Jesuiten 2018-4

Das „Atrium der Völker“ von Pedro Claver Als Peter Faber 1540 nach Deutschland gesandt wurde, konnte er durch sein behutsames Zugehen auf die Protestanten Brücken über so manche Gräben und Streitigkeiten bauen – immer mit dem Ziel, einen neuen Bruch in der Christenheit abzuwenden. Fast hundert Jahre später kam ein anderer Jesuit, Peter Claver, ähnlich schlicht und arm nach Kolumbien, in die Straßen der Stadt Cartagena de Indias. Auch er sah Unrecht und Brüche: Zusammen mit seinen Kollegen wollte dieser Peter die Wunden heilen, unter denen die Sklaven aufgrund von Sklaverei-Unternehmen in kolonialen Strukturen litten. Heute gibt es neue Formen von Sklaverei in unserem Land. Kolumbien ist verwundet von einem Bruderkrieg, in dem es keinen Dialog mehr gab, wie in den Zeiten von Peter Faber. Beleidigungen, Beschuldigungen, Diskriminierung und Ausgrenzung waren an der Tagesordnung wie im alten Kolonialsystem, sodass der Weg zu echter Versöhnung sehr schwer wurde. In der Wallfahrtskirche von San Pedro Claver in Cartagena de Indias versuchen wir deshalb, in der Tradition der beiden Heiligen auf Versöhnung hin zu arbeiten. Unsere Übung könnte man „descongelar la palabra“ nennen: Wir versuchen das eingefrorene Wort „aufzutauen“ und zum Reden einzuladen. Der Ort dafür wird „Atrio de los gentiles“ (Atrium der Völker) genannt. Das „Atrium der Völker“ ist ein Zentrum des offenen Dialogs, ein Ort der Begegnung und der Diskussion. Diese Art eines zeitgenössischen Marktplatzes wurde zu einer großen Bühne, um neu sehen zu lernen, wie wir unsere Stadt und unser Land gestalten wollen. Es wurde vielleicht zum wichtigsten Raum der Stadt für die Diskussion über Fragen der Versöhnung, des Friedens und der Menschenrechte. Sehr unterschiedliche Menschen treffen sich hier vor der Kirche von San Pedro Claver: Katholiken, Geschäftsleute, Gewerkschafter, Menschen in Sozialprogrammen, Passanten, Touristen usw. Manche kommen auf eine besondere Einladung hin. Meinungen und Ansichten werden offen ausgetauscht. Die Perspektive unseres Projektes ist die Achtung der Menschenrechte. Der Einsatz sind die viele kleinen Prozesse, die Menschen verbinden. Wir wollen Cartagena zu einer Stadt der Rech20 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER © omossu/shutterstock Kolumbien ist verwundet von einem Bruderkrieg, in dem es keinen Dialog gab.

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