Jesuiten 2018-2

Die Lehrkraft macht den Unterschied Mit der Frage, was guten Unterricht aus- macht, hat sich der australische Bildungs- forscher John Hattie von der Universität Melbourne intensiv beschäftigt. Er hat 15 Jahre lang Metaanalysen von gut 50.000 Studien ausgewertet und einen einzigartigen Datensatz zusammengestellt. Für seine „Meta-Meta-Studie“ mit dem Titel „Visible learning“ hat er ein eigenes Kriterien-Raster entwickelt, um analysieren zu können, was sich am besten auf den Unterricht auswirkt. Das Ergebnis seiner Analyse ist, dass sogenannte „personale Einflussfaktoren“ deutlich stärker wirken als „strukturelle Einflussfaktoren“. Konkret: Faktoren wie „finanzielle Ausstattung“, „Geschlechterdifferenzierung“ oder „Klassengröße“ haben weniger Einfluss als Faktoren, welche die Person der Lehrkraft direkt betreffen. Zwei Beispiele sollen dies im Folgenden verdeutlichen. Glaubwürdigkeit Hatties Studie zufolge ist die „Glaub- würdigkeit“ der Lehrperson einer der entscheidenden Faktoren. „Vertrauen“, „Kompetenz“, „Dynamik“ und „Unmit- telbarkeit“ wirken dabei auf die Glaub- würdigkeit ein. Hintergrund ist, dass Schülerinnen und Schüler sehr genau wissen, welche Lehrkräfte ihr eigenes Lernen positiv beeinflussen können. Oder wie Hattie es in einem Interview ausdrückt: „Wenn ein Lehrer nicht als glaubwürdig wahrgenommen wird, schalt- en die Schüler einfach ab“. Feedback Wenn es auf den Lehrer ankommt, bedeutet das aber auch, dass nicht jeder Unterricht gut ist und lernen begünstigt. Hattie zufolge reicht es nicht aus, dass Lehrer einfach dozieren und ihren Stoff durchbringen. Für ihn ist zentral, dass der Lehrer sehr sensibel darauf reagiert, was er bei seinen Schülerinnen und Schülern wahrnimmt. Lehrkräfte sollten zudem systematisch Rückmeldungen von den Schülerinnen und Schülern einfordern. „Nur, wenn sie Feedback bekommen, was noch nicht verstanden wurde, wo Fehler gemacht werden oder wenn etwas nicht interessiert, dann können sie reagieren und sinnvolle Impulse für Lernende setzen.“ Ignatianische Schulen, die Orte anspruchsvoller Bildung sind und an denen die Frage nach Gott wachgehalten wird, brauchen exzellente Lehrerinnen und Lehrer. Das Zentrum für ignatianische Pädagogik (ZIP) setzt hier an, und bietet für diese Lehrkräfte anspruchsvolle, interdisziplinäre Fachtagungen, bei denen immer auch besonderer Wert auf die Reflexion des eigenen Unterrichts gelegt wird. Kai Stenull SCHWERPUNKT 11 JESUITEN n JUNI 2018 n IDENTITÄT Es reicht nicht aus, dass Lehrer einfach dozieren.

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