Jesuiten 2018-1

Standpunkt Bevor wir als Menschen unsere ersten reflektierten Gedankenschritte machen, sind wir als Kleinkinder bereits unzählige Schritte mit unseren Beinen gestolpert und gegangen – haben die Welt erkundet, sind an ihre und unsere eigenen Grenzen gestoßen. Unsere Körper haben sich ganz natürlich in dieser Welt als Zuhause eingerichtet, ohne dass wir dies gesteuert hätten. Ein Autopilot, wenn er nicht durch eine Krankheit gestört ist, der uns unser Leben lang Orientierung und Halt gibt. Jenes selbstverständliche, unbedachte Verhältnis zur Welt verlieren wir zu einem gewissen Teil, je reflektierter der Zugang zu ihr wird. Das Körperliche tritt in den Hintergrund, das Kognitive übernimmt die Regie unseres Erlebens. Dennoch sind beide nicht voneinander loslösbar. Denn wir schaffen mit unserem Auftritt je neu den Mittelpunkt der Welt – just zu unseren Füßen. Letztlich kennen wir es nicht anders, immer dreht sie sich um uns. Jetzt. Hier. Immer. Überall. Der Standpunkt, der Fixpunkt unseres Lebens ist unser Körper mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen; dies zu vergessen oder zu ignorieren wäre fatal für all unsere Lebenskontexte – in der Arbeit und in der Freizeit, in den zwischenmenschlichen Beziehungen, auch in der Ausrichtung auf Gott. Ob wir es wollen oder nicht, unser Leben ist „erdfest“, wie es der Engel Damiel im Film „Der Himmel über Berlin“ charakterisiert, nicht losgelöst aus den Banden von Raum und Zeit. Unser Verdienst, unser Anteil an unserem Dasein ist zunächst einmal verschwindend gering. Anderer Entscheidungen haben uns in dieses Leben hineingetragen. Seien es schlicht und ergreifend unsere Mütter und Väter und umfassender – mit den Augen des Glaubens – gesehen Gott als Schöpfer, der zusammen mit dieser Welt ein jedes unserer Leben in seinen Händen hält. Sich dieser Abhängigkeit immer wieder neu bewusst zu werden, schenkt die Möglichkeit, den unverdienten Schatz des eigenen Lebens und zugleich den kostbaren Wert der Leben unserer Mitmenschen anzuerkennen. Am Beginn des Exerzitienbuches formuliert Ignatius von Loyola prägnant das Programm des menschlichen Daseins: „Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott unseren Herrn zu loben, ihn zu verehren und ihm zu dienen, und so seine Seele zu 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2018 n KÖRPER Der Fixpunkt unseres Lebens ist unser Körper, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==