburt ist also recht frisch für mich.) Ein im Mutterleib heranwachsendes Kind und seine Geburt erscheinen vielen Menschen außergewöhnlich und bleiben irgendwie unfassbar. Bis das neue Leben zur Gewohnheit wird und das Staunen sich im Alltag von Windelwechseln, Schreien, Schlafmangel und Trotzphase verliert. Dabei bleibt das Wunder doch Wunder. Es meckert nur. Und entwickelt mehr und mehr seinen eigenen Willen. Und steht nach dem Gutenachtkuss zum zehnten Mal auf und muss unbedingt auf Toilette, auch wenn dann gar nichts kommt. Doch die Anbetung meiner Kinder erneuert sich immer wieder aus dem Staunen über das wundervolle Leben. Zuerst das Reifen und Wachsen im Mutterleib – der Bauch meiner schwangeren Frau erschien mir manchmal wie ein Tabernakel des Lebens. In seinem Innern eine geheimnisvolle Anwesenheit des Heiligen. Je näher die Geburt rückt, desto mehr lebt das Ungeborene schon mit: es hört die Musik, die wir hören, reagiert auf Stress, der in unserem Alltag herrscht und alles, was seine Mutter zu sich nimmt, hilft auch ihm beim Wachsen. Eine komische Zeit: Das Kind ist schon irgendwie da – aber noch nicht auf die Welt gekommen. Auch wenn ich meine Frau während der Zeit der Schwangerschaft nicht dauernd auf Händen getragen habe, war ich doch deutlich liebevoller und aufmerksamer als sonst. In gewissem Sinne ist es also schade, wenn eine Schwangerschaft vorbei ist. Aber ich sehe, vor allem mit Blick auf unsere ältere Tochter, auch weiter und immer mehr Grund zum Staunen. Was da alles zu nennen wäre! Allem voran diese unglaubliche Schöpferkraft: Das Kind schafft Neues immer fort, erfindet Worte, probiert aus, baut und arbeitet und schafft sich Spielwelten. Und diese Energie, mit dem es alles tut! Und die Entdeckerfreude, die Lust auf Neues und Unbekanntes! Die Hingabe, mit der es lebt! Aber so wie ich bei der Anbetung Gottes in der Kirche meine eigene Endlichkeit besonders spüre, so ist es auch im familiären Alltag. Neben der Faszination gibt es auch die schmerzliche Erfahrung der eigenen Grenzen. Sanftmütig und geduldig auf jede Provokation zu reagieren ist eine Herausforderung, an der ich oft genug scheitere. Aber so, wie ich in allen Lebenskrisen versuche, an Gott festzuhalten, so kehrt auch mein ehrfürchtiges Staunen immer wieder zurück. René Pachmann SCHWERPUNKT © empereur_quai/photocase.com

Wählen Das Wort Anbetung löst ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Von Begeisterung über Unkenntnis bis hin zur Irritation und Ablehnung ist dabei alles möglich – und dies auch, wenn man nur Katholiken damit konfrontiert. Stattdessen davon auszugehen, dass es sich bei Anbetung um ein Grundphänomen, eine allgegenwärtige Tätigkeit unseres menschlichen Alltags handelt, dürfte dagegen sicher die meisten zunächst einmal zum Kopfschütteln veranlassen. Der US-amerikanische Philosoph und Schriftsteller David Foster Wallace (1962-2008) hingegen betont in seiner Rede „Das hier ist Wasser/This is Water“ vor Hochschulabsolventen aus dem Jahr 2005 genau dies: Im alltäglichen Dahinleben eines Erwachsenen gebe es keinen Atheismus, keinen Nichtglauben. Denn jeder bete etwas an. Entscheidend sei einzig und allein die Frage, was jeder und jede von uns anbete. In aller Nüchternheit analysiert Wallace weiter, dass es ein nachvollziehbarer Grund sei, sich für die Ausrichtung dieser Anbetung einen Gott bzw. ein höheres Wesen auszusuchen. Dabei geht es Wallace an dieser Stelle in keiner Weise um einen Wahrheitsanspruch im Sinne von richtig oder falsch – dies sei letztlich nicht der springende Punkt. Aber alle anderen innerweltlichen Fixpunkte entfalteten eine selbstzerstörerische Dynamik für den Menschen, da irgendwann in Geld und Besitz, in Schönheit und Sex, in Macht und Einfluss – um nur einige Beispiele zu nennen – ein Riss des Ungenügens eindringe, der immer größer wird. Werde der Mensch sich dieses Bruches immer mehr bewusst, dann überfalle ihn Angst und Verzweiflung in dem Versuch, ihn zu kitten. Eine Verurteilung dieser Formen der Anbetung als böse oder sündig verbiete sich laut Wallace, da sie geradezu unbewusst zur angeborenen psychischen Standardeinstellung unserer Weltwahrnehmung – ich allein bin der Mittelpunkt der Welt – gehöre. In biblischen Worten ausgedrückt, dreht es sich hier um die Dynamik und Macht der unterschiedlichen Götzen, die ihren Einfluss auf den Menschen ausüben und ihn von Gott wegführen. Hier wird in verschiedenen Auseinandersetzungen immer wieder die offene Wahl des Menschen teils dramatisch geschildert. Eine 12 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Wir müssen die Wahl unserer Perspektive immer wieder neu, immer wieder selbst treffen. © owik2/photocase.com

