Jesuiten 2018-4

14 JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER SCHWERPUNKT Dialog mit Protestanten in Skandinavien Im Jahre 1544 und im Verlauf der Reformation danach wurden in Schweden u. a. folgende Gebräuche verboten: Pilgerwanderungen, Heiligenverehrung, Messen für Verstorbene, Weihwasser, Wachskerzen, Klosterleben und Gilden. Bis in die 1990er Jahre galten solche Dinge als etwas Fremdes, genauso wie der Katholizismus überhaupt. In den letzten Jahrzenten ist eine Rückkehr katholischer Spiritualität unter evangelischen und freikirchlichen Christen jedoch deutlich spürbar. Es gibt sogar Zentren für Pilgerwanderungen. Reisen in Klöster in Europa werden organisiert und katholische sowie orthodoxe geistliche Literatur wird von vielen geschätzt. Das Interesse an karmelitischer, aber v. a. an ignatianischer Spiritualität ist so groß, dass man von einer Bewegung sprechen muss. Was seine Frömmigkeit und die Gestaltung des Lebens betrifft, ist Peter Faber deshalb ein Vorbild für viele Christen im heutigen Skandinavien, wobei Ignatius natürlich viel bekannter ist. Ist Peter Faber auch ein Vorbild in Bezug auf den Dialog? Auch das trifft zu, besonders wenn wir darunter freundschaftliche Kontakte verstehen. Faber war offen für andere als Freunde, wobei er sich letztlich nur mit wenigen Lutheranern unterhalten hat. Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Katholiken und anderen Christen ist in Skandinavien Alltag geworden. Häufig geschieht das in einer Atmosphäre, die Faber wahrscheinlich begrüßt hätte. In theologischen Auseinandersetzungen ist der Dialog meines Erachtens schwieriger. Das Engagement für ökumenische Gespräche über die tieferen dogmatischen und kirchlichen Fragen ist eher gering. Auch eine Beschäftigung mit soziologischen Aspekten wäre wünschenswert: Was geschieht, wenn einzelne oder eine ganze Gruppe von Mitgliedern aus einer kirchlichen Gemeinschaft eine Spiritualität übernimmt, die woanders herkommt? In Skandinavien ist die katholische Kirche eine Minderheit. Sie macht nur ca. ein Prozent der Bevölkerung aus. Die Dominanz der Mehrheit nicht-katholischer Christen kann für manche frustrierend werden. Dann wendet man sich gerne der Minderheit zu. Manchmal pickt man sich dort die Rosinen heraus. Positiv ist, dass so auch für die kreative katholische Minderheit Türen geöffnet werden. Der ArtosVerlag, der von einem lutherischen Pastor gegründet wurde, hat beispielsweise viel katholische Literatur herausgegeben. Demnächst erscheint Peter Faber: Freund – Wanderer – Mystiker von P. Dominik Terstriep SJ in schwedischer Übersetzung. Fredrik Heiding SJ

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