Jesuiten 2018-1

11 JESUITEN n MÄRZ 2018 n KÖRPER Du bist, was du isst Gönn´ Dir was! Nach 22 Jahren als Hauswirtschafterin im Noviziat der Jesuiten scheint mir dies mit eine der wesentlichsten Lektionen zu sein, die junge Leute, die sich auf den Ordensberuf vorbereiten, zu lernen haben. Natürlich wissen sie beim Eintritt bereits, dass Essen glücklich macht und dass die mit der Nahrung aufgenommenen Botenstoffe zur Ausschüttung des Glückshormons Endorphine beitragen. Aber dieses Wissen ist doch sehr im Kopf und noch nicht „eingefleischt“. Fangen wir beim Fast Food an: Schnell soll es gehen, und fettig muss es sein, wie etwa Döner oder Pommes und Ketchup. Dabei ist heute die Slow Food Bewegung am Wachsen, weil man zunehmend einsieht, wie wichtig die zugegebenermaßen zeitaufwändige Zubereitung frischer Lebensmittel und gesellige Nahrungsaufnahme für die physische und psychische Gesundheit ist. Das muss man einüben und mit Erfahrungen lernen. Die von mir oft belächelte Einstellung, man müsse heute bio, regional, saisonal und weniger Fleisch essen, ist durchaus eine sinnvolle Einstellung. Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen und nicht allzu überzogen sein. Die Bananen müssen doch stets verfügbar sein, schließlich braucht man sie für das gesunde Müsli. Ich denke, Konsequenz ist angebracht, aber allzu viel Ideologie ist der falsche Weg. „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst“, hat Francois de Rochefoucauld gesagt. Oder, wie ich es bevorzuge: Du bist, was du isst. Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar. Wer sich an den kleinen Freuden erfreuen kann, die Gott uns über das Essen und liebe Menschen, die es zubereiten können, vermittelt, kann auch die große Liebe des großen Gottes glaubhaft verkörpern und verkünden. Demut soll der Mut sein, sich bedienen zu lassen. Und als Hauswirtschafterin und Köchin stelle ich den Jungs und Patres gerne jeden Tag eine anständige Mahlzeit auf den Tisch. Im gleichen Atemzug macht es mich glücklich, wenn ich Leuten, die noch nie gekocht haben, weil Bücher der wichtigste Teil ihres Lebens sind, das Kochen beibringen kann. Ich finde, die Kochkunst ist für schlaue Jungs (SJ) eine mindestens ebenso wichtige Qualifikation wie Studieren und Beten. Und wenn ich den jungen Nachwuchs-Jesuiten dann am Ende des Noviziats einen meiner Lieblingssprüche mitgebe: „Geht mit Gott, aber geht!“, dann meine ich damit auch: „Denkt dran, dass gutes Essen Leib und Seele zusammenhält und dass ihr mit beiden Beinen auf einem gesunden Fundament stehen müsst!“ Beate Heilmann SCHWERPUNKT © kallejipp/photocase.com

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