Jesuiten 2017-4

Anbetung: zwecklos Vielleicht kennen Sie den leicht augenzwinkernden Dank an jemanden, der einem besonders geholfen hat: „Wir loben dich, wir preisen dich ...“ – und dann bleibt der Satz theatralisch in der Luft hängen. Den Scherz versteht natürlich nur, wer das Gloria der Messe kennt. Und er weiß auch, warum der Satz nicht zu Ende gesprochen wird: Die nächste Wendung im Gloria wäre „... wir beten dich an“. Wir loben und preisen Gott und Menschen, wir danken und vertrauen ihnen, wir bitten und lieben sie – aber niemals beten wir Menschen an. Anbetung ist gewissermaßen der Vollzug des ersten Gebots, nur diesen einen Gott als Gott anzuerkennen. Anbetung ist damit ein Sonderfall in unserer Weise, uns zu Gott zu verhalten. Denn zunächst gilt für unsere Gottesbeziehung wie für jede gesunde Beziehung, dass es eine gewisse Wechselseitigkeit gibt. Unser Gott will nicht nur gepriesen werden, er sorgt auch für uns. Er ist kein strenger Herrscher über ihm dienstbare Untertanen, sondern er will unser Heil. Das ist wunderbar. Aber es gibt hier auch eine Gefahr. Johannes vom Kreuz warnt davor, im Gebet eher die guten Gefühle zu suchen als den Herrn. Und Meister Eckhart spricht drastisch davon, viele Fromme betrachteten und liebten Gott wie eine Milchkuh. Dann wird aus der wechselseitigen Beziehung eine unterschwellige Verzweckung (Spiritualität soll ja gesund sein und Meditation gut zur Stressreduktion). Gegen diese Gefahr des „Gott-Benutzens“ bildet die Anbetung ein heilsames Korrektiv. Denn anbetend „will“ ich nichts von Gott. Anbetung ist „zwecklos“, „Zeitverschwendung“. Darin kann sie mir zur heilsamen Anfrage werden: Wer ist Gott: für mich, in meinem Leben? Und worauf ist mein Leben hin orientiert? So ist für mich das irritierte, gelangweilte Gefühl in der Anbetung: „Was mache ich eigentlich hier?“ oft ein Hinweis darauf, dass ich in eine Lebenshaltung gerutscht bin, die nur noch in Kategorien des Erledigens, Erreichens und Abarbeitens denkt. Nun bezeichnen wir als „Anbetung“ nicht nur eine innere Haltung, sondern auch eine konkrete Gebetsform, vor allem in der Form der „eucharistischen Anbetung“. Hier weist uns die Liturgiewissenschaft auf ein paar mögliche Schräglagen hin. In Zeiten, in denen zumeist nur der 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Wer ist Gott, für mich, in meinem Leben? Und worauf ist mein Leben hin orientiert?

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