Jesuiten 2019-1

Alles vermag ich in dem, der mich stärkt Umgang mit den Abergeistern im Alter Die Lebenssituation im Alter ist unterschiedlich: Die einen werden in der Familie alt, andere in einem Altersheim, andere als Single. Im Folgenden beschreibe ich, wie sie mir in der Altenkommunität von etwa 20 Jesuiten in Berlin-Kladow begegnen. Einige fürchten sich davor, die gewohnte Umwelt zu verlassen und dorthin zu kommen, wo sie eigentlich gar nicht hinwollten. Andere können sich gut damit arrangieren. Wichtig ist, sein Dasein jetzt nicht nur negativ zu sehen, sondern noch als eine Sendung, die einer oder eine im Gehorsam annimmt: „Er [ein älterer Jesuit] soll vom Herrn lernen, dass ihm im Gegenteil ein neuer Weg eröffnet wird, seine apostolische Sendung als Jesuit zu verwirklichen. Das Alter vermindert in keiner Weise sein Priestertum noch wahre apostolische Vitalität. Auch wenn er jetzt vielleicht nur noch in der Lage ist, der Eucharistie beizuwohnen und privat darum zu beten, dass der Herr die Arbeit der Kirche und seiner Mitbrüder segnet, fährt er gerade darin fort, ein geschätzter Apostel und Arbeiter zu sein. Jetzt ist er vielleicht sogar am allermeisten aufgerufen, ein Leben des priesterlichen Gebets für andere zu leben, zusammen mit Christus, dem Hohenpriester, der uns vorangegangen ist als Urheber und Vollender des Glaubens (Hebr 12,2)“ 34. Generalkongregation (Anm. d. Red. Synodalbeschluss des Jesuitenordens weltweit von 1995). Wenn die Grundhaltungen des Menschen Glaube, Hoffnung und Liebe sind, dann wird der böse Geist versuchen, den Menschen aus diesen Haltungen mit Gewalt oder schleichend mit List und Tücke herauszureißen. Der Abergeist will Resignation, Überdruss, Zweifel, Unruhe oder Aggressivität in uns wecken. Der Abergeist zeigt sich im inneren Einreden, in 1.000 verschiedenen Weisen. Vielleicht haben wir uns schon so daran gewöhnt, dass wir es gar nicht mehr merken. Glaube, Hoffnung, Liebe, das klingt ja ganz schön, aber ich kann nicht glauben, dass es Gott mit mir noch gut meint. Ich kann nicht hoffen, dass es noch mal anders wird und wie soll ich lieben, wenn ich selbst nicht geliebt werde. So könnte der Abergeist sagen - da ist es dieses innere „Aber“, dieser Widerstand sich der Gnade Gottes zu öffnen und nicht allein auf sich zu schauen. Gegen solche inneren Einreden müssen wir uns wehren, sie durchschauen, uns sagen: alles vermag ich in dem, der mich stärkt. Deswegen ist dieses Gebet wichtig: o Gott, komm mir zu Hilfe, Herr eile mir zu helfen! So bleibe ich nicht bei mei20 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2019 n ABERGEISTER

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