Entscheidung ist notwendig – eine neutrale Haltung der Indifferenz steht nicht zur Alternative. Schnell mag man dies mit der archaischen Vorstellungswelt wegerklären. Doch das Bild, das Wallace vom Menschen zeichnet, knüpft hier geradezu nahtlos an und legt es in unseren heutigen Kategorien und Worten offen dar. In seinen Überlegungen sucht Wallace eine Freiheit, die nicht von der gedankenlosen Standardeinstellung der Selbstzentrierung gehalten ist. Vielmehr müsse diese Freiheit von der notwendigen Aufmerksamkeit, Offenheit und Disziplin für die Mit-Menschen geprägt sein. Erst so eröffne sich die Bereitschaft jenseits des eigenen Interesses auch Opfer für sie aufzubringen. An diesem Punkt der Gestaltung der eigenen Freiheit entscheide sich die Wahrheit des menschlichen Lebens – denn die existentielle Wahrheit drehe sich um die Gestaltung des je persönlichen Lebens vor dem Tod. Die Wahl, die in den Akt der Anbetung grundlegend eingeschrieben ist, lässt sich immer wieder neu als Impuls verstehen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Einen Impuls sich einer mühsamen und herausfordernden Entscheidung zu stellen, da wir die Wahl unserer Perspektive immer wieder neu, immer wieder selbst treffen müssen. Wir wählen den Rahmen unserer möglichen Freiheit. Anbetung kann knechten – Anbetung kann befreien. Es ist die Arbeit einer Entscheidung, die scheitern und gelingen kann. Was wähle ich? Der Text von Wallace steht online unter www.metastatic.org/text/This is Water.pdf Clemens Kascholke SJ 13 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

Üben „Am wichtigsten aber ist die ungebrochene Treue und die unverratene Anbetung“, hat Alfred Delp SJ im Gefängnis in Tegel geschrieben. Heute verwenden wir das Wort „Anbetung“ vor allem für die eucharistische Anbetung. Dabei hat der Begriff, z.B. bei Delp, eine umfassendere Bedeutung, die unser Verständnis bereichern kann. Anbeten ist, wie Bitten, Loben, und Klagen, ein klassisches „Motiv“ des Betens. In jeder Gestalt kommt eine Nuance deutlicher zum Vorschein. In Bitte, Lob, und Klage bringen wir konkrete Gegebenheiten unseres Lebens vor Gott. Wir bitten für das Wohlergehen von Angehörigen. Wir danken, wenn etwas gelungen ist, etc. Die Formen gleichen sich also darin, dass es immer ein bestimmtes Thema gibt, das wir in den Raum zwischen Gott und uns tragen. Man könnte sagen, Anbetung ist unmittelbarer. Sie bezieht sich direkt auf das Verhältnis, die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Schon das Wort „anbeten“ legt dies nahe, denn die Vorsilbe „an“ gibt oft eine Zielrichtung und Verstärkung an (wie in anflehen, an-kommen). Es geht nicht um eine Sache, die wir vor Gott bringen, sondern um unser Stehen vor Gott selbst. Guardini formuliert es in „Vorschule des Betens“ so: „Die Anbetung sagt: ‚Du bist Gott, ich bin der Mensch. Du bist der wahrhaft Seiende, aus dir selbst, wesenhaft und ewig, ich bin durch Dich und vor Dir. Der Sinn meines Daseins kommt mir durch Dich; ich lebe aus Deinem Licht, und die Maße meines Daseins sind in Dir.“ Wenn wir so versuchen, an Gott Maß zu nehmen, bemühen wir uns um eine Haltung der Anbetung. Wodurch ist nun das betende Schauen auf das ausgesetzte Allerheiligste besonders dazu geeignet, eine solche Haltung einzuüben? Zwei Ansatzpunkte können sein: Im Altarsakrament ist zu erahnen, welcher Art die Größe Gottes ist. Sie zeigt sich ja besonders rein in der Menschwerdung und Passion seines Sohnes Jesus Christus. Was wir in jeder Eucharistiefeier dankbar vergegenwärtigen, können wir bei der Aussetzung des Allerheiligsten wortwörtlich betrachten und zum Vorbild nehmen. Der Begriff „Aussetzung“ weist auf etwas Bedeutsames hin. Es ist wohl eine typisch menschliche Ansicht, zu meinen, dass das Kostbarste, das Heilige, vor Blicken geschützt werden muss. Es gilt sogar als gefährlich, das Heilige anzuschauen, sich ihm auszusetzen. Doch genau das geschieht bei 14 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Es geht nicht um eine Sache, die wir vor Gott bringen, sondern um unser Stehen vor Gott selbst.

