Jesuiten 2019-1

Der verborgene Antreiber Geistlicher Kampf in der ägyptischen Wüste In der Spätantike zogen sich Männer und Frauen nach dem Beispiel des Antonius´ in die weniger fruchtbaren Gebiete entlang des Nil-Laufs zurück, in eines der frühen Klöster oder als Eremit/-in in die Einsamkeit, um in Offenheit gegenüber dem geistlichen Vater oder der geistlichen Mutter, in Gebet und Handarbeit die Machenschaften der Dämonen zu entlarven. Johannes Cassian schildert folgende Szene: Ein erfahrener Altvater beobachtet einen Bruder, der versucht, einen der härtesten Felsen mit einem Hammer zu zertrümmern. Er sieht auch eine schwarze Gestalt bei ihm stehen, die anscheinend die Hände des Mönches mit ihren Händen zusammengebunden hatte und so mit ihm die Schläge führte. Mit brennenden Fackeln schien sie ihn, in die Arbeit zu treiben. Der Altvater blieb lange stehen und wunderte sich über die Kraft des grässlichen Dämons und den Lug und Trug so großer Täuschung. Sooft der Bruder entkräftet die Arbeit beenden will, zwingt ihn der Ungeist, den Hammer wieder zu schwingen. Irgendwann spricht der Altvater den Bruder an: „Was ist das für eine Arbeit, die du da tust?“ Der antwortet: „Wir arbeiten gegen diesen äußerst harten Felsen, doch können ihn nicht im Geringsten zertrümmern.“ Der Erfahrene antwortet: „Richtig hast du gesagt‚ wir konnten nicht. Denn du warst nicht allein, als du den Felsen behauen wolltest. Ein Anderer, den du nicht gesehen hast, stand neben dir; aber nicht um dir beizustehen, sondern um dich elendiglichst hineinzutreiben.“ Die Geschichte führt Merkmale des Dämons an: Er ist „dunkel“, er maskiert sich. Er bindet die Energie des Mönchs, der meint, den Felsen behauen zu müssen. Der Mönch sagt nicht mehr „ich“, sondern redet von einem „wir“ ohne dieses „wir“ zu erkennen. Der Dämon steht neben dem Mönch, das heißt, der Mensch ist nicht der Dämon. Damit wird auch der Weg der Lösung vom Ungeist gezeigt: Discretio und Demut. Zur Discretio, der Gabe unterscheiden zu können, gehören: Erkennen, welcher Gedanke Frieden gibt; sich klarmachen, dass ich nicht identisch mit meinem Gefühl, nicht mit meinem Zorn, nicht mit meiner Leistung bin; die Augen öffnen für Versäumtes: Gebet, rechtes Maß in Arbeit und Entspannung; die Energie umlenken in heilsames Tun. „Demut“, lateinisch „humilitas“ und „humus“, Erde, heißt: Zugeben, dass ich „irdisch“ bin. Ich habe nur begrenzte Kraft, bin anfällig für dumme Einflüsterungen. Ich kenne mich selbst nicht und mache womöglich andere verantwortlich für meine Affekte. Vor allem aber heißt Demut: Aufblicken zu Christus, mit seiner Barmherzigkeit und Gnade rechnen. Gabriele Ziegler SCHWERPUNKT 11 JESUITEN n MÄRZ 2019 n ABERGEISTER

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