Jesuiten 2019-2

Kein Bischof hat sich diesen Satz auf die Fahne geschrieben. Die Frauen, die dafür streiten, sind abgekämpft. Im Laufe der Kirchengeschichte wurden immer neue Gründe gegen eine völlige Gleichberechtigung der Frau gefunden. Seit nicht mehr öffentlich und offiziell von der Minderwertigkeit des Weibes geredet werden konnte – das dauerte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts –, muss die Männlichkeit Jesu als Hauptausschlusskriterium herhalten. Weil das Theologinnen und Theologen nur mäßig überzeugt, erging 1994 ein päpstliches Machtwort. Vorgetragen wurde es im Gestus der Ohnmacht. Gemäß dem Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von Papst Johannes Paul II. ist die Kirche nicht befugt, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. Die Tür ist zu, hören alle, die gegen die Mauer anrennen und auf ein Schlupfloch hoffen seit nunmehr 25 Jahren. Türsteherposten sind Machtposten. Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich eine Frauenquote verordnet, der Erzbischof von München und Freising denkt laut über eine Generalvikarin nach, die vatikanischen Museen werden von einer Direktorin geleitet. Jede Maßnahme wird mit dem Unterton verkündet: Mädels, was wollt ihr denn noch mehr? Warum muss es denn unbedingt die Weihe sein? Mit Frauenförderplänen werden lauter Bypässe gelegt, um die Klerikerherzen zu schonen. Verbale Veränderungsbereitschaft bei gleichzeitiger Verhaltensstarre ist eine kreislaufschonende Lebensweise. Es fehlt nicht nur Geschlechtergerechtigkeit, es fehlt auch Ehrlichkeit. Die wahren Gründe für die Verachtung der Frauen und die Überbetonung der Männlichkeit Jesu werden nicht genannt. Es gibt auch keinen Weiberaufstand, der zunächst Ehrlichkeit und dann Gerechtigkeit einfordert. Den meisten enttäuschten Katholikinnen und Katholiken ist die Kirche nicht einmal mehr Empörung wert. Wer noch nicht das Weite gesucht hat, versucht in einer Nische ein paar Freiräume zu nutzen und Sinnvolles zu tun. Ein Anfang vom Aufstand wäre es schon, die Verhältnisse nicht mehr schönzureden, an die weibliche Geduld oder das vertiefte Verständnis der Lehre zu appellieren. Ein Anfang vom Aufstand wäre es, die Diskriminierung Diskriminierung zu nennen und die Herren dazu zu bringen, ihre Gründe offen zu legen. Fürchten sie Frauen? Oder befürchten sie Machtverlust und Veränderung? Glauben sie zutiefst daran, dass Jesus sich hat kreuzigen lassen, um Priesterinnen zu verhindern? Kaum zu glauben, dass Frauenfeinde Menschenfreunde sein sollen. Christiane Florin 15 JESUITEN n JUNI 2019 n KIRCHE DER FRAUEN

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