der eucharistischen Anbetung. Die Gottheit, zwar tiefverborgen, aber doch sichtbar, wird unseren Blicken ausgesetzt und gleichzeitig wir ihrer Gegenwart. Das verdeutlicht: Gott ist in dieser Welt erschienen und immer präsent, demütig unter der Brotgestalt. An dieser Größe sollen wir Maß nehmen. „Am wichtigsten ist die unverratene Anbetung“ – das heißt nach den vorherigen Überlegungen: die Ausrichtung auf Gott. Delp warnt im selben Text davor, vor Machthabern und ihren Götzen einzuknicken. Das Bewusstsein, dass Gott das Maß der Dinge ist, soll uns gänzlich prägen. Freilich geht das nicht von heute auf morgen. Üben ist auch im geistlichen Leben unerlässlich; die Geistlichen Übungen des hl. Ignatius sind ein prominentes Beispiel dafür. Die leibliche Ausrichtung auf den eucharistischen Leib Christi ist gleichermaßen Übung wie anfängliche Verwirklichung der Anbetungshaltung, die uns ganz erfassen will. Mit der Zeit kann sich das Übungsfeld immer weiter ausdehnen, die Anbetung im Gotteshaus soll ausstrahlen und Früchte tragen in der Anbetung in Geist und Wahrheit (vgl. Joh. 4,23ff). Der Weg des Übens endet erst, wenn wir Gott schließlich immer gegenüberstehen und sagen können: „Ich habe den Herrn beständig vor Augen. Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.“ (Ps 16,8). Manfred Grimm SJ 15 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG © suze/photocase.com

Sakrament des Augenblicks Ein schöner Sommerabend vor einigen Jahren. Ich bin ein junger Student. Seit etwas mehr als einer Woche bin ich im Haus Gries, einem von Jesuiten geleiteten Exerzitienhaus in Oberfranken. Wir sind ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem Kurs in kontemplativen Exerzitien. Tag für Tag sitzen wir in Stille auf unseren Kissen, Decken und Meditationshockern in der Kapelle und versuchen, uns mit unserem Leib und unserem Geist ganz auf Gott und Seine Gegenwart im Hier und Jetzt auszurichten. Das ist oft mühsam, denn durch das lange Sitzen zwickt es hier und da im Rücken und die Gedanken bedrängen einen am liebsten dann, wenn man es gerade geschafft hat, sie ein wenig zum Schweigen zu bringen. Innerlich richten wir uns aus, indem wir das Jesus-Gebet sprechen – eine sehr alte Gebetstradition, die bereits von den ersten Mönchen in den Wüsten Ägyptens und Syriens praktiziert wurde. Beim Einatmen beten wir still „Christus“, beim Ausatmen „Jesus“. Gerade haben wir Eucharistie gefeiert. Nun erläutert uns eine der beiden Exerzitienbegleiter, dass wir am morgigen Tag der Exerzitien den Nachmittag über gemeinsam meditieren werden und dass dabei auf dem niedrigen Tisch, der uns als Altar für die Eucharistiefeier dient, eine konsekrierte Hostie auf einer goldenen Patene liegen wird. Ich reagiere befremdet und frage mich: „Warum jetzt auf einmal eucharistische Anbetung? Das passt doch gar nicht hierher!“ Eucharistische Anbetung hatte in meiner eigenen religiösen Sozialisation keine Rolle gespielt und war für mich etikettiert als eine rückwärtsgewandte spirituelle Praxis. Zudem konnte ich, wenn ich mal an einer eucharistischen Anbetung teilnahm, mit den entsprechenden Gesängen oder Andachtstexten nichts anfangen. Und nun sollten wir morgen den halben Tag lang quasi eucharistische Anbetung machen, während wir meditieren? Ich ging mit einem gewissen inneren Widerstand in diesen letzten Nachmittag der Exerzitien. Doch der Widerstand löste sich im Lauf des Nachmittags überraschend, ganz ohne mein Zutun. In diesen Stunden in der Kapelle ging mir etwas sehr Wertvolles auf. Wenn ich mich auf Gott im Hier und Jetzt ausrichte, Seinen Namen anrufe, mein Herz erhebe und zulasse, wie Er sich mir jetzt schenken will, dann bete ich 16 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Jeder Augenblick unseres Lebens ist geheiligt.

Ihn bereits an. Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an. Gott anzubeten ist gewissermaßen kein geistlicher Zusatz, der zu einem solch einfachen Beten noch irgendwie dazukommen müsste. Es reicht, dass ich jetzt ganz für Ihn und mit Ihm da sein möchte, nur mit Ihm. Und ich verstand, wie trostreich es ist, Jesus in der Gestalt des eucharistischen Brotes anzubeten. Denn in dieser zerbrechlichen Hostie, die doch die Fülle Gottes in sich barg, konnte ich mein Mühen erkennen, mich Gott zu nähern, immer anfällig für störende Gedanken und Rückenschmerzen. Der Große und Herrliche ist da im ganz Kleinen und Unscheinbaren. Auch im ganz und allzu Alltäglichen. Jean-Pierre de Caussade SJ (1675-1751) spricht vom Gnadenmittel oder Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks. Jeder Augenblick unseres Lebens ist geheiligt, weil Gott uns immer sucht, uns ansprechen, Seinen Willen zeigen will. Die Wahrnehmung dieses Geheiligtseins jedes Augenblicks treibt dazu an, den Alltag mit meinem Leben zu heiligen. Maria ist für de Caussade Vorbild eines ‚anbetenden‘ Menschen, der die Welt im Licht Seiner Gegenwart wahrnimmt und danach lebt. Das ist nichts Großes. Vielleicht gerät es deswegen leicht aus dem Blick. Und so tut es gut, jedes Jahr von Neuem mit den Königen zur Krippe zu kommen und anzubeten. Sebastian Maly SJ 17 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG © birdys/photocase.com

Staunend höre ich Gott zu Felix Körner SJ im Gespräch mit der muslimischen Doktorandin Mira Sievers, Frankfurt Sievers: „Anbetung“ aus islamischer Sicht – was kann das sein? Ich denke an ‘ibāda, das arabische Wort für gottesdienstliche Handlungen. Und das beste Beispiel für ‘ibāda ist das Gebet, insbesondere die Niederwerfung. Schon in den frühsten Suren des Korans, die der Prophet Muhammad empfangen hat, findet sich eine solche Nähe von Niederwerfung und Gottesdienst (z.B. 53:62). Gott zu dienen, das heißt: ihn anzubeten – zuallererst im fünfmal täglichen Ritualgebet. Versteht man Anbetung als ‘ibāda, dann wäre sie sogar Sinn der Erschaffung des Menschen (51:56) und damit auch für den Islam zentral. Körner: Als Papst Franziskus die „Blaue Moschee“ von Istanbul besuchte, erklärte ihm Mufti Rahmi Yaran: Moschee ist „Ort der Niederwerfung“. Übersetzt wurde „Ort der Anbetung“. Nach der Gebetsstille sagte Franziskus: Ja, Gott nicht nur loben und preisen, sondern ihn anbeten! Gedolmetscht wurde „… sondern sich niederwerfen“. Papst und Mufti werden sich trotzdem verstanden haben: Beim Gebet können wir alle Gedanken und Worte wie die Schuhe ablegen, Gott nur noch staunend anschauen, und uns von ihm anschauen lassen. Mira, kennst Du Augenblicke beim Beten, in denen aus den Worten keine Gedanken und aus den Gedanken keine Worte mehr werden? Sievers: Ja, das kenne ich. In der letzten Woche habe ich in der Freitagsmoschee der iranischen Wüstenstadt Yazd gebetet. Der große Gebetsraum ist zum Innenhof offen, hohe Bögen lassen viel Licht in den Raum unter der Kuppel fallen, und die Wände sind mit blauen Kacheln bedeckt. Ihre geometrischen Muster wirken unendlich. Ansonsten ist der Raum leer. Diese Leere schafft Raum für die Koranrezitation, den wichtigsten Teil des islamischen Gebets. Was dabei passiert, ist jedoch seit frühester Zeit ein Problem der islamischen Theologie: Der Koran ist Rede Gottes, aber wird in der Rezitation von einem Menschen vorgetragen. Was hört man also – die urewige Rede Gottes oder die erschaffene Rede des Menschen? Im Gegensatz zu deinem Beispiel, dass man Gott staunend anschaut, höre ich in der Koranrezitation also gewissermaßen staunend auf Gott, oder besser: Ich höre Gott staunend durch meine eigene Zunge zu. Auch dies ist im Grunde ein Moment, in dem man still vor Gott ist – obwohl man rezitiert. 18 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

Gott in der Wirklichkeit anbeten Ist Zen-Meditation ein „Gebet“? Um sicher zu sein, gibt es keinen anderen Weg, als es zu versuchen. Einfach sitzen, atmen, hinschauen... aber ohne es selber zu tun. Nur zulassen. Darin liegt die Schwierigkeit, weil wir immer zweifeln, dass es so einfach sein darf. Mich immer wieder ablenken lassen und immer wieder mit meiner Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurückkommen: Lohnt sich diese Mühe überhaupt? Ich werde es nie wissen können. Ich kann es nur glauben. Ins Leere springen. Und nur dann weiß ich, dass es wahr ist. Der Christ fragt dabei natürlich: Wie kann ich vor Gott und im Besonderen vor Jesus stehen, wenn ich „einfach nur“ sitze; wie können wir, Er und ich, uns etwas „mitteilen“, wenn ich nur warte? Was tue ich, wenn ich als Christ anbete? Ich betrachte diesen Augenblick, wo Jesus sein letztes Wort und sich selbst in einem Stück Brot ganz vermittelt; wo es nichts zu betrachten gibt, außer diesem fleischgewordenen Wort, in dem seine ganze Geschichte und diese endgültige Wahrheit enthalten sind: der auferstandene Christus wohnt in der ganzen Wirklichkeit. Das kleine runde Weiße dort auf dem Altar ist wie ein Loch mitten in der Buntheit der Wirklichkeit, das diese aber ganz in sich aufnimmt und einigt. Auch im Zen müssen die halboffenen Augen auf einem Punkt beharren, ohne etwas anzuschauen, damit das ganze Gewebe der Wirklichkeit immer mehr mit dieser anderen Fülle in meinem Inneren „kommuniziert“. Nichts ist mehr entwaffnend als das: Ich weiß nicht einmal, was das ist, was ich so starrsinnig erwarte und doch jetzt schon empfange. „Anfang der Weisheit: erwirb die Weisheit“ (Spr 4,7). Ich erwarte nur, dass sich offenbart, was schon da ist. Es geht nicht darum, die Vernunft dabei „abzuschalten“. Die Theologen und Lehrer der Kirche dürfen aufatmen! Und so tut eben die Vernunft: eine Weile durchatmen, sich zurückhalten und vergessen, was sie zu wissen glaubt, um es neu und frisch zu erfahren, wie jemand, der einem Kind oder einem Armen begegnet... Erst im Nachhinein wird der Himmelsfürst uns sagen, dass Er dieser Bedürftige war; im Nachhinein wird uns der Herr die Schrift auftun und zeigen, dass diese ganze Geschichte Sinn machte. So eine Wahrheit kann man nur erfahren ... und erst danach vielleicht mit ein paar Wörtern skizzieren. Aber am besten dürfen wir diese Wahrheit einfach nur essen und zu uns nehmen, wie unser tägliches Brot, das zur Substanz unseres Seins wird. Julien Lambert SJ 19 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

Darf man beim Beten am Smartphone sein? Ein frommer Mann fragt den Priester seines Vertrauens: „Darf man beim Beten rauchen?“ Der Priester: „Nein, das gehört sich nicht.“ Ein Jesuit hört das Gespräch beiläufig mit und fragt darauf nach: „Sagen Sie, lieber Mitbruder, was meinen Sie: „Darf man beim Rauchen beten?“ Darauf der Priester: „Selbstverständlich! Beten darf man, ja, soll man schließlich bei allem, was man tut.“ An diesen Witz musste ich denken als ich gefragt wurde, wie Beten und die digitale Welt zusammengehen. Eine solche Frage zielt ab auf die Heiligkeit des Gebets. Denn das Gebet ist zweifelsohne ein Vollzug, der eine besondere Würde verdient. Und diese Würde verlangt nach einer angemessenen Form. Etwa danach, dass man dem Gebet die volle Aufmerksamkeit schenkt – und nicht noch nebenher raucht oder am Mobiltelefon ist. Deshalb ist die erste Antwort des Priesters zunächst auch plausibel. Der Witz besteht nun darin, dass der Jesuitenpater in seiner Schläue eine zweite Dimension des Gebets betont. Durch die Umformulierung der Frage impliziert er, dass das Gebet in jedem Moment eine Brücke zu schlagen vermag. Es überschreitet unseren Alltag in die Sphäre der Ewigkeit Gottes. Als Gottes Schöpfung hat die Welt in jedem ihrer Aspekte fundamental mit ihrem Schöpfer zu tun. Nichts kann diese grundlegende Verbindung trennen. Deshalb kann man auch beim Beten rauchen oder am Smartphone sein – sofern wir tatsächlich beten. Kann aber ein Gebet, das während des Rauchens oder am Smartphone gehalten wird, wirklich ein Gebet sein? – Definitiv. Ein Gebet ist ein Gebet, unabhängig davon wo und wie es gebetet wird. Um den Menschen das Beten zu erleichtern, hat das Weltweite Gebetsnetzwerk des Papstes nun die App „Click To Pray“ veröffentlicht. Wer die kostenlose App nutzt, bekommt bis zu dreimal täglich einen kurzen Gebetsimpuls auf sein Smartphone (Android oder iOS). Ob und wann die Impulse erscheinen, kann man in den Einstellungen anpassen. Als registrierter Nutzer kann man sich wie bei anderen Social Media Plattformen ein Profil an20 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Das Gebet überschreitet unseren Alltag in die Sphäre der Ewigkeit Gottes.

legen und eigene Gebete im Gebetsraum formulieren. Durch „Click“ oder Kommentar signalisiert man allen anderen Nutzer_innen, dass man ein Gebetsanliegen mitträgt. Über das Smartphone stehen wir permanent in Kontakt mit Menschen. Durch Click To Pray stellt das Smartphone nun auch den Kontakt mit Gott her. Dass der Papst und sein weltweites Gebetsnetzwerk auf digitale Mittel zurückgreifen, ist nur konsequent. Denn seit seiner Gründung vor nahezu 175 Jahren versucht das Gebetsapostolat möglichst viele Menschen zu erreichen und ihren Alltag durch Gebet zu verändern. Die monatlichen Gebetsanliegen des Papstes bilden dabei einen festen Bestandteil. Auf der ganzen Welt beten Menschen Monat für Monat für ein gemeinsames Anliegen: für Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, und den Auftrag der Kirche. Papst Franziskus stellt diese Anliegen an jedem ersten Freitag im Monat in einer kurzen Videoansprache vor. „Das Video vom Papst“ wird über das Internet verbreitet und kann so jederzeit angesehen werden. Die Videobotschaften und Click To Pray sind in deutscher Sprache verfügbar. Darüber hinaus verbreitet das Weltweite Gebetsnetzwerk des Papstes im deutschen Sprachraum die monatlichen Gebetsanliegen auch über Printmedien. So gibt es z.B. jedes Jahr einen Fotokalender mit den monatlichen Anliegen. Unter <gebetsnetzwerk. wordpress.com> kann dieser Kalender eingesehen und bestellt werden. Simon Lochbrunner SJ 21 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG @ inkje/photocase.com

Wunschzettel Auf der Spirituale-Konferenz hatte jeder Teilnehmer einen großen weißen Bogen Papier erhalten. „So, dann legen Sie das Blatt bitte im Querformat vor sich hin und falten es einmal der Länge nach in der Mitte durch.“ 25 Spirituale schauen fragend zum Referenten, und ehe der sich versieht, haben einige das Blatt schon falsch, nämlich im Hochformat in der Mitte, gefaltet. Nach einiger Aufregung, unter viel Lachen und durch Abgucken beim Nachbarn liegt schließlich vor jedem der Teilnehmer ein im Querformat gefalteter Bogen Papier, der durch zwei weitere Falze in etwa sechs gleich große Rechtecke unterteilt war, drei oben, drei unten. Das Ganze war kein Origami-Kurs, sondern lief unter dem Titel Biografiearbeit. „Hier sind Buntstifte und Wachsmalkreiden, bedienen Sie sich! Denn Sie bekommen jetzt ausreichend Zeit, um in die oberen drei Felder drei Begebenheiten aus Ihrem Leben zu malen, an die Sie sich gerne erinnern und für die Sie dankbar sind. In die unteren Felder malen Sie bitte drei Wünsche, drei Dinge, die Sie gerne noch erleben möchten.“ Alle wurden sofort nachdenklich, deckten sich mit Stiften ein, und es wurde still im Raum. Vom jüngsten bis zum ältesten Spiritual, jeder saß hingebungsvoll malend vor seinem Blatt Papier. Keiner ist aus der Übung ausgestiegen. Beim anschließenden Austausch in Kleingruppen wurde das ein oder andere Bild mit den Worten „Ich kann nicht gut malen …“ eingeleitet, aber alle haben die Übung gerne gemacht, und ich kann mich nicht erinnern, dass bei jemand ein Feld leer geblieben ist. Die Übung aus der Biographiearbeit ist bezaubernd, sie weckt Dankbarkeit und Lebenslust. Ich habe sie in mein Repertoire für Gruppenarbeiten aufgenommen, und selbst in Predigten als Gedankenspiel zeigt sie ihre Wirkung. Ich lade die Hörerinnen und Hörern ein, wenigstens gedanklich zu skizzieren, welche drei Bilder sie für die obere Reihe, die Dankbarkeitsgalerie, und welche sie für die untere, die Wunschgalerie, malen möchten. Beim letzten Mal kam nach der Predigt ein Hörer auf mich zu und sagte mir mit einem glücklichen Gesichtsausdruck: „Ich habe mein Bild gefunden, ich weiß, was ich noch erleben möchte!“ „Wie wunderbar, das freut mich!“ Ich wollte an der Kirchentür nicht zu neugierig sein. Deshalb habe ich nicht weiter nachgefragt, aber wir haben uns beide zufrieden schmunzelnd die Hand geschüttelt. In der Predigt hatte ich erzählt, dass ich mit Blick auf die Kirche für meine Wunschgalerie ein Bild malen möchte, das Unbeschwertheit ausdrückt. Mir kommt vor, vieles in der Kirche ist so schwer, so bedrü22 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG GEISTLICHER IMPULS

ckend geworden. Deshalb habe ich ein fröhliches Fest, mit einem ausgelassenen Tanz gemalt, der uns alle mitnimmt und außer Atmen, aber heiter, gemeinsam lachend zurücklässt. Wieder zur Biographiearbeit: Weihnachten ist nicht mehr weit. Warum nicht auch als Erwachsener einen Wunschzettel abgeben? Einen Wunschzettel besonderer Art. Buntstifte müsste jeder zu Hause haben und wenn nicht, sie kosten nicht die Welt. Sie wissen ja jetzt, wie man das Blatt richtig faltet, und dann kann es losgehen! Die obere Blatthälfte, die Dankbarkeitsbilder, sind hierbei nicht zu unterschätzen! Sie sind die Grundlage, ein gutes inneres Fundament für meine Wünsche. Es wünscht sich besser, wenn man dankbar ist, dann geraten die wirklich wichtigen Dinge leichter in den Blick, als wenn man aus einem Mangel und dem Gefühl, zu kurz zu kommen, heraus Wünsche formuliert. Für die untere Reihe wünsche ich Ihnen Lebenslust und Lebensfreude! Drei Bilder, die das zum Ausdruck bringen, sind meines Erachtens viel mehr wert als drei Vorsätze zu Neujahr, die man mühsam mit durch das neue Jahr schleppt und die keinerlei inspirierende Kraft haben, weil sie wenig oder nichts mit Freude am Leben zu tun haben. Viel Freude beim Malen! Bernhard Heindl SJ © Stefan Weigand

NACHRICHTEN 24 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Neues aus dem Jesuitenorden Priesterweihe in Stockholm Am 30. September 2017 sind Thomas Idergard SJ und Mikael Schink SJ von Kardinal Anders Arborelius, Bischof von Stockholm, zu Priestern geweiht worden. Etwa 35 Priester konzelebrierten in der Kirche St. Eugenia im Herzen Stockholms, darunter Johannes Siebner SJ, Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten. Nie zuvor in Schweden waren zwei schwedische Jesuiten gemeinsam geweiht wurden. In seinen einleitenden Worten erinnerte Kardinal Arborelius daran, dass wir in unruhigen Zeiten leben, in denen die Kräfte der Dunkelheit, des Hasses und der Lüge um sich griffen. Diesen Kräften müsse etwas entgegengesetzt werden, nämlich die Kraft der Wahrheit, Liebe und Barmherzigkeit, die vom Evangelium Christi kommen. Erste Gelübde Sechs junge Männer haben am 10. September in St. Klara Nürnberg nach einer zweijährigen Noviziatszeit ihre Ersten Gelübde abgelegt und sich damit für immer an den Orden gebunden. Für die Deutsche Provinz legten Manfred Grimm SJ, Arndt Gysler SJ und Dag Heinrichowski SJ die Gelübde ab, für die Litauische Provinz Lukas Ambraziejus SJ, für die Ungarische Provinz Ferenc Kiss SJ und für die Schweizer Provinz Matthias Werfeli SJ. Die neuen Scholastiker – wie sie im Orden genannt werden – setzen ihre Ausbildung an verschiedenen Orten fort: in München und Paris zum Studium, in Hamburg und in Berlin in der Jugendarbeit. Priesterweihe in St. Eugenia mit Kardinal Anders Arborelius: Die Patres Dominik Terstriep SJ und Ulf Jonsson SJ legen den neu geweihten Patres Thomas Idergard SJ und Mikael Schink SJ die Hände auf. © SJ-Bild

Noviziatsbeginn: Platz für unterschiedliche Biografien Am 17. September sind sechs Novizen in das Noviziat der Jesuiten in Nürnberg eingetreten: vier für die Deutsche Provinz, einer für die Österreichische Provinz und einer für die Litauisch-Lettische Provinz. Zusammen mit den fünf Novizen, die bereits das zweite Jahr absolvieren (einer aus Litauen, einer aus Ungarn, einer aus Österreich, zwei aus Deutschland), sowie sechs Jesuiten, die in der Ausbildung der Novizen mitwirken bzw. mit anderen Aufgaben betraut sind, besteht die Noviziatskommunität damit derzeit aus 17 Mitbrüdern. Das Alter der Novizen reicht von 23 bis 36 Jahren. Damit ist seit 2014 das Durchschnittsalter im Noviziat von 33 auf jetzt 28 gesunken. Was die Novizen vor dem Ordenseintritt gemacht haben, ist sehr unterschiedlich und reicht von natur- und geisteswissenschaftlichen Studien über Ausbildungen und berufliche Tätigkeiten verschiedenster Art bis hin zu sozialen oder pastoralen Tätigkeiten und Engagements. „Leider ist in diesem Jahr niemand aus Ungarn oder der Schweiz neu dazugekommen. Das empfinde ich als Verlust, zumal im Noviziat das Zusammenwachsen der verschiedenen Provinzen grundgelegt wird. Andererseits denken wir als Jesuiten auch nicht so sehr national. Jeder neue Novize ist ein Gewinn für alle Provinzen und für den Orden insgesamt“, meint der Novizenmeister Thomas Hollweck SJ, der die internationale Dimension des Ordens betont. Medienarbeit der Jesuiten im Vatikan Der Heilige Stuhl setzt bei seiner Medienarbeit weiter auf das „Know-how“ der Jesuiten. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten am 21. September der Leiter des vatikanischen Mediensekretariates, Dario Edoardo Viganò, und Juan Neu im Noviziat in Nürnberg (v.l.n.r.): Christian Lischka (GER), Fabian Retschke (GER), Marius Jocys (LIT), Tobias Nickel (GER), Martin Pucher (ASR) und Christopher Dietrich (GER) © SJ-Bild/Lochbrunner 25 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

Antonio Guerros Alves SJ, der Delegat des Generaloberen für die römischen Häuser. Mit der Vereinbarung, die Teil der vatikanischen Medienreform ist, bestätigt der Orden die Arbeit von Jesuiten im apostolischen Dienst auch in den neuen Medieneinrichtungen, die durch die derzeitigen Reformen neu geschaffen werden und sich nicht mehr allein auf Radio Vatikan beschränken. Der bisherige Leiter der Deutschen Abteilung, Bernd Hagenkord SJ, wird sich mit neuen Aufgaben in diesem Bereich engagieren. „Pater General“ zu Besuch in Ludwigshafen Die Deutsche Provinz war in diesem Jahr Gastgeber für die Konferenz der europäischen Jesuitenprovinziäle, die vom 9. bis 11. Oktober im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen stattfand. Zum Auftakt war auch der Generalobere Pater Arturo Sosa SJ aus Rom gekommen, der vor einem Jahr gewählt worden war. In ihren Beratungen beschäftigten sich die Provinziäle vor allem mit den Impulsen, mit denen der Generalobere die Anliegen der 36. Generalkongregationen aufgreift. Danach sollen bis 2019 die weltweiten apostolischen Schwerpunkte für die nächsten zehn Jahre neu formuliert werden. Erstmals leitete der frühere südbelgische Provinzial Pater Franck Janin SJ als neuer Präsident die Provinziälekonferenz. In Europa gibt es derzeit noch 21 Jesuitenprovinzen mit insgesamt ca. 4.000 Mitgliedern. Alle Provinzen befinden sich derzeit in einem sogenannten Restrukturierungsprozess. Zusammengestellt von Thomas Busch NACHRICHTEN 26 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Pater General zu Gast im Heinrich Pesch Haus (v.l.n.r.): Provinzial Johannes Siebner SJ, die stellvertretende Direktorin Ulrike Gentner, Arturo Sosa SJ und Johann Spermann SJ, Direktor des HPH. © SJ-Bild/Debruyne

Wechsel in der Chefredaktion Liebe Leserinnen und Leser, der kontinuierliche Wechsel in verantwortlichen Positionen gehört seit jeher zu den Besonderheiten der „Personalpolitik“ der Jesuiten. Nicht zuletzt durch diese Flexibilität und Mobilität gewinnt unsere Arbeit eine besondere Dynamik. Dies gilt auch für die Leitung dieser Publikation: Ab der nächsten Ausgabe 01-2018 wird Tobias Zimmermann SJ zusätzlich zu seinen Aufgaben als Rektor des Canisius Kollegs in Berlin das Amt des Chefredakteurs der JESUITEN übernehmen. Er löst in dieser Funktion Klaus Mertes SJ ab, der seit 2007 in entscheidender Weise das Profil dieser Publikation geprägt hat. Pater Mertes wird in Zukunft verstärkt die neue Redaktion der „Stimmen der Zeit“ begleiten. Parallel zu dieser Neubesetzung erfolgt ein einschneidender Wechsel in der Redaktion: Dr. Thomas Busch beendet nach über 18 Jahren seine engagierte Arbeit als Öffentlichkeitsreferent und Pressesprecher der Jesuiten in Deutschland. Persönlich wie im Namen des Ordens sage ich von Herzen Dank und wünsche ihm alles erdenklich Gute für die Zukunft. Seine Aufgaben übernimmt ab 1. Dezember Pia Dyckmans, die bei Radio Vatikan und dem St. Michaelsbund in München journalistisch tätig gewesen ist. Dem scheidenden „Tandem“ MertesBusch danke ich ganz herzlich auch im Namen des Redaktionsteams, aller Mitbrüder und nicht zuletzt der mittlerweile rund 65.000 Leserinnen und Leser. Johannes Siebner SJ, Provinzial 27 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Tobias Zimmermann SJ Pia Dyckmans Klaus Mertes SJ Dr. Thomas Busch

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