Jesuiten 2018-3

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, Das Jahr 2018 scheint ein recht hitziges zu sein: Der Sommer präsentierte sich auch bei uns mit Temperaturen, die man sonst nur aus anderen Gebieten der Welt kennt. Besorgniserregender ist aber die Veränderung des politischen Klimas. Verbale Extreme kommen zum Vorschein, die man längst vergangen glaubte: Offen wird darüber gesprochen, welche Vorzüge es habe, sich auf Nationalstaaten zurückzuziehen. Mal muss als Argument der vermeintliche Verlust kultureller Identität herhalten, mal der Drang nach mehr Kontrolle über die eigene Region. Und immer wieder werden Ängste vor Überfremdung geschürt. All dies sind komplexe Probleme, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Politische und wirtschaftliche Zusammenhänge, bei denen kein „Basta“ oder das Streben nach „Great Again“ genügt, sondern der beschwerliche Weg hin zu einem Kompromiss. Wir erinnern uns an die Demonstrationen in Katalonien, an die ungeklärten Fragen rund um den Brexit und an Entwicklungen in den USA, die mitunter Fragezeichen hinterlassen. Unüberhörbar hat sich dabei ein neuer Rassismus in den politischen Diskurs eingeschlichen. Da gibt es eine Partei, die keinerlei Hehl aus Xenophobie macht und sich über ein Meinungsdiktat irgendwelcher Eliten beschwert, obwohl sie doch selbst alles dafür tut, anderen ihre Meinung zu diktieren. Leider scheut sich auch manch etablierte Partei nicht, einfache Lösungen angesichts komplexer Probleme anzubieten – man blicke nur auf die bevorstehende Landtagswahl in Bayern. Dies steht im Kontrast zu Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft Jesu. Von Anfang an als internationaler Orden gegründet, leben und arbeiten Jesuiten oft im Ausland. Provinzen entstehen, die sich über Ländergrenzen hinweg erstrecken und Jesuiten, die sich vorher nie gesehen haben, finden sich in internationalen Kommunitäten zusammen. Und man staune: Es klappt. Nicht immer reibungslos und spannungsfrei. Doch es gelingt – sogar ziemlich gut. Wir laden Sie ein, in dieser Ausgabe von Jesuiten und deren Erfahrungen weltweit zu lesen. Wir laden Sie ein, zu hören, was auch andere von der Freude am Leben mitten in der Welt berichten. Ausgehend vom Ausspruch des Jesuiten Jérôme Nadal: „Die Welt ist unser Haus“ fragen wir uns außerdem: Ist es möglich als Christ Nationalist zu sein? Holger Adler SJ Marco Hubrig SJ Dag Heinrichowski SJ 1 JESUITEN n SEPTEMBER 2018 n DIE WELT – UNSER HAUS

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