Jesuiten 2018-1

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, mitten in der Fastenzeit erscheint unser erstes Heft in diesem Jahr, und mit Blick auf den Titel haben Sie sich vielleicht gerade gedacht: Interessant, Jesuiten produzieren ein Heft über das Thema „Körper“. Nicht selten wird sich über Geistliche gewundert, wenn sie sich auf dieses thematische Parkett wagen. Der Einwand: Sie hätten wenig Ahnung, worüber sie sprechen, da sie ehelos und keusch leben. Da scheint ein Heft zum Thema Körper etwas deplatziert. Dem möchten wir widersprechen. Bei einem etwas genauerem Blick hinter dieses Vorurteil sieht es zum Glück anders aus. Zunächst ist dazu zu sagen, dass das Thema Körper weit mehr als Sexualität umfasst, was in diesem Heft besonders deutlich wird. Gerade der ignatianischen Spiritualität ist vom Exerzitienbuch her ein Bewusstsein für die Körperlichkeit des Menschen in die DNA geschrieben. So empfiehlt Ignatius bei der Betrachtung einer Bibelstelle, sich diese nicht nur theoretisch vorzustellen, sondern darum zu bitten, die Meditation mit allen Sinnen gestalten zu können, wenn es sein muss: zu erschmecken, zu erriechen, ja regelrecht zu ertasten. Dazu braucht es buchstäblich die körperlich sinnliche Erfahrung. Wir haben uns dabei bewusst für den Titel „Körper“ und nicht für “Leib” entschieden. Beim Titel “Leib” schien es uns, dass dieser häufig auf spirituelle Aspekte enggeführt wird. Wir wollten in unserem Heft etwas weiter denken - und dabei selbstverständlich spirituelle Erfahrungen mit dem Leib nicht ausklammern. Zahlreiche Artikel unserer Autoren zeigen, dass sich mit Blick auf den (eigenen) Körper immer auch ein Blick auf Gott ergibt. Weil das Thema Körper ein sehr individuelles und deswegen ein so vielfältiges ist, haben wir verschiedene Autoren gefunden, die den Facettenreichtum mit ihren Artikeln widerspiegeln. Aus verschiedenen Bereichen des Lebens berichten unsere Autoren von Essen, Bedürfnissen, Gebetserfahrungen, Körperschmuck oder auch Extremerfahrungen und Krankheit. So stehen Freude und Trauer, Bereicherung und Begrenzung teilweise eng beieinander. Auch wenn negative Erfahrungen mit dem Körper zum Alltag gehören, sollte das Positive von Körperlichkeit im Mittelpunkt stehen. Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Freude, und vielleicht öffnen wir gemeinsam mit unseren Autoren bei Ihnen den ein oder anderen neuen Blick auf den Körper! Marco Hubrig SJ Clemens Kascholke SJ 1 JESUITEN n MÄRZ 2018 n KÖRPER

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