Jesuiten 2019-2

Die Zukunftsvision eines Provinzials für seinen Orden Ich erinnere mich lebendig an die Begegnungen meines Noviziatsjahrgangs Mitte der 80er Jahre mit den Novizinnen der Missionsärztlichen Schwestern. Sie haben uns in Münster besucht; wir haben sie in ihrer Kommunität in Essen besucht. Wir haben gemeinsam gebetet und Messe gefeiert, wir haben diskutiert und uns zu unseren Erfahrungen mit den Exerzitien ausgetauscht. Das war gut. Es war herzlich, unkompliziert und es lag ein ebenso unausgesprochenes wie unaussprechbares Versprechen in der Luft. Ich meine mich zu erinnern, dass auch die Novizenmeisterin und der Novizenmeister, die das ja initiiert hatten, großes Gefallen an diesem Miteinander hatten. Diese Spur hat sich verloren; Gründe dafür weiß ich nicht. Nun ist das gar nicht der Auftrag, den die Redaktion mir für den Artikel hier gegeben hat, aber es ist diese Erinnerung, die sich ganz weit nach vorn drängt, wenn ich mich an die gestellte Aufgabe mache. Ich frage mich also zunächst, wie sähe der Orden heute aus, wenn wir vom Noviziat an, sehr viel enger mit Frauen zusammen reflektieren, beten, arbeiten und leben würden? Wie würde sich unser Leben in Gemeinschaft nach den Gelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams darstellen und verändern? Sind wir eigentlich neugierig fragend nach den Erfahrungen, die andere (oft jüngere) Gemeinschaften mit solchen Modellen machen? „Zukunftsvision Jesuiten und Frauen“, so die mir gestellte Aufgabe. Ich kann nicht redlich Antwort geben ohne den vermeintlich banalen Hinweis, dass ich als Oberer schreibe, Oberer eines Männerordens und als Priester der Kirche. Und ich ergänze ausdrücklich, dass ich gern und leidenschaftlich Jesuit und Priester bin. Wenn ich also heute deutlich mehr Rechte für Frauen in der Kirche fordere und endlich auch nicht nur erkennbare, sondern auch wirkmächtige Schritte in Richtung Anteilhabe von Frauen am Weiheamt, dann ist mir die Spannung dieser Forderung bewusst und auch die ambivalente Rolle aus der heraus ich dies tue. Ich kenne die Aussagen der kirchlichen Lehre, achte sie, ja verteidige sie. Und doch höre ich auch deutlich Papst Franziskus, der das Quasi-Redeverbot, aufebt und die Diskussion um das Frauen-Diakonat angeordnet hat. Am Ende, so muss ich nach Betrachtung aller Argumente aus Schrift und Tradition festhalten, überzeugt mich die Fixierung auf das Geschlecht bei der Zulassung zur Weihe nicht; eine einleuchtende Anthropologie der Geschlechter, die das hergibt, ist mir nicht bekannt. Jesuiten und Frauen. Was soll ich sagen? Ich wünsche mir sowohl in unserer Ausbildung und vor allem in all „unseren“ Werken enge und gute Zusammenarbeit 18 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2019 n KIRCHE DER FRAUEN

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