Jesuiten 2019-1

Perfektionisten, wie auch der Heilige Ignatius, sind da wohl besonders gefährdet. In diesen Skrupeln haust der Abergeist, der den Skrupulanten beherrscht und um sich selbst kreisen lässt: Wer mit spitzen Steinen in den Schuhen geht, ist auf den Schmerz konzentriert, reibt sich wund, kann vielleicht nicht mehr weitergehen, kann sich schwer für die Umgebung und seine Wanderfreunde öffnen. Das ist für niemanden lebensfördernd. Wie kann man diese Skrupel loswerden, ohne skrupellos zu werden? Es tut gut, einem Außenstehenden von seinen quälenden fixierten Gedanken und Gefühlen zu erzählen – Luft daran zu lassen. „Lass es los!“ Das von jemand anderem zu hören, kann befreien und dazu ermutigen, sich selbst die Erlaubnis zum Loslassen zu geben. Ignatius ist von seinen Beichtskrupeln befreit worden, als er die Skrupel als Werk des Abergeistes entlarvt hat. Dann hatte er die nötige Entschlossenheit, die Skrupel loszulassen. (PB Nr. 25) Und: Wie stellen wir uns Gott vor? Als einen perfektionistischen Steinchen-Zähler, bei dem auch die kleinste Gewichtseinheit ins Gewicht fällt? Oder glauben wir an den Gott Jesu Christi, dessen Vollkommenheit Barmherzigkeit ist, der uns als barmherziger Vater entgegenläuft und uns in seine Arme nimmt, auch wenn wir etwas falsch gemacht haben? Glauben wir Ihm Seine Vergebung? „Wenn unser Herz uns verurteilt - Gott ist größer als unser Herz.“ (1 Joh 3,20) Dieses kostbare Wort der Heiligen Schrift hat immer wieder Menschen mit Skrupeln aufatmen lassen, so dass sie ihre Energie fruchtbar einsetzen konnten für ihre Mitmenschen. Die Unterscheidung der Geister hilft uns, unser Lebensboot zwischen den MeeresUngeheuern Skylla alias Skrupellosigkeit und Charybdis alias Skrupel hindurch zu steuern und mit einem feinen wachen Gewissen im Rückenwind des Heiligen Geistes durchs Leben zu segeln. Claudia Valk sa 9 JESUITEN n MÄRZ 2019 n ABERGEISTER

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