Jesuiten 2018-2

Wenn ich, wie so häufig, für ein Wochenende aus Kiel nach Berlin fahre, werde ich von meinen Freunden oft gefragt, weshalb ich denn schon wieder die freie Zeit außerhalb von Kiel verbringe und bekomme schräge Blicke zugeworfen, wenn ich schlicht „Jugendarbeit“ antworte. Nach schleppend anlaufenden Erklärungsversuchen komme ich dann in Fahrt und begreife erneut, was die ISG für mich bedeutet: Der Sinn für Gemeinschaft und das „sich selbst in die Verantwortung nehmen“ für das Wohl anderer. Etwas, von dem ich selber als Grüppling profitiert habe und was ich als Gruppenleiter und LRB wieder zurückgeben kann. Gleichzeitig sorge ich dafür, dass auch anderen die gleiche persönlichkeitsbildende Zeit er- möglicht wird. In der ISG habe ich gelernt, besser auf mich selbst zu hören und im Handeln der Menschen um mich herum zu versuchen, die eigentlichen Motivationen auszumachen. So konnte ich meine Charakterzüge gut reflektieren und mit dem Spiegel, den ich zunächst durch meine Grüpplinge und jetzt durch meine Leiterrunde vorgehalten bekomme, mit anderem Verständnis für mich, und vor allem für meine Mitmenschen, durch mein Leben gehen. Stelle ich die Jugendarbeit in der ISG bei den Jesuiten anderen Jugendverbänden und kirchlichen Jugendgruppen gegen- über, dann fallen zwei Dinge auf: es ist ein Ort, an dem ich beinahe zweckfrei auf andere Menschen treffe. Und dazu die offene und kritische Haltung der Jesuiten zu ihrer eigenen Kirche; eine Offenheit, welche mich jeden Tag weit über die ISG hinausbegleitet. Gemeinschaftsbildend ist wohl das aussagekräftigste und passendste Wort, welches die Jugendarbeit in der ISG beschreibt. Diese Gemeinschaftsbildung darf ich seit fünf Jahren selbst erfahren – nicht nur im Rahmen der wöchentlichen Gruppenstunden, sondern auch auf Events wie Übernachtungswochenenden und Sommerlager mit der ganzen Stufe. Besonders als neuer Sextaner hat mir dieser Ort Sicherheit und Vertrautheit in einem neuen Umfeld gegeben. Man findet Freunde in der eigenen Klasse und der ganzen Stufe. Spätestens seit mir das Vertrauen im Gruppenleiteramt geschenkt wurde, bin ich überzeugt, dass Gemeinschaftsbildung ein hohes Ziel der ISG ist. Seit Beginn meiner Zeit ist mir auch die Selbstreflexion mit auf dem Weg gegeben. Außerdem bringt die ISG uns Jugendlichen den christlichen Glauben im Rahmen von Spaß und Gemeinschaft näher – nie aufdringlich oder mit irgendeinem Druck. Die Jugendarbeit am Canisius Kolleg er- möglicht eine individuelle Persönlichkeits- bildung in der Entwicklung von jungen Menschen. Ludwig Bitzan (20), studiert Physik des Erdsystems in Kiel. Grüppling von 2007-2012, Gruppenleiter von 20122017, LRB seit 2017. Leo Tannen (16) ist Schüler am Canisius-Kolleg, Berlin. Grüppling von 2012-2017, Grup- penleiter seit 2017. 9 JESUITEN n JUNI 2018 n IDENTITÄT

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