Jesuiten 2018-4

12 JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER SCHWERPUNKT Sehnsucht ordnet das Leben neu Sehnsucht ist die Vorstellung davon, wie ein erfülltes Leben aussieht. Jeder Mensch kennt dieses innige Verlangen nach einer Person oder einem Zustand, verbunden mit einem schmerzlichen Gefühl, wenn keine Hoffnung da ist, das Ersehnte zu erreichen. Peter Faber war ein Mensch der Sehnsucht. Aus seiner Erfahrung des Wirkens Gottes war er geistlicher Lehrer für viele Menschen in Europa. „Wenn du gegen Gott weitherzig bleibst und er gegen dich, dann wirst du bald sehen, wie sich dir alles andere weit auftut und du für alles andere offen bleibst. Such darum die rechte Andacht … so wirst du leicht das rechte Verhältnis zu deinem Nächsten finden, zum Freund wie zum Feind.“ (Memoriale 143) In diesem spannungsreichen Wachstumsprozess zwischen Gelingen und Unerfülltem, Orientierung und Widersprüchlichkeiten ermutigt uns Peter Faber, uns hineinzubegeben: „Christus verlangt also von uns vor allem diese zwei Dinge: dass wir unseren Geist immer mehr zum Himmel erheben und dass wir in uns einkehren und eindringen, bis wir Gott in uns selbst finden.“ (Memoriale 105) Dies führt nach innen zu unserem Kern. Aus dem eigenen spirituellen Weg weiß ich, wie wichtig es ist, dass die Sehnsucht nicht auf der Strecke bleibt. Denn Intuition und Sehnsucht sind Schlüssel, dass Gott zu uns spricht. Sie wahrzunehmen hilft uns zu ergründen, wer wir sein und was wir tun könnten, auch wenn sich der Mensch oftmals Geheimnis bleibt. Sehnsucht ist ein Weg, wie Gott Menschen führt, z. B. im Hingezogen-Sein zu einem Impuls oder sich Berufen-Fühlen für ein Engagement. Mir ist bewusst: Wir brauchen das Innehalten und Achtsam-Sein, was sich in uns und um uns bewegt, die Ausrichtung auf den „Himmel“, Stille, das begleitende und heilende Gespräch, Wachsamkeit in vielem, um mit dem eigenen Herzen in Verbindung und im Kontakt mit Gott zu sein. Weit- bzw. Großherzigkeit öffnet unseren Verstand. Auf dem Weg zu einer immer größeren Liebe geht es um die Erfahrung und Reflexion, von Gott geliebt zu sein, und darum, Gott zu lieben, mit ihm in Beziehung und Freundschaft zu sein. Das gibt Fundament und Halt. Sehnsucht ordnet das Leben neu und rechnet mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Das kann auch bedeuten, freizugeben, was die eigene Seele nicht nährt. Oder die Inspiration, entbrannt zu sein für den lebendigen Gott, der allenthalben geboren wird, gerade in einer Welt, die der Heilung bedarf. Ulrike Gentner © Global_Pics/iStock